Kein Kracher zum Saisonstart

aus Tatort & Polizeiruf 110

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Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) wirken nach der Sommerpause ein wenig blass. Foto: HR/Degeto/Bettina Müller
© HR/Degeto/Bettina Müller

Schade: Die Krimi-Reihe "Tatort" startet leider nicht mit einem Kracher in die Saison 2021/2022.

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. "Wer zögert, ist tot" heißt der neueste Film des Ablegers aus Frankfurt mit Margarita Broich (Anna Janneke) und Wolfram Koch (Paul Brix). Der Titel könnte etwas abgewandelt auch das Motto des Zuschauers sein, der einzuschlafen droht, wenn er nicht rechtzeitig um- beziehungsweise abschaltet, frei getitelt: "Wer zögert, schläft ein".

Der Film aus der Feder von Petra Lüschow, die ihn auch inszeniert hat, ist dabei nicht mal sonderlich schlecht. Aber es ist einer jener "Tatorte", an deren Handlung man eine Woche später schon keine Erinnerung mehr hat. Er sticht durch nichts sonderlich heraus, hebt sich weder besonders positiv noch negativ vom Krimi-Einheitsbrei im deutschen Fernsehen ab.

Dabei beginnt "Wer zögert, ist tot" durchaus vielversprechend: Frederick Seibold (Helgi Schmid), Sohn des vermögenden Wirtschaftsanwalts Konrad Seibold (Bernhard Schütz), wird entführt, ein hohes Lösegeld gefordert. Doch der Vater sieht gar nicht ein, auch nur einen Euro locker zu machen, denn sein Taugenichts-Sohn hat die Entführung inszeniert, da ist sich Seibold senior von Beginn an sicher. Das allerdings stimmt gar nicht. Der Zuschauer hat dabei einen Wissensvorsprung, was durchaus für Spannung in den ersten 15, 20 Minuten sorgt.

Drei Personen hatten Seibold junior gleich zu Beginn entführt, einer der Entführer war dabei sogar tragisch zu Tode gekommen. Der Zuschauer schaut dann den Ermittlern 70 Minuten lang dabei zu, wie sie die einzelnen Puzzleteile zusammensetzen.

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Die Figuren in diesem "Tatort" sind gut ausgearbeitet, bringen die entsprechende Tiefe mit und verleihen dem Drehbuch damit durchaus Relevanz und die nötige Stimmigkeit. Trotzdem reißt die Handlung nach der guten Anfangsviertelstunde ab, der rote Faden geht verloren – und damit auch die Spannung und das Interesse des Zuschauers, wissen zu wollen, was denn nun eigentlich bei den Seibolds passiert ist.

Völlig zusammenhanglos wirkt zudem die eingesponnene Nebenhandlung, bei der es um Brix' Vermieterin Fanny (Zazie de Paris) geht. Dieser Handlungsstrang ist durchaus wichtig für die Ermittlungen der Kommissare, wirkt aber genau deshalb konstruiert, obwohl Zazie de Paris dem blassen Kommissarsduo die nötige Farbe verleiht, um dem Film am Ende nicht noch mehr Punkte abziehen zu müssen.

Das Erste zeigt den "Tatort: Wer zögert, ist tot" am Sonntag, 29. August, um 20.15 Uhr.