Crossover-Band „Spark“ lässt es ordentlich krachen

Beim Auftritt bei den Herbstkonzerten der Darmstädter Residenzfestspiele im Innenhof des Kranichsteiner Jagdschlosses lässt es die Band richtig krachen.

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DARMSTADT. Die Klassik-Band „Spark“ hat es im Innenhof des Kranichsteiner Jagdschlosses ordentlich krachen lassen. Mit Blockflöten und Melodica (Andrea Ritter, Daniel Koschitzki), Violine und Viola (Stefan Balazsovics), Cello (Victor Plumettaz) und Klavier (Christian Fritz) präsentierten die spiellaunigen Künstler Selbstarrangiertes und Selbstkomponiertes unter dem Motto „Bach – Berio – Beatles, eine Hommage an musikalische Heroen“.

Es brodelt und swingt, rockt und funkelt auf der Bühne, etwa bei dem Präludium zu der Partita X in a-Moll für Cembalo aus den „Monatlichen Clavierfrüchten“ des Darmstädter Hofkomponisten Christoph Graupner. Da nur inspiriert vom Originalwerk, trägt es nun den schelmischen Titel „The Eternal Second“ und spielt damit auf Graupners Rolle als ewiger Zweiter in der deutschen Musikszene des 18. Jahrhunderts an; erst rangierte er hinter Telemann, später hinter Bach. Aus 30 Sekunden Graupner entwickelt sich eine knapp fünfminütige Klanglawine. In bedrohlichen Mollharmonien stapfen Klavier und Streicher in die tiefen einer pompösen Chaconne hinab, schier unendlich kreist der Dreierrhythmus und wirbeln glanzvoll Flöte und Melodica, um schließlich alles in schwindelnde Höhen zu treiben.

Näher am Original sind da die Bourrées und die Badinerie aus Bachs Orchestersuite Nr. 2 in einem Arrangement von Gustav Mahler. Das „Neo Largo“ von Pianist Fritz dagegen lehnt sich lediglich in der Grundtonart und der kantablen Grundstimmung an Bachs bekannten Mittelsatz des Cembalokonzerts f-Moll BWV 1056 an und endet in sphärisch-jazzigen Lounge-Timbre. So geht es munter weiter. Aus alt wird neu, die Grenzen zwischen E- und U-Musik lösen sich auf, Elemente der Barockmusik werden hingebungsvoll ausgekostet und ins 21. Jahrhundert transportiert. Mal sind es an Vivaldi erinnernde, pulsierende Sechzehntelgruppen, die in den pfiffigen Arrangements auf die Spitze getrieben werden, mal elegische Largo-Sätze à la Bach oder Händel, in denen die elektrisch verstärkten Instrumente in dem satten Sound harmonischer Reibungen baden.

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300 Jahre alte Musik sich so zu eigen zu machen, dazu gehören Mut und Erfindergeist. Das dynamisch-virtuose Spiel der Band illustriert die überbordende, inspirierende Energie und Schönheit der Barockmusik. Gleichzeitig fasziniert, wie „Lucy in the Sky“, Michèle“ oder „Help“ von den Beatles mit der Alten Musik verwoben werden können und sich Genregrenzen auflösen. „Der Blick zurück schärft auch den Blick nach vorn“ steht im Booklet der gerade veröffentlichten CD mit dem auffordernden Titel „Be Baroque“. Das im Jahr 2011 mit dem Echo Klassik-prämierte Ensemble beschreibt mit dem Satz die gewonnenen Erkenntnisse aus der Pandemie-Zeit. Das Zitat könnte aber auch generell über der Musikausrichtung dieser experimentierfreudigen Künstler stehen, die immer mit dem Blick nach vorne musizieren.