Das Ende ist eine Wucht

aus Tatort & Polizeiruf 110

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Bönisch (Anna Schudt) und Faber (Jörg Hartmann) sind ein ungewöhnliches Team - und können nicht ohne einander. Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost

Nachdem sie ein Jahr lang vermisst worden ist, wird die Leiche von Feline Wagner in einem Bestattungswald gefunden, als dort Vorbereitungen für eine Urnenbeisetzung im Gange sind.

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. Die Dortmunder Kommissare Faber (Jörg Hartmann), Bönisch (Anna Schudt), Herzog (Stefanie Reinsperger) und Pawlak (Rick Okon) haben mit ihren Ermittlungen kaum begonnen, da taucht eine zweite Leiche auf: wieder im Bestattungswald, wieder in einer bar bezahlten Grabstätte. Der Mann, der die Stätten buchte, existiert jedoch nicht. Zwischen beiden Morden lag jeweils ein Jahr – und bald sind wieder zwölf Monate vergangen.

Der Dortmunder "Tatort" reißt in "Liebe mich" gleich mehrere Baustellen auf: Wir sind immer noch ganz nah dran an Jan Pawlaks familiären Problemen. Seine Frau Ella sitzt nach den Vorkommnissen in "Gier und Angst" in Untersuchungshaft, seine Tochter Mia (Jana Giesel) ist der Oma weggelaufen. Kollegin Rosa Herzog wird auf einmal mit ihrer kriminellen Mutter (Rosa Enskat) konfrontiert, die plötzlich ihre Hilfe will, da sie aus der linksextremen Szene aussteigen möchte. Martina Bönisch kämpft immer noch mit ihrem manipulativen und mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ausgestatteten Ex aus der KTU, Sebastian Haller (Tilman Strauß), der ihr mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde droht. Einzig Faber hat gerade keine Probleme – nur das eine: Wie kommt er an Bönisch ran? Ungeniert flirtet der Chef mit der Kollegin, die manchmal müde lächelt und manchmal darauf einsteigt. Überraschungen inbegriffen!

Jürgen Werner hat mit seinem Drehbuch wirklich keine der Figuren verschont. Jeder hat irgendwie sein Päckchen zu tragen, mal ein größeres, mal ein kleineres. Regisseur Torsten C. Fischer hat die Fäden jedoch gekonnt aufgenommen und sorgt mit seiner Inszenierung dafür, dass beim Zuschauer kein Völlegefühl entsteht. Einzig die Krimi-Handlung wird hinten raus immer dünner, so dass doch die Frage aufkommt, ob das gewählte Tatmotiv wirklich als Motiv ausreicht. Doch gerade diese Krimi-Handlung verblasst vor den Geschehnissen des explosiven Endes.

Die gespenstische Stille – sprich: keine Streits, keine Konflikte, keine Alleingänge – im Umgang der Kommissare untereinander ist fast unheimlich für Dortmunder Verhältnisse. Doch all diese Dinge kumulieren sich lediglich. Natürlich muss es knallen und krachen. Und natürlich ist das gut so. Und jeder, der jemals einen Dortmunder "Tatort" geschaut und für gut befunden hat, jeder, der zuletzt damit haderte, dass Faber keine Waschbecken mehr zertrümmerte, sollte "Liebe mich" unbedingt einschalten. Er stellt die letzten Filme "Masken" und "Gier und Angst" eindrucksvoll in den Schatten und markiert nicht nur deshalb einen Meilenstein in der Geschichte des Dortmunder Teams. Die zweite Hälfte des Films ist schlichtweg eine Wucht.

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Das Erste zeigt den "Tatort: Liebe mich" am Sonntag, 20. Februar, um 20.15 Uhr.