Die Ausstellung „Komische Typen“ in der Galerie 23 mit Werken des Gießeners Sebastian Niepoth und der Nürnbergerin Anna Klug wurde an Freitag und Samstag eröffnet.
GIESSEN. GIESSEN. Aufgemerkt: In der Galerie 23 wurden jetzt „Komische Typen“ gesehen. Damit sind nicht die Besucher gemeint, die die aktuelle Ausstellung besichtigten, es ist schlicht der Titel der Schau. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie ist eine Ausstellung dort wieder öffentlich zugänglich. Freitag und Samstag war Eröffnung, ab sofort gelten wieder die normalen Öffnungszeiten, die Ausstellung läuft bis zum 28. August. Die Künstler waren auch zugegen.
Zu sehen sind Bilder des Gießeners Sebastian Niepoth und Figuren der Nürnberger Künstlerin Anna Dorothea Klug. Die in verhaltener Farbigkeit angelegten Bilder Niepoths passen erstaunlich gut zu Klugs differenziert dreinblickenden Figuren, es besteht gleichsam eine Interaktion. Natürlich sind die Figuren scheinbar auf den ersten Blick leichter zugänglich, doch ihre teilabstrahierte Machart macht sie auch wieder nicht auf den ersten Blick verständlich.
„Wir freuen uns ungeheuer, dass es wieder weitergeht,“ sagte Andrea Lührig von der Galerieleitung, „zudem erschien zum zehnjährigen Jubiläum der Galerie ein sehr schönes Buch, das man jetzt auch für 15 Euro kaufen kann“. Die Besucherzahl ist auf 20 beschränkt, es gelten die Hygieneregeln. Macht nichts, oder? „Ich ärgere mich gar nicht“ sagte Lührig, „schon jetzt ist es schön, mit mehr als einem Menschen in der Galerie zu stehen und wieder ein bisschen Leben zu spüren. Da wird deutlich, dass dieser Raum eigentlich ohne Menschen alles verliert und Kunst nur dann zu Kunst wird, wenn sie Betrachter bekommt“. Die Schau sei schon lange angedacht gewesen und sollte im letzten März stattfinden, „die Einladungskarten waren schon gedruckt.“
Die Ansicht der Galeristen Andrea Lührig und Mirko Westermayer zu den Künstlern: „Sebastian Niepoths Gemälde bestechen durch ihre immer weiterschreitende Reduktion und Präzision. Seitdem wir seine Werke 2017 das erste Mal in der Galerie 23 präsentiert hatten, ist er seinem Weg als freischaffender Künstler kontinuierlich gefolgt. Seine Werke haben eine Entwicklung vom Figürlichen über Verfremdung hin zur Abstraktion gefunden. Auch farblich hat er seine Bilder immer weiter auf ein Minimum an Farbigkeit reduziert, bis hin zu fast monochromen grafischen Kompositionen. Man spürt förmlich seine Freude am Experimentieren mit Formen und Materialien.“
Niepoth, Jahrgang 1988, stammt aus Geißen. Er studierte an der Fachhochschule Wiesbaden Grafikdesign und lebte auch dreieinhalb Jahre dort, „aber ich habe meinen Bezug zu Gießen nie verloren, ich habe mich hier einfach wohlgefühlt“. Er wandte sich beruflich der Kunst zu, während er zugleich noch im Grafikdesign und der Fotografie tätig war. „Das mit der Kunst fing an, als ich für den damaligen Kümmerer Florian Seel Flyer und Werbung gemacht hab. Der fragte mich, ob ich meine Arbeiten nicht mal in seinen sogenannten Zwischenräumen zeigen wollte.“ Seel war einige Jahre lang richtungweisend aktiv in der künstlerischen Zwischennutzung von freien Räumen und der Förderung der regionalen Kunstszene. Die Kooperation war Niepoths Startschuss für die Malerei, wo er „mal was Großformatiges“ machen konnte. Er ging dann einen Weg von den eher knalligen Farben und gegenständlichen Formen zu Reduktion und Abstraktion, erläutert er.
Klugs Figuren entstehen nach kleinen Zeichnungen, Aquarellen oder spontanen Skizzen. Mithilfe der Keramik verleiht die Künstlerin ihren surrealen Gestalten Dreidimensionalität und macht sie unmittelbarer erlebbar. „Uns gefällt insbesondere die haptische Ästhetik und unaufdringliche Farbgebung ihrer Skulpturen, in der sie auch den Werken Sebastian Niepoths ähneln“ (Lührig und Westermayer).
Anna Dorothea Klug, Jahrgang 1984, stammt aus Nürnberg. Sie studierte 2004-2008 an der Freien Kunstakademie Nürtingen e.V. in den Fachbereichen Atelier für narratives Gestalten und Gefäßkeramik. 2010 erhielt sie ein DAAD-Stipendium für ein Austauschsemester an der Ohio University School of Art, in USA im Fachbereich Keramik bei Prof. Brad Schwieger und Prof. Tom Bartel. Im Juli 2014 erwarb sie ihr Diplom am Fachbereich Keramik an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle bei Prof. Martin Neubert, Prof. Andrea Zaumseil und Prof. Nike Bätzner.
Klugs Figuren heißen meistens nur „Typen“, manche „Komische Typen“, andere „Neue Botschafter aus der Welt dahinter“ und manche einfach „Charaktere“. Persönlichkeiten sind sie allesamt. „Ganz wichtig ist für mich die Beobachtung von Menschen und diesen Typen, die sich in der Gesellschaft finden“, sagte sie. Ziel sei das Transportieren und erzeugen von Stimmungen beim Betrachter „und auch so eine Gratwanderung zwischen gutem und ungutem Gefühl“.
Der Einlass ist auf maximal 20 Personen beschränkt, es gelten die allgemeinen Hygieneregeln sowie Abstands- und Maskenpflicht. Die Galerie ist zudem mit modernen Luftfiltern ausgestattet. Öffnungszeiten ab 16. Juni: Mittwoch bis Freitag 14 – 18 Uhr, Sa: 11 – 16 Uhr