„Die Kinder hören Pink Floyd“ von Alexander Gorkow

Pink Floyd 1981 in Dortmund bei den Proben zu „The Wall“. Autor Alexander Gorkow hat die Show erlebt. Archivfoto: dpa
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Szenen aus dem Leben einer Düsseldorfer Familie in der gutbürgerlichen Gesellschaft der 70er, untermalt mit Pink-Floyd – Alexander Gorkow erzählt zum Soundtrack seiner Jugend.

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. Man muss kein Pink-Floyd-Anhänger sein, um dieses Buch mit Freude zu lesen. Allerdings kann ein Fan den Genuss vervielfachen, hört man während der Lektüre Musik der britischen Band – im Selbstversuch waren es von der ersten bis zur letzten Seite des Romans fünf komplette Alben. Auch für Alexander Gorkow, obwohl erst 1966 geboren, gehören sie zur musikalischen DNA seines Lebens. Das merkt man fast auf jeder Seite seines Buches, dessen Umschlag schon an das „Dark Side“-Cover erinnert. Genauso passend ist seine Widmung für Marek Lieberberg: jenen Impresario, der Pink Floyd schon zu Konzerten auf den Kontinent holte, als sie fast noch unbekannt waren, der aber auch ihre Mega-Events wie die Wall-Show 1981 in der Dortmunder Westfalenhalle stemmte. Alexander Gorkow erlebte den dritten der sieben Abende – unvergesslich.

Textzeilen, die ein Leben begleiten können

Gorkow schreibt darüber in seinem Epilog, in dem er unter anderem davon berichtet, 2018 zum zweiten Mal mit Pink Floyd abgeschlossen zu haben. Die Begründung dafür ist allerdings eher fragwürdig: Warum sollte man mit deren Musik nichts mehr zu tun haben wollen, weil einen Roger Waters’ Engagement gegen Israels Palästina-Politik abstößt? Waters hat Pink Floyd 1985 verlassen, war schon zuvor und ist noch immer auf einem stetig steiler werdenden Ego-Trip.

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Das Lesevergnügen des Romans beeinträchtigt das ohnehin nicht. Und auch nicht die Bedeutung im Lebensalltag des Jugendlichen. Man kann den von Gorkow geschilderten Schulszenen entnehmen, wie berechtigt die vom Kinderchor unter dem Motto „We don’t need no…“ vorgetragenen Forderungen aus dem Song „Another Brick in the Wall“ waren – und viel zu oft noch immer sind.

Es ist aber keineswegs so, als beschränke sich das Buch auf ein Pink-Floyd-Biotop. Vielmehr werden in allen Kapiteln Szenen aus dem Leben einer Düsseldorfer Familie Alltagsbilder lebendig. Sie werfen ein Prisma auf die Atmosphäre in der gutbürgerlichen Gesellschaft der 70er Jahre: mit skurrilen Facetten und unter Einbeziehung durchaus verschiedener Milieus und unterschiedlicher musikalischer Vorlieben – da treffen Demis Roussos auf Sweet oder T. Rex. Menschlich spielt vor allem das Familienleben mit einem Schwerpunkt im Verhältnis des Autors zu seiner mit einem Herzfehler zur Welt gekommenen Schwester eine Hauptrolle – was erwartungsgemäß zur Musik von Pink Floyd in Beziehung gesetzt wird: „Atom Heart Mother“ und sein Cover („Die Kuh und ich wachsen zusammen auf“) seien hier nur als Beispiel angeführt. Von der Schwester kommen zudem politisch aufrührerische Beiträge, beispielsweise zum „Establishment“.

Die Geschwister leben eng verbunden, entdecken zusammen die neuen Alben von Pink Floyd und darin Textzeilen, die ein Leben begleiten können, wie „We’re just two lost souls swimming in a fish bowl year after year“. Aus einer solchen Blase auszubrechen, kann eine Lebensaufgabe sein. Die Biografie und die Artikel des Journalisten Alexander Gorkow zeigen ihn auf dem Weg, seine Bücher, insbesondere aber „Die Kinder hören Pink Floyd“ deuten darauf hin, dass er sein Ziel erreicht: zur Freude seiner Leser.