Felicitas Korn stellt in der Bessunger Knabenschule ihren Debütroman „Drei Leben lang“ vor. Das Buch soll verfilmmt werden.
DARMSTADT. Ist das alles zu dramatisch? Will man das in diesen schwierigen Zeiten lesen? Es gab unter den Unabhängigen Buchhandlungen (Bessunger Buchladen, Georg-Büchner-Buchladen, Büchergilde am Markt, „Lesezeichen“, Comic Cosmos, „Lesbar“ in Seeheim-Jugenheim) zunächst Bedenken. Aber dann haben sie Felicitas Korn doch eingeladen, um ihren Roman „Drei Leben lang“ (Kampa-Verlag, 304 Seiten, 22 Euro) am Donnerstag in der Bessunger Knabenschule vorzustellen. Denn diese Geschichten überzeugen.
Michis Geschichte setzt ein an einem Punkt, der sich dramatischer kaum denken lässt. Er und seine Schwester verlieren die Eltern bei einem Unfall. Sie finden sich in einer Situation wieder, in der es keine Verwandten, keine Freunde gibt, die sie aufnehmen könnten. Ein Übergangsheim ist ihre Zwischenheimat, von dort aus sollen sie weiterverteilt werden – mit ungewissem Ausgang.
„King“ ist der neue König unter den Clubbesitzern in Frankfurt. Jedenfalls findet der Drogendealer und Geschäftsführer, dass es dringend Zeit wird, den alten Chef Mekki abzulösen, denn „King“ hat den alten Club zum neuen „Winter-Wonderland“ umgestaltet. Er hat die Drecksarbeit für Mekki gemacht und sich für ihn schon die Nase einschlagen lassen. Das soll sich ändern, endlich. Und die afrikanische Schönheit Jana ist eigentlich auch seine Braut.
„Loosi“ ist mit seinen 42 Jahren fast am Ende seines Lebens angelangt. Gerade noch einmal aus dem Delirium aufgewacht, hat ein Arzt ihm unmissverständlich erklärt, dass er entweder noch genau zwei Monate zu leben habe, oder sofort trocken werden müsse. Obwohl „Loosi“ ja eigentlich alles wurscht ist, begibt er sich doch zu den Anonymen Alkoholikern und in eine Entzugsklinik. Bei den AA gibt er mit Sarkasmus in die Runde, er sei Gott und es käme nur auf das richtige Maß zwischen Gelassenheit an und dem Willen, etwas zu ändern. Auf Entzug mit Zitteranfällen und Panikattacken wird er stiller.
Andrea Kümmerer („Lesbar“) führte das anschließende Publikumsgespräch mit der Autorin und erzählte, wie schnell sie das Buch überzeugt habe. Und auch das Publikum wurde schnell in diese Geschicte hineingezogen.
Felicitas Korn, 1974 in Offenbach geboren, lebte früher in Frankfurt, wo ihr Debütroman spielt. Schreiberfahrung hat sie schon lange als Drehbuchautorin und Filmregisseurin. Nun wird auch „Drei Leben lang“ verfilmt. Mit dem Roman wollte sie die Frage ergründen, was Menschen zu Alkohol- und Drogenkonsum verleitet. Korn hat intensiv recherchiert und mit Dealern und Alkoholabhängigen gesprochen. So gelingen ihr die Figuren authentisch und lebensecht. „Depri“ fühlt sich das Buch trotz der Materie irgendwie nicht an. Es ist spannend bis zum verblüffenden Ende.