Die Singer-Songwriterin Fee eröffnete die Reihe "künstlich unterwegs" mit einem Konzert im Biergarten des Licher Traumstern-Kinos.
LICH. Besser hätte man sich die äußeren Gegebenheiten nicht wünschen können. Sommerliche Atmosphäre, warme Temperaturen noch am Abend, der Biergarten vor dem Kino Traumstern voller Menschen. Start der kleinen Veranstaltungsreihe "künstlich unterwegs" also unter besten Bedingungen. Karla Katja Leisen und Peter Damm, die beiden Vorsitzenden des Vereins, sprühten vor guter Laune. "Wir sind so glücklich, dass es endlich losgeht", rief Leisen dem Publikum zu, und Damm sprach von einer gleich "mehrfachen Premiere". Erstmals wieder eine Veranstaltung nach der Pandemie, zudem Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe und schließlich eine Veranstaltung mit dem neuen Pächter der Kinokneipe "Statt Gießen". Als Gast begrüßte er die Singer-Songwriterin Fee, die mit ihren selbst geschriebenen Liedern dem Licher Publikum keine Unbekannte mehr ist. Einmal war sie bereits bei den Kinotagen in Laubach und einmal in der Kinokneipe zu hören. Doch diesmal kam sie nicht allein, sondern hatte ihre Freundin Jule (Bass, Gesang) mitgebracht.
Ein paar Worte vor dem Auftritt: "Seid Ihr echte Menschen, seid Ihr wirklich da?" Nach monatelanger Zwangspause war Fee geradezu aus dem Häuschen vor Freude. Sie erkundigte sich, wie viele der Besucher in den vergangenen Monaten Streaming-Konzerte gehört hatten. Es waren nicht allzu viele, und für sie als Künstlerin war diese Zeit der Streaming-Aufnahmen alles andere als erfreulich.
Gute-Laune-Modus
Auftakt mit einem alten Song, neu arrangiert, "Cheri" der Titel, der das Publikum gleich in einen beschwingten Gute-Laune-Modus versetzte. Ein wohlklingendes Gesangsduo mit Bass-Begleitung, das konnte sich hören lassen. Endlich mal wieder Frauen auf der Bühne! In den vergangenen Jahren waren Musikerinnen eher selten auf der Bühne anzutreffen. Sängerinnen schon, doch Damen mit Bassgitarre oder anderen Instrumenten wirklich nur wenige.
Fee hat sich noch nie entmutigen lassen. Bereits in jungen Jahren stand sie mit ihrer Gitarre auf der Bühne. 1990 als Felizitas Mietz in Marburg geboren, begann sie schon in jungen Jahren mit Singen und Gitarre spielen. Schon früh schlug sie die Laufbahn als Singer-Songwriterin ein, sie war viel unterwegs im Lande: kleine Wohnzimmerkonzerte, aber auch große Auftritte mit der hr-Bigband im Sendesaal des Hessischen Rundfunks. Bekannt wurde sie vor allem als Frontfrau der Gießener Band "Neoh", doch als die Gruppe von einem Label unter Vertrag genommen werden sollte, stieg sie aus. Nur noch fertig geschriebene Texte und Melodien, das war noch nie ihr Ding. Lieber selbst kreativ werden, lautet ihre Devise. Und so hat sie denn als Solokünstlerin ihr erstes Album "Einzimmerwohnung" herausgebracht, das unter anderem vom harten Kampf um eine passable Wohnung in Frankfurt erzählt. Seit 2010 wohnt sie in der Mainmetropole, von hier aus bricht sie zu ihren zahlreichen Touren auf. Bis zur Corona-Krise, durch die auch die Sängerin Fee plötzlich an einen Raum gebunden war. Immerhin hat sie die Zeit genutzt, jetzt liegt ihr zweites Album vor mit dem verheißungsvollen Titel "Nachtluft".
Ihr Anspruch: Emotionen zulassen, von fröhlich bis traurig. "Zusammen kann uns nichts passieren" heißt eines ihrer Liebeslieder, die sie in Lich präsentierte. Weitere Titel: "Mit dir" oder "Herzschlag", einprägsame Melodien, die im Ohr bleiben. Gern schwelgt sie in Erinnerungen an den Garten ihrer Oma. Oder sie erträumt eine gute Zukunft für alle: "Ich will doch nur eine heile Welt" heißt eines der Lieder, doch das Unerreichbare in einer leichten Melodie zu beschwören, kann schwerlich gelingen, das weiß die Sängerin selbst. Die Geschichte, die zur Entstehung dieses Songs führte, ist da fast spannender. Als Mieterin einer Erdgeschosswohnung kam die Sängerin immer wieder in die Situation, DHL-Pakete im ganzen Haus verteilen zu müssen, bis ihr mal der Kragen platzte... In diesem Zusammenhang überlegte sie denn auch, was man wohl alles bestellen könne, eine "heile Welt" geliefert zu bekommen, wäre wunderbar.
Die Songwriterin Fee kann nicht nur singen, sondern auch bilderreich und spannend erzählen, von ihrer Oma, vom Treffen mit den Managern der Musikindustrie, von ihren Reisen. Da erstaunt es nicht, zu hören, dass sie in der Frankfurter Brotfabrik "Poetry Slams" vorgetragen und selbst moderiert hat. Die lockere Gestaltung des Abends gelang ihr auch im Traumstern-Garten mit fast spielerischer Leichtigkeit. Die hübsche junge Frau, inzwischen mit flotter Kurzhaarfrisur, begeisterte ihre Gäste. Ihre Bandkollegin Jule band sie in Liedern und Gesprächen jederzeit mit ein, und die Konstellation Gesang, Bass und Gitarre erwies sich für dieses kleine Bühnenformat als wirklich gelungen.
Als Überraschungsgast des Abends stellte sich ein Team der "Hessenschau" ein, das die entspannte Atmosphäre bei Lockerung der Corona-Regeln in einer Live-Schaltung aufnahm. Viel Applaus für die Sängerin, die mit dem Konzert ihre nächste Tour eröffnete. Daten sind der Homepage www.feemusik.de zu entnehmen.
Von Ulla Hahn-Grimm