Was ist denn eigentlich normal? „25 spannende Beeinträchtigungen in Wort und Bild“ versprechen Horst Klein und Monika Osberghaus. Schließlich kann jeder anders sein.
. Schade, dass das Darmstädter Inklusions-Festival abgesagt werden musste. Denn es sollte die Perspektive auf die Vielzahl von Behinderungen weiten, und „Alle behindert!“ wäre das passende Buch dazu gewesen: „25 spannende Beeinträchtigungen in Wort und Bild“ versprechen Horst Klein und Monika Osberghaus. 25 Kinderporträts, alle behindert? Irgendwie schon. Und nicht nur auf den ersten Blick. Denn es bleibt die Frage, was denn eigentlich normal ist.
Natürlich haben wir Vorstellungen von Behinderung, die so sichtbar sind wie beim Kind mit Downsyndrom, mit Querschnittslähmung im Rollstuhl, mit spastischer Lähmung. Dieses Buch aber zieht den Bogen viel weiter. Natürlich, ein blindes oder taubes Kind ist behindert. Schon schwieriger zu erkennen sind die eher verborgenen Behinderungen oder, wenn man so will, das, was Kinder von anderen unterscheidet – etwa das Stottern, Schüchternheit, ADHS, Autismus und anderes mehr. Und ein Rüpel, der jeden drangsaliert, einer der stets nur still mitläuft, einer, der süchtig nach Handy und Bildschirm ist? Sogar Hochbegabung und Lernbehinderung werden hier genannt, die den Betroffenen das Leben schwer machen können.
Die Kunst des Buches sind Witz und Humor, hinter denen es Informationen in frechen, bunten, comicartigen Illustrationen und ganz kurzen Annotationen verpackt. Es erklärt, nimmt Scheu, gibt Tipps zum Umgang mit Behinderung jedweder Art, erfasst, was möglich ist und nicht, lässt auch die boshaften Schimpfwörter nicht aus. Es zeigt, dass Anderssein jeden irgendwie betreffen kann. Entstanden ist ein Bilderbuch, das es in sich hat! Es ist nicht ganz einfach zu lesen mit seinen handgeschriebenen Notizen und Minifußnoten zum „Geheimwissen“. Aber es macht Spaß – ganz ohne Dramatik.