75 Minuten lang ein stimmiger Abschied – und dann?

aus Tatort & Polizeiruf 110

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Wie endet es mit Lenski (Maria Simon, l.) und Louisa Bronski (Luzia Oppermann)? Foto: rbb/Eikon/Oliver Feist

Dass Maria Simon den "Polizeiruf 110" aus Frankfurt/Oder verlässt, ist seit Längerem bekannt. In "Monstermutter" hat die Schauspielerin in der Rolle als Kommissarin Olga...

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. Das macht eine Bewertung des Films in seiner Gesamtheit natürlich schwierig, zumal sich die Frage stellt, wie viel schockierender ihr Ausstieg werden kann – als beispielsweise mit ihrem Tod, einem großen Blutbad oder ihrem Auftauchen als Geist, wie wir zuletzt im Weimarer "Tatort" sahen. Die Überraschung, die uns in "Monstermutter" erwartet, ist vermutlich am Ende gar keine, da man diese oder eine ähnliche Auflösung sicherlich schon ein paarmal zuvor gesehen hat. Das gilt übrigens auch für den Rest des Films.

Autor und Regisseur Christian Bach hat sich dafür entschieden, Lenski in ihrem letzten Fall entführen zu lassen von einer jungen Frau, die sich nicht mehr anders zu helfen weiß. Louisa Bronski (Luzia Oppermann, die in dieser Rolle brilliert) heißt die Flüchtige, die am Morgen nach einem brutalen Mord an einer Jugendamt-Mitarbeiterin mit Lenski als Geisel flieht. Als Lenski sich nach dem Grund der Flucht erkundigt, findet sie heraus, dass sie gemeinsam mit Bronski auf dem Weg zu deren Tochter ist – und Lenski gegen das Kind eintauschen will, um sich dann abzusetzen.

Das ist durchaus stringent, treibend, spannend und unterhaltsam erzählt, aber eben nichts, das man so oder ähnlich nicht schon gesehen hätte. Dass Bronski kaum über Impuls-Kontrolle verfügt und Lenski somit fast durchgehend in Lebensgefahr schwebt, erhöht jedoch die Frequenz, mit der sich der Zuschauer die Nägel von den Fingern kauen wird. Es sind viele Minuten der Anspannung, in denen wir Bronski und Lenski auf dem Weg zur Übergabe folgen. Hinzu kommt ein Nebenkriegsschauplatz: Lenskis Kollege Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) wusste nicht, dass seine Kollegin gekündigt hat, und ist sauer auf deren Geheimhaltungstaktik.

Der Titel "Monstermutter" indes zieht sich durch den gesamten Film: Es geht nicht nur um Bronski und deren kleine Tochter. Es geht auch um Louise Bronskis Mutter Nicole (Jule Böwe) und ihr Versagen. Es geht um Lenski selbst, die wieder einmal den Erwartungen ihrer Tochter Alma (Aennie Lade – übrigens auch Maria Simons richtige Tochter) nicht gerecht werden kann. Auch Lenskis Mutter ist mit von der Partie.

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Simons Abschied ist stimmig. So wie stets ihre Rolle ist auch ihr Abgang von einer gewissen Gelassenheit, einer Ruhe, Professionalität und einem angenehmen Pragmatismus geprägt – soweit eben 75 statt die kompletten 88 Minuten diese Beurteilung zulassen. Raczek und Lenski waren ein unaufgeregtes Team, das nach einigen Startschwierigkeiten gut miteinander zurechtkam. So bleibt die Wehmut, dass sich Simon dafür entschieden hat, nun andere Wege zu gehen.

Das Erste zeigt den "Polizeiruf 110: Monstermutter" am Sonntag, 31. Januar, um 20.15 Uhr.