
Es ist ARD-Themenwoche, und die steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Wir gesucht! – Was hält uns zusammen?“ In diesem Rahmen feiert der „Tatort: Die Blicke der anderen“ Premiere.
Freiburg. Im Dienst: Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) aus dem Schwarzwald. Ihr Fall: Ein Mann und sein Sohn werden in einer Kleinstadt vermisst. Die Ehefrau und Mutter Sandra Vogt (Lisa Hagmeister) reagiert auf die Nachricht stoisch, für Außenstehende merkwürdig. Sie ist die, die mit den „Blicken der anderen“ belegt wird, eine Außenseiterin.
Autor Bernd Lange wollte mit Sandra Vogt eine Figur schaffen, die in keine Norm passt, von der die Nachbarn, das Umfeld nicht wissen, wie die Person eigentlich tickt, wer sie wirklich ist, wer sie sein will – und vor allem, wieso sie nicht reinpassen will. Die Figur Sandra Vogt ist hervorragend besetzt, allerdings fehlen doch ein paar Nuancen in der Ausarbeitung, um das Gefühl des Umfelds wirklich nachzuvollziehen. Denn merkwürdig, seltsam und anders ist Vogt zwar, aber auch nicht viel mehr als andere Menschen. Wieso ausgerechnet sie den Blicken, Gerüchten und Gesprächen ihres Umfelds ausgesetzt sein soll, bleibt leider im Vagen.
Und dann gibt es da ja auch noch den Fall: Was ist mit Gerd Vogt (Daniel Lommatzsch) und seinem Sohn passiert? Wieso ist im Haus der Vogts so viel Blut zu finden? Natürlich ist Sandra Vogt verdächtig, natürlich schafft sie es nicht, den Verdacht logisch und nachvollziehbar aus der Welt zu räumen, natürlich wird sie wieder zum Gespräch der Stadt. Aber war Sandra Vogt es wirklich? Berg und Tobler bleiben dran, bis eine furchtbare Entdeckung machen.
Unterm Strich: Ja, auch im Schwarzwald wurde in der Vergangenheit gerne mit Themen und Drehbüchern experimentiert. Das führte dazu, dass Tobler/Berg inzwischen einen umstrittenen Ruf in der Tatort-Fan-Gemeinschaft haben. Aber „Die Blicke der anderen“ ist nicht nur gut geschrieben, sondern von Regisseurin Franziska Schlotterer auch in weiten Teilen großartig inszeniert worden. Es ist spannend, man bleibt dran, die Frage, was den Vogts passiert ist, wird so spät aufgelöst, dass man kaum merkt, dass knapp 90 Minuten vergangen sind. „Die Blicke der anderen“ gehört zweifellos zu den besten Krimis, die das Team Tobler/Berg bislang hervorgebracht hat.
Das Erste zeigt den „Tatort: Die Blicke der anderen“ am Sonntag, 6. November, um 20.15 Uhr.