Auf mancher Tour hatte er mehr Bücher im Gepäck als Instrumente: David Bowie liebte die Literatur. John O’Connell präsentiert David Bowies Liste der hundert wichtigsten Bücher.
. Vor bald fünf Jahren ist David Bowie gestorben. Der Musiker, Songschreiber und Sänger mit der begnadeten Baritonstimme und dem Talent zu abwechslungsreichen Kompositionen und Texten wie zu hintergründiger Selbstinszenierung ist unvergessen. Als außerordentlich vielseitiger Künstler hat Bowie ein Werk und eine Aura hinterlassen, die noch lange fortdauern und noch viele Menschen faszinieren werden.
Zu seiner Ausstrahlung gehörte eine durch beständige Lektüre gepflegte Bildung. Auf manchen Tourneen soll er mehr Bücher als Instrumente im Gepäck gehabt haben. Drei Jahre vor seinem Tod hat Bowie eine Liste der einhundert Bücher aufgestellt, die ihn am meisten beeindruckt und beeinflusst haben. Aus dieser Liste hat der britische Publizist John O’Connell einen Band gestaltet, in dem er nicht nur diese Bücher vorstellt, sondern darüber hinaus nachvollziehen will, welche Bedeutung der jeweilige Band für Bowie gehabt haben könnte. Das gelingt ihm mal mehr, mal weniger spekulativ – je nach den Möglichkeiten, Bowies Äußerungen zu den Bänden heranzuziehen. Unter den erwähnten Titeln befinden sich allseits bekannte wie „Clockwork Orange“, „Der Fremde“ oder Dantes „Inferno“, dazu etliche andere Namen aus dem Kanon der Weltliteratur. Man findet aber auch weniger populäre Autoren. Aus Deutschland hat Bowie zwei genannt: Alfred Döblin („Berlin Alexanderplatz“) und Christa Wolf („Nachdenken über Christa T.“) – wohl Reminiszenzen an Bowies Berliner Jahre.
Auch wenn Bowie gewiss darauf geachtet hat, welcher Titel ihn als Leser in welchem Licht erscheinen lässt, ist dieser Band aufschlussreich. John O’Connell gelingt es in der Summe seiner Darstellung nämlich prima, sowohl kurz in die Bände einzuführen als auch die Zusammenhänge zum Leben des Lesers Bowie zu erläutern. So ist das Buch für Bowie- und Bücherfreunde gleichermaßen lohnend.