Die besten Glückwünsche ans Hessische Landesmuseum

Die Echo-Redaktion um Annette Krämer-Alig, Johannes Breckner und Ulrike Winter bei der Sichtung der Glückwunschkarten.  Foto: Guido Schiek
© Guido Schiek

Kreative Freunde beschenken das Hessische Landesmuseum in Darmstadt mit ihren Glückwünschen zum 200-jährigen Bestehen. Eine Echo-Jury hat die schönsten Einsendungen nun prämiert.

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DARMSTADT. Man weiß nicht, was Benimm-Ratgeber in diesem Falle sagen würden. In ihnen steht ja auch nicht drin, was ein Museum zu seinem 200. Geburtstag tun oder lassen sollte. Darf man um Glückwünsche bitten, oder muss man demütig warten, ob sie vielleicht eintreffen? Weil das Hessische Landesmuseum sich immer auch als Ermunterer der Kreativität versteht, hat es sein Publikum zu besonders originellen Glückwunschsendungen eingeladen - und Antworten bekommen, die Staunen und durchaus auch Rührung ausgelöst haben. Solche Freunde wünscht man sich! Kenntnisreich und warmherzig haben sie ihre Beziehung zu diesem Museum ausgedrückt, sie haben zu Buntstift und Schere, Kleber und Lineal gegriffen, haben Karton und Tonpapier beschrieben. Nicht nur der Text dieser Karten, auch die Sorgfalt der liebevollen Gestaltung ist ein Zeichen der Zuneigung, für die sich das Museum glücklich schätzen darf.

Die Echo-Redaktion um Annette Krämer-Alig, Johannes Breckner und Ulrike Winter bei der Sichtung der Glückwunschkarten.
Alle eingesendeten Glückwunschkarten auf einen Blick.
Auf fantasievoll farbig grundiertem Leinwandkarton haben Sylvia und Martin Schmid gemeinsam mit Carina und Simeon die Jubiläumszahl 200 mit Schneckenhäusern aufgeklebt.
Die Collage von Wilfriede Adhikary hat den Lageplan-Flyer des Hauses als Grundlage genommen und lässt die bekanntesten Exponate über der Fassade tanzen.
Mit einem kreativen Layout punktet die Glückwunschkarte von Bettina Gieseler.
Heike Rühl bringt ihre Gratulationen mit Darmstadts "Langem Ludwig" zum Ausdruck.
Johannes Breckner präsentiert die Grußkarte mit den geklebten Schneckenhäusern.
Ulrike Winter präsentiert die Collage von Wilfriede Adhikary.
Annette Krämer-Alig hält die Glückwunschkarte von Bettina Gieseler in der Hand.

Echo-Redaktion als Jury

Weil die Mitarbeiter sich über jede einzelne Einsendung gefreut haben und nicht urteilen wollten, welche von ihnen einen der ausgelobten Preise erhält, haben sie die Redaktion dieser Zeitung zur Jurysitzung in den Rodensteiner Hof gebeten. In der Mitte ein bunter Wühltisch der Fantasie: Eine Profi-Künstlerin hat verschiedene Formate gestaltet, eine Zeichnung lehnt Riesengemälde an die Fassade des Messelbaus und setzt das Mastodon aufs Dach, beschienen von einer Sonne, die verdächtig an das Modell des Corona-Virus erinnert. In mehreren Variationen sind die Löwen vom Eingang zu sehen, für eine Besucherin sind sie das "majestätische Zeichen, dass hier eine andere Welt beginnt". Besonders schön: Viele Einsender erzählen davon, dass sie diesem Museum von Kindheit an verbunden sind - und weil etliche generationenübergreifende Gemeinschaftsarbeiten dabei sind, darf man davon ausgehen, dass die Liebe zum Museum keine Nachwuchssorgen haben muss.

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Vier statt ursprünglich drei Preisträger

Drei Preisträger sollte es geben, aber weil die Wahl unter den Einsendungen so schwerfiel, stiftete das Landesmuseum ein viertes prall gefülltes Ausstellungspaket. Zwei gehen nach Ober-Ramstadt: Auf fantasievoll farbig grundiertem Leinwandkarton haben Sylvia und Martin Schmid gemeinsam mit Carina und Simeon die Jubiläumszahl 200 mit Schneckenhäusern aufgeklebt. Die Nachwuchskünstlerin Rabia Freitag aus derselben Stadt hat Dinos gemalt und eine Klapppostkarte gebastelt: Wenn man sie öffnet, erblickt man das Dino-Ei. Na schön, diese Tiere werden am Friedensplatz zwar nicht ausgestellt, aber sie sind gewissermaßen Maskottchen der Urzeit, über die man hier viel erfahren kann. Die Collage von Wilfriede Adhikary aus Darmstadt hat den Lageplan-Flyer des Hauses als Grundlage genommen und lässt die bekanntesten Exponate über der Fassade tanzen. Bei der Klappkarte von Bettina Gieseler aus Darmstadt gefällt nicht nur die Schmuckzeichnung auf der Außenseite als Bild für das "dauerhafte Juwel", sondern auch die originelle Anordnung der Buchstaben, die mit dem Wort Museum die Begriffe Gesamtkunstwerk, Natur, Geschichte, Erlebnis, Kunst und Studium verknüpfen. "In der Gegenwart Rückblicke in die Vergangenheit und Ausblicke in die Zukunft schaffend", schreibt Frau Gieseler.

Außergewöhnlicher Beitrag von Koko Gieseler

Besser könnte es die Werbeabteilung des Hauses wahrscheinlich auch nicht formulieren - und offenbar hat diese Werbung auch innerhalb der Familie gewirkt, denn auch die Tochter Koko Gieseler, die inzwischen in Hamburg lebt, hat sich an der Glückwunsch-Aktion beteiligt. Und das mit einem wirklich außergewöhnlichen Beitrag. Über 15 eng beschriebene Seiten erstreckt sich ihr Gedicht, das einen Schorsch auf Rundgang durchs Museum schickt, bei Ludewig Eins anfängt und beim Block Beuys noch lange nicht aufhört, sogar die Heiner-Ampelmännchen am Friedensplatz erwähnt, mit der Typografie spielt, mal eine Formel einfügt. Das ist so originell in der Idee wie gelungen in der Ausführung, weshalb sich die Echo-Redaktion entschieden hat, dieses lange Gedicht mit einem Sonderpreis zu würdigen.