Bis 12. September: Foto-Triennale „Ray“ in Frankfurt

Máté Barthas Serie „Kontakt“ entstand bei einem militärisch ausgerichteten Sommerjugendlager in Ungarn. Die Aufnahme ist in der „Ray“-Schau am Ausstellungsort Deutsche Börse Photography Foundation/The Cube zu sehen. Foto: Máté Bartha
© Máté Bartha

22 Künstler zeigen an fünf Ausstellungsorten der Main-Metropole ihre Bilder und Filme zum Thema „Ideologien“. Dazu laufen Partnerprojekte in mehreren anderen Städten Südhessens.

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FRANKFURT. „Soft Opening“? Zu einer solch „sanften Vernissage“ – sprich: einem jeweils individuellen, angemeldeten Rundgang durch ihre Ausstellungen – mussten die Organisatoren der vierten Frankfurter Foto-Triennale „Ray“ ihre ersten Besucher am Mittwoch noch einladen. Die Pandemie forderte hier genauso ihren Tribut wie zuvor beim Presse-Termin: Nur via Bildschirm war zu hören und zu sehen, was die Organisatoren des Festivals bis 12. September mit Exponaten von 22 Künstlern unter dem Motto „Ideologien“ in den Ausstellungsorten Fotografie Forum Frankfurt, Kunststiftung DZ Bank, Museum Angewandte Kunst sowie MMK Museum für Moderne samt Zweigstelle im Zollamt zeigen.

Máté Barthas Serie „Kontakt“ entstand bei einem militärisch ausgerichteten Sommerjugendlager in Ungarn. Die Aufnahme ist in der „Ray“-Schau am Ausstellungsort Deutsche Börse Photography Foundation/The Cube zu sehen. Foto: Máté Bartha
Máté Barthas Serie „Kontakt“ entstand bei einem militärisch ausgerichteten Sommerjugendlager in Ungarn. Die Aufnahme ist in der „Ray“-Schau am Ausstellungsort Deutsche Börse Photography Foundation/The Cube zu sehen. Foto: Máté Bartha

Doch tatsächlich ist schon am heutigen Freitag alles anders. Fast pünktlich zum Beginn von „Ray“ können nicht nur die Frankfurter Ausstellungshäuser wieder Publikum empfangen. Auch die sechs unabhängigen „Ray“-Partnerprojekte des Historischen Museums und des Museums Giersch in Frankfurt, des TU-Kunstforums in Darmstadt, der Opelvillen in Rüsselsheim, der Marta Hoepffner-Gesellschaft im Stadtmuseum Hofheim sowie des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden dürfen ihre Präsentationen zum Thema „Ideologien“ ebenso öffnen – wobei Starttag und Ende an den verschiedenen Orten variieren können.

Ideologien fordern immer wieder menschliche Opfer

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Warum haben die Frankfurter Kuratoren Anne-Marie Beckmann, Christina Leber, Alexandra Lechner, Celina Lunsford, Susanne Pfeffer, Anna Sailer sowie Matthias Wagner K in diesem Jahr das Thema „Ideologien“ gewählt? Die Künstlerische Leiterin des Fotografie Forums Celina Lunsford sagt: „Wir haben uns bei ,Ray‘ immer für aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen im Spiegel der Fotografie interessiert. Und derzeit spiegeln sich darin weltweit Protestbewegungen, aber auch politische Morde. Dabei bestimmen Ideologien das Geschehen, und immer wieder fallen ihnen humane Rechte zum Opfer. Zugleich wollen wir über den Weg der Bilder auch den Betrachter zum Nachdenken darüber anregen, wie sehr jeder von uns aus eigenen Ideologien heraus Situationen bewertet.“

Bei einer Vorschau auf die einzelnen, kostenlosen Präsentationen wird deutlich, wie unterschiedlich, aber durchweg spannend die internationalen Kunstfotografen sich Macht, Manipulation, Missbrauch, Ausgrenzung und Ausbeutung mit der Kamera nähern. In ihren Arbeiten geht es nicht nur quer durch die Kontinente, sondern auch durch die Kunstformen Fotografie, Film und Installation, mal dokumentarisch, mal surreal überzeichnend.

Besonders wichtig ist in diesem „Ray“-Jahr auch, dass nach dem Kultur-Lockdown ein umfangreiches Begleitprogramm geplant ist, das Interessierte direkt einbezieht. Vom 1. bis 3. September wird beispielsweise im Museum Angewandte Kunst zu Festivaltagen mit Vorträgen und Talks eingeladen, bei denen Künstler, Kuratoren und Experten ihren Blick auf Ideologien schildern und diskutieren. Die Künstlerin Johanna Diehl gestaltet in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung Offenbach, der Hochschule Darmstadt, der Kunsthochschule Mainz und der Städelschule eine „Ray Master Class“ als Intensiv-Workshop für Studenten – die dabei entstehenden Arbeiten sind von 1. bis 12. September ebenfalls im Museum Angewandte Kunst zu sehen. Und auch Schüler haben erneut ihren Platz im großen Fotografie-Festival: Im Rahmen von „Ray Junior“ werden Ideologien und ihre Gefahren in Kooperation mit Schulen aus Darmstadt, Frankfurt, Hanau, Offenbach, Mainz und Wiesbaden zum Thema von Foto-Workshops.

Von Annette Krämer-Alig