Was ist eine Blockchain, was sind NFTs? Frankfurts Museum Angewandte Kunst will die neue Technologie in einer Ausstellung erklären.
Von Christian Huther
Die Schau „Unblock Gaudi. Digitale Kunst via Blockchain“ erläutert, was Blockchain mit Kunst zu tun hat.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Seit zwei Jahren herrscht ein neuer Hype auf dem Kunstmarkt, angestoßen durch den intensiven digitalen Konsum während der Corona-Zeit. Im Internet bleibt zwar alles nach wie vor kopierbar, aber daneben lässt sich auch von jedem analogen Kunstwerk ein digitales Unikat namens NFT erzeugen. Dabei handelt es sich um „Non-fungible token“, nicht austauschbare Zertifikate, die den Besitzer, den Preis und Kauf dokumentieren sowie die NFT-Datei als digitales Original ausweisen. Folglich ist alles transparent und fälschungssicher.
Mit der Technik hofften die Künstler, wieder mehr Kontrolle über ihre Bilder im Internet zu bekommen. Aber es kam anders: Ein Boom um wenige Bilder mit extremen Preisen setzte ein. Das zweitteuerste digitale Bild mit 69 Millionen US-Dollar ist eine Collage aller Bilder des Künstlers Beeple seit 2007. Das teuerste Bild indes brachte 91,8 Millionen Dollar ein, besteht aber aus 312 000 Teilen. Wer mehrere Teile von Paks Bild „The Merge“ besitzt, läuft so Gefahr, dass sie sich selbst zerstören und daraus ein neues, größeres Werk entsteht. Damit ist Spekulation nicht mehr lukrativ. Kein Wunder, dass sich vor allem unbekannte Künstler für die Technik begeistern, die noch ohne Galerien auskommt. Derzeit läuft vieles über kleine Plattformen wie teia.art, fxhash.xyz oder objkt.com; vor dem Kaufen ist nur der Tausch von Kryptowährung nötig. Aber da gegenwärtig die Preise für analoge und digitale Kunst ähnlich hoch sind, hoffen die Galerien und Auktionshäuser künftig auf gute Geschäfte.
Bilder im Museum wechseln fast täglich
Diese neue Technik greift jetzt das Frankfurter Museum Angewandte Kunst auf und hat im Eingangsbereich eine Art Wohnecke eingerichtet; etliche Monitore bieten einen Einblick in die schöne neue Welt. „Unblock Gaudi. Digitale Kunst via Blockchain“ heißt die Schau, die im Titel auf den Spaß ohne blockierte Webseiten anspielt. Auch die ähnlich lautende Webseite von Tuan Khan Hoang Nguyen, einem der drei Leiter des Projektes, bietet viele Infos. Die Bilder im Museum wechseln fast täglich, insgesamt werden 3000 Werke von 1300 Künstlern gezeigt. Zwei Wochen lang können die Nutzer abstimmen, welche Bilder zu sehen sind. Vieles ist basisdemokratisch; wer rassistische oder sexistische Inhalte verbreitet, fliegt raus. Und Kunst kann man auch kaufen, von einem Cent an bis zu sechsstelligen Summen. Aber von den wenigen gesehenen Werken – vom analog gemalten und dann eingescannten Bild bis zum mit Künstlicher Intelligenz generierten Werk – lässt sich kaum auf die Qualität des Ganzen schließen. Gute Kunst ist nicht immer darunter, aus einer mittelmäßigen analogen Pinselei wird noch lange keine gute digitale Datei. Ganz im Gegenteil, auf Monitoren ist vieles nur schlecht zu sehen. Doch wichtiger als die Schau ist das Begleitprogramm, das die neue Technologie für alle verständlich machen will.
Sechs Vorträge und Podiumsdiskussionen thematisieren, was eine Blockchain ist und was es mit NFTs auf sich hat, wie Kryptowährungen funktionieren und wie Künstler ihre Werke digital anbieten. Später folgen zwei Workshops für Jugendliche in Deutsch und Englisch, die einen spielerischen Zugang zur Blockchain-Technologie versuchen. Allerdings finden nur zwei Vorträge und Diskussionen in Deutsch, aber vier in Englisch statt. Wenn die Technik einem breiten Publikum erklärt werden soll, müssen aber auch die Sprachhürden niedrig sein. Gleichwohl ist Tuan Khanh optimistisch, dass die bisherigen, großen Digitalkonzerne bald viel von ihrer Macht verlieren.
Was ist nun eine Blockchain? Eine dezentrale Verkettung von Datensätzen, die nur durch den Zusammenschluss einer Gruppe von Computernutzern funktioniert. Zwar wird ein Betreiber für die physische Sicherung der Daten benötigt, aber alle wichtigen Informationen liegen auf den Rechnern der Nutzer. Bisher ist das vor Hackern sicher, weil jeder Block einige Kennzeichen des vorigen Blocks enthält. Folglich benötigt man die Daten von allen Blöcken, um die entsprechenden Seiten aufzurufen; auch kann kein einzelnes Element isoliert verändert werden.
Freilich ist die Unterscheidung zwischen einer NFT-Datei als digitalem Original und allen anderen Dateien als Kopien juristisch heikel, da sie nicht durch eine Autorität, sondern nur durch eine Vereinbarung zwischen Verkäufer und Käufer gesichert ist. Die Auktionshäuser wussten schon, warum sie das bei den großen Transaktionen erhaltene Kryptogeld rasch in echtes Geld umtauschten. Beim digitalen Umtausch kann man viel verlieren, mit etwas Glück aber auch viel verdienen.