Lateinamerikanische Variante einer britischen Serie: In einem Fernsehstudio treffen Pseudopromis auf Untote
. Diese Idee hätte George Romero (1940–2017) gefallen können, der 1978 in seinem Klassiker „Zombie“ Untote in ein Einkaufszentrum schickte. Das konnte man als bissige Konsumkritik verstehen. Die zehnteilige Serie „Reality Z“ aus Brasilien, die nun bei Netflix läuft, zeigt Zombies im Fernsehstudio. Das mag man als mörderische Medienkritik deuten. Für Freunde des Genres ist es auf jeden Fall die reizvolle Variation einer Horror-Spielart, die einfach nicht totzukriegen ist.
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Claudio Torres hat die zehnteilige Serie angelehnt an eine fünfteilige britische Vorlage: Charlie Brooker, bekannt für seine visionäre Technologie- und Medienkritik in der Filmreihe „Black Mirror“, hatte 2008 die Serie „Dead Set“ in einem Studio der Reality-Show „Big Brother“ angesiedelt. Das Haus des Großen Bruders wird darin zur letzten Festung, als draußen die Zombie-Apokalypse losbricht.
Die brasilianische Version verlegt die Handlung nach Rio in die Kulissen der Show „Olympus“, wo sich die Kandidaten als griechische Götter produzieren, während der Studioboss ihnen als Zeus aus dem Off zusetzt. Dabei waltet jedoch eher spätrömische Dekadenz. Rodrigo Monte inszeniert mit ungebremster Lust am metaphorischen Massaker. Die brüllenden Zombies gieren nach Darmschlingen wie zuvor die kreischenden Fans nach Autogrammen. Medienmanager und Abgeordnete erweisen sich als die schlimmsten Bestien. Alltagsrassismus bricht da ebenso auf wie die Angst vor paramilitärischer Selbstermächtigung und das Misstrauen gegen korrupte Politiker in einem Land, das die Militärdiktatur erlebt hat.
Solche Szenen grundieren den Witz dieser Serie auf grimmige Art. Zwar gibt es sanfte junge Männer, die sich in harte Mädchen verlieben, starke Frauen, die ihre Pfennig-Absätze in Waffen verwandeln und einen koksenden Kotzbrocken von einem Cop, der sich so lange das Hirn rausschnupft, bis man ihn fast schon wieder lieb hat. Doch schützt Sympathie nicht vor Zombiebissen. Eine Identifikationsfigur nach der anderen wird hier gefressen.
Totalitäre Zustände in antiker Kulisse
Dass „Reality Z“ im Vergleich zur Vorlage doppelt so viele Folgen hat, liegt eben auch daran, dass die Figuren hier verheizt werden wie Kandidaten in einer Fernsehshow. Eben noch prominent, im nächsten Moment schon untot. Dann wird eben einfach eine neue Belegschaft ins Studio geholt, und es entwickelt sich eine totalitäre Variation des Schreckens. Die zehn Episoden wirken denn auch wie zwei Staffeln, wobei weder die Untoten noch ihre Opfer in den nur halbstündigen Kapiteln jemals müde werden.