Informative Kultur-Gesprächsrunde mit Ministerin Angela Dorn

Regionalforum Kultur in der Kongresshalle (von links): : Edgar Langer (Kino Traumstern), Angela Dorn (Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst), Yasmin Hameed  (Moderatorin), Dr. Birgit Wolf (Kulturermöglicherin), Mareike Wütscher (Landesmusikakademie Hessen), Dr. Christoph Otterbeck (Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg) und Felix Römer (Poetry Slammer). Fotos: Schultz

„Wir wollen Leitlinien und Leitplanken schaffen“, sagte Dorn in der Kongresshalle. Der Masterplan Kultur soll bis Spätsommer 2022 fertig sein und dann im Landtag...

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GIESSEN. GIESSEN. Der Kultur geht es schlecht in der Pandemie, aber die Hessische Landesregierung tut mit dem Masterplan Kultur etwas dagegen. Am Mittwoch in der Kongresshalle fand die Tagung des mittelhessischen Regionalforums Kultur statt, eine Aussprache mit Kulturschaffenden im Beisein der Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Angela Dorn (Grüne), über Zwischenergebnisse und Perspektiven des weiteren Vorgehens.

Regionalforum Kultur in der Kongresshalle (von links): : Edgar Langer (Kino Traumstern), Angela Dorn (Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst), Yasmin Hameed  (Moderatorin), Dr. Birgit Wolf (Kulturermöglicherin), Mareike Wütscher (Landesmusikakademie Hessen), Dr. Christoph Otterbeck (Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg) und Felix Römer (Poetry Slammer). Fotos: Schultz
Angela Dorn

Der Beteiligungsprozess zum Masterplan Kultur (MPK) geht im Oktober mit drei Regionalforen in seine zweite Phase. Alle Kulturschaffenden in Hessen und alle, die sich für Kunst und Kultur interessieren, sind eingeladen, bei den Veranstaltungen in Nord-, Mittel- und Südhessen darüber zu sprechen, welche Kultur das Land braucht. Und natürlich darüber, was im Rahmen des MPK schon passiert ist. Die Kongresshalle war sehr gut besucht.

„Wir wollen Leitlinien und Leitplanken schaffen“, sagte die Ministerin in ihrer kurzen Einführung. Dazu seien bislang elf Workshops mit 170 Teilnehmern gelaufen. „Durchaus auch mit kontroversen Positionen, aber auch mit so viel Konstruktivität“, sagte Dorn. Und: Sie sei „dankbar, denn so kommen auch Kompromissideen zustande“. Man wolle aber „noch tiefer reingehen“, sagte sie, „und den Fachdialog im kommenden Jahr fortführen“. Teile des Prozesses mussten wie vielerorts digital stattfinden, aber die Aktionen hätten auch bereits zu ersten Leitsätzen bezüglich Werten und Zielen geführt. In den Foren sei der Wunsch nach Fortführung der Arbeit geäußert worden. Zudem finde auch ein interministerieller Dialog zum Thema statt, dessen Ergebnisse veröffentlicht werden. Der Masterplan solle bis Spätsommer 2022 fertig sein und dann im Landtag beschlossen werden, ergänzte Dorn.

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Großer Reichtum

Ergänzend lief eine Videobotschaft der Staatssekretärin im Kultusministerium Baden-Württemberg Petra Olschowski, wo vor drei Jahren ein ähnlicher Plan aufgelegt wurde, um zu erfahren, welche Themen die Kulturschaffenden bewegen (darunter Transformation, neue Bündnisse, Kunst und Kultur im ländlichen Raum). Das Engagement der Kreativen habe einen großen Reichtum zutage gefördert. Zur Auflockerung unterhielten ein Duo mit Violine und Nyckelharpa namens „Atanjula“ und der Poetry-Slammer Felix Römer mit Gitarrist Max Remmert das konzentrierte Publikum.

Welche Herausforderungen Corona gebracht habe? „Dafür bräuchten wir einen eigenen Abend“, sagte Dorn. Es sei vor allem um gesellschaftliche Zusammenarbeit, die Frage, wie resilient die Gesellschaft ist, den Arbeitsmarkt und die Frage gegangen, was Kultur bedeute. „Wir verstehen uns als Ermöglicher“, sagte die Ministerin. Wichtig sei auch, die Erkenntnis der Kommunen zu fördern, dass Kultur ein harter Standortfaktor sei. Mit zeitlichem Abstand wird sich eine zusätzliche Runde mit Fach-Workshops anschließen, um die Ergebnisse der ersten Runde und die Erkenntnisse aus den anderen Regionalforen zu vertiefen und zu konkretisieren.

Das Podiumsgespräch erwies sich als unerwartet informativ. Es unterhielten sich Edgar Langer (Kino Traumstern), Angela Dorn (Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst), Dr. Birgit Wolf (Kulturermöglicherin), Mareike Wütscher (Landesmusikakademie Hessen), Dr. Christoph Otterbeck (Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg), Felix Römer (Poetry Slammer) auf der Bühne der Kongresshalle. Die Moderation besorgte Yasmin Hameed. Auftakt war die Frage, welche Funktion Kultur habe. „Es geht darum, Treffen von Menschen zu ermöglichen“, sagte Edgar Langer vom Licher Traumstern, „und das ist alles gefährdet: Über die Hälfte der Zuschauer geht noch nicht aus dem Haus; wir können im Kino nur mit der Hälfte rechnen. Es gibt häufig endlose Diskussionen. Das ist stressig, und das Kreative fällt da etwas runter. Mit Kunstkoordinatoren ist aber schon viel erreicht worden“.

Zudem sei die Infrastruktur immer noch schlecht: „Wer kein Auto hat, kommt nicht zum Kino und Kulturzentrum oder wieder heim.“ Weiterentwicklung im Denken zwischen Kultur in der Metropole und in der Region sei wichtig, sagte Christoph Otterbeck. „Der Landrat lässt Kultur sichtbar werden“, wies Mareike Wütscher auf die Bedeutung der Politik in der Region hin. Überraschend nannte Angela Dorn die „fehlende Identität Mittelhessens“, einer „großartigen Kulturregion, die sehr viel zu bieten“ habe. Es stellte sich heraus, dass die Schaffung vieler kleiner Kulturorte sich sehr positiv ausgewirkt hat. „Wenn es passiert, wirkt es richtig gut“, sagte die Ministerin.

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Ein vielseitiger Abend, der wissenswerte Kultur-Aspekte zur Sprache brachte und dazu beitrug, Flüchtigkeit und Unklarheit zu verringern. Ganz interessant wird es, wenn dereinst im Landtag die Verabschiedung des Kulturplans erfolgen soll.