Teamwork gegen patriarchische Schmierlappen: Felix Voss (Fabian Hinrichs) ermittelt im Franken-„Tatort“ mit Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) auf fremdem Terrain.
Nürnberg. Es war eine besondere Beziehung, die Hauptkommissar Felix Voss, seine Studienfreunde Antonia „Toni“ Hentschell (Sina Martens) und Marcus Borchert (Pirmin Sedlmeier) verbunden hat. Wilde Partynächte in Berlin, Romantik am See. Diese Vergangenheit holt ihn nun ein, als Borchert – inzwischen Pfarrer in Konradsgrün in der Oberpfalz – ihn zum sonntäglichen Gottesdienst einlädt. Kryptisch verrät er im Vorfeld nur: „Es geht um Toni. Ich gehe in der Predigt darauf ein.“
Doch dazu kommt es nicht, denn Borchert wird in der Sakristei vor der Messe erstochen. Zwei Kreuze mit Edelsteinen wurden entwendet, was dafür sorgt, dass die ansässige Polizei die Tat als Raubmord bewertet. Bedeutet: keine Zuständigkeit für Voss.
Doch Voss glaubt nicht an einen Raubmord. Insbesondere nicht, als er erfährt, dass Toni sich vor zwei Jahren umgebracht hat. In einer einsamen Berghütte soll sie Feuer gelegt haben und verbrannt sein. Voss ist überzeugt davon, dass Borchert in seiner Predigt – mit Laptop und Beamer – Beweise liefern wollte, dass Toni damals ermordet wurde.
„Am Arsch der Heide hier.“ Voss‘ Kollegin Paula Ringelhahn reist ebenfalls zur Unterstützung in die Oberpfalz. Sie spürt, dass Voss dieser Fall näher geht, als er sollte. Voss, der überfordert ist, mit seinen Gefühlen, scheint mit seinen Ermittlungen in ein Wespennest zu stechen. Denn Tonis Angehörige, eine namhafte Unternehmerfamilie, versuchen mit allen Mitteln, Voss‘ Nachbohren zu unterbinden. Nach und nach erfahren Voss und Ringelhahn, dass die ehrgeizige Toni es auf die Nachfolge im Betrieb ihres Vaters abgesehen hatte, der wiederum nur die männlichen Nachkommen bedenken wollte. Ein Familienstreit, dessen Ausmaß erst nach und nach klar wird.
Das Ende kommt zugegebenermaßen nicht ganz überraschend, dennoch spielt Regisseur Michael Krummenacher im Franken-„Tatort“ „Hochamt für Toni“ über eine lange Zeit hinweg auf subtile Weise mit einem gelungenen Spannungsaufbau. Polizei-Teamwork gegen patriarchische Schmierlappen – so lassen sich die Fronten ganz gut beschreiben, die dabei aufeinanderprallen. Für Voss ist sein neunter Fall ein sehr persönlicher, der viele „Was wäre, wenn“-Fragen neu aufrollt. Seine emotionale Befangenheit fängt Kollegin Ringelhahn mit der entsprechenden Rationalität auf. Ein Fall, der posthum die Erfinderin des Franken-Krimis würdigt: BR-Redaktionsleiterin Stephanie Heckner starb am 27. März.
Das Erste zeigt den „Tatort: Hochamt für Toni“ am Sonntag, 4. Juni, um 20.15 Uhr.