In dieser Welt lässt können Klänge heilen. Doch hier leben auch die Klangpiraten, und ihre Gefangenen, die „Tonlosen“. Der Waise Noé beginnt eine gefährliche Rettungsexpedition.
DAS BUCH
Verena Petrasch
Der Händler der Töne
Verlag Beltz und Gelberg, 345 Seiten, 16,95 Euro. Ab elf Jahre.
BUCH - Dieses Buch entführt in eine fremdartige Welt. Dinge, Mensch und Tier, Farbe und Düfte, alles hat seinen eigenen Ton. Der verwaiste Noé lebt hier in einem öden Dorf, schuftet in einer Kneipe. Nichts hält ihn mehr, als der Händler ins Dorf kommt, der mit Tönen handelt, sie sammelt und filtert, mit ihnen heilen kann. Von ihm möchte Noé lernen, folgt ihm auf eine lange Reise. Doch der Alte ist mürrisch, kaum willens, Noé in die Welt der Töne einzuweisen. Es scheint, als berge er ein Geheimnis. Fast hätte Noé aufgegeben und nicht erfahren, dass er selbst Tonspuren von Menschen folgen, Bilder der Vergangenheit heraufbeschwören kann. Er hätte nicht die Klangpiraten entdeckt, nicht ihre Gefangenen, die als „Tonlose“ verbannt, auf einer geheimen Unterwasserinsel ihr Dasein fristen, nicht tot und nicht lebendig. Gehört die Tochter des Händlers der Töne zu ihnen, ist ihr Vater aus Kummer darüber erkrankt? Ist Rettung möglich?
Atemlos liest man diese fantastische Geschichte, die unzählige Details und Fäden verknüpft, dabei fast ganz auf vertraute Motive verzichtet. Schauer weckt sie gleichwohl, wenn sie Piraten drohen, ihr Geisterschiff Sirocco im Nebel übers Wasser gleiten, mit den gefangenen Tonlosen durch den Tonsog abtauchen lässt und Noé und seine Freundin Minu auf einer wahnwitzigen Rettungsexpedition begleitet.
Mit großer sprachlicher, üppiger Erzählfreude führt die Autorin durch das Geschehen. Etwas geübt sollte, wer hier liest, schon sein, um fantastische Wörter und Namen wie Gob al-Kalhal, Bantalosk, Ongabuulu, Elnurbajram und viele mehr zu entziffern. Eine bannende, im Gedächtnis haftende Lektüre ist der Lohn.