„James Bond. 100 Seiten“ von Wieland Schwanebeck

Für viele der beste Bond aller Zeiten: Wieland Schwanebeck plaudert auch über Sean Connery. Archivfoto: dpa
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Playboy und Schmerzensmann: Das Bändchen „James Bond. 100 Seiten“ verkürzt das Warten auf den nächsten Kino-Einsatz von 007.

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BUCH. Ein Dutzend Romane und neun Kurzgeschichten mit Commander James Bond vom britischen Auslandsgeheimdienst MI 6 hat Ian Fleming (1908–1964) hinterlassen. Eigentlich sollte der Stoff fürs Kino längst aufgebraucht sein, doch nach zwei Dutzend Spionagefilmen der EON-Productions ist noch immer nicht Schluss. „Keine Zeit zu sterben“, der fünfte Einsatz für den sechsten Bond-Darsteller Daniel Craig, wurde bereits vor zweieinhalb Jahren abgedreht, mehrfach verschoben und soll nun im Herbst anlaufen.

Man mag Wieland Schwanebecks Büchlein „James Bond. 100 Seiten“ denn auch nicht dringend vermisst haben. Eigentlich müsste zu 007 ja schon alles gesagt und geschrieben worden, aber die Gelegenheit ist günstig: So eine kurze Übersicht über das Phänomen Bond könnte das lange Warten ja verkürzen. Der Autor, Kulturwissenschaftler an der TU Dresden, hat auch reichlich Material zusammengetragen und mit feuilletonistischem Tonfall vorgestellt. Die Struktur seiner Argumente überzeugt zwar nicht so recht, gegen die Analyse ist jedoch nicht viel einzuwenden.

Bond ist schon ein seltsam ferngesteuerter Held, der seine Aufträge nicht hinterfragt. Er mag ja die Lizenz zum Töten haben, ist aber auch als Killer programmiert. Er tut, was er muss. Auf seinen Weltreisen als Action-Tourist kann er die alte koloniale Prägung des Empire nicht überwinden, ist er doch ihrer Majestät treuester Ordnungshüter im Commonwealth. Die Damen an seiner Seite immerhin haben sich ein wenig emanzipiert, heißen nicht mehr Pussy und Honey, sind nicht mehr bloß Gogo-Girls auf dem Laufsteg des Todes.

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Als Aids aufkam, blieb Bond in „Der Hauch des Todes“ sogar einmal monogam. Das war bei Timothy Dalton, dem „besten Schauspieler, der je an der Rolle gescheitert ist.“ Vor über 25 Jahren kriegte 007 in „Golden Eye“ dann eine Chefin, womit Pierce Brosnan klarkommen musste, der für Wieland Schwanebeck ein Agent ohne Eigenschaften blieb. Daniel Craig, der Bond als Schmerzensmann interpretiert, begegnete schließlich dem bislang ältesten Bond-Girl, verkörpert von der damals 50 Jahre alten Monica Belluci.

Na, geht doch, denkt man sich. Schließlich war Roger Moore bei seinem letzten Einsatz auch schon bald sechzig, was ihm als Playboy vom Dienst aber auch nicht mehr gut stand. Während es an Connery wenig zu rütteln gibt, kommen die verspielten Eskapaden mit Moore beim Autor Schwanebeck nicht gut weg. In einem Buch, das aufgrund seines Gegenstandes eigentlich gar keine Überraschungen bieten kann, ist die Einordnung des gern geschmähten George Lazenby dann doch verblüffend. Seinen einmaligen Einsatz „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ aus dem Jahr 1969, bei dem 007 zum Ehemann und Witwer wird, nobilitiert das Bond-Bändchen als „mitreißendsten Film der ganzen Reihe.“