In Worms dreht sich alles um den Reichstag vor 500 Jahren: von der Landesausstellung bis zu den Festspielen. Trotz Corona wollen die Verantwortlichen so viel wie möglich anbieten.
WORMS. Ende letzten Jahres musste die Stadt Worms verkünden, dass die große Landesschau zu 500 Jahre Wormser Reichstag wegen der Corona-Pandemie nicht wie geplant zum historischen Datum von Luthers Auftritt vor Kaiser Karl V. am 18. April 2021 eröffnen kann, sondern erst am 3. Juli. Zu viele Risiken hatten den Zeitplan durcheinandergewirbelt. Jetzt gab sie bekannt: Dafür wird die Schau nicht wie geplant zum Reformationstag am 31. Oktober enden, sondern erst am 30. Dezember dieses Jahres.
Zudem zeigten sich die Verantwortlichen am Dienstag in einer großen Video-Konferenz überzeugt, dass die Nibelungenfestspiele wie geplant vom 16. Juli bis zum 1. August stattfinden werden, in welcher Größenordnung auch immer. Intendant Nico Hofmann erklärte, derzeit gehe man von etwa 600 Zuschauerplätzen aus, „wir hoffen aber, dass wir noch besser besetzen können“. Es gebe dazu die verschiedensten Pläne.
Sascha Kaiser, Geschäftsführer der Festspiel GmbH, ergänzte, dass man mit einem „intelligenten Buchungssystem“ arbeite. Der Vorverkauf läuft, freigeschaltet sind aktuell aber eben bei Weitem nicht alle möglichen Sitze. Sollte sich die Situation noch verbessern, könnten nach und nach weitere Sitzplätze freigeschaltet werden.
Wegen des Reichstagsjubiläums wird ausnahmsweise nicht das Nibelungenlied Grundlage des Stückes sein, das Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss geschrieben hat, sondern eben Luther. Der „profilierteste Dramatiker unserer Zeit“, wie ihn der künstlerische Leiter der Festspiele, Thomas Laue, nennt, habe insbesondere drei Aspekte aus Luthers Leben und Wirken verarbeitet: Dazu gehöre die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass ein einfacher, kleiner Mönch solch eine Wucht entfalten konnte, dass er zum Brandbeschleuniger für viele Ereignisse wurde. Behandelt werde zudem die Frage, wie sich Luthers Lehre auf den einzelnen Menschen ausgewirkt habe. Schließlich werde der medial sehr bewanderte Luther thematisiert, sozusagen als der erste echte Soziale-Medien-Star der Geschichte. Regie führt die ungarische Regisseurin Ildikó Gáspár, was nicht nur eine „weitere Internationalisierung der Festspiele“ bedeute, wie Laue betont. Auch Ildikó Gáspár müsse als Regisseurin Haltung zeigen in ihrer Heimatstadt Budapest, wo der Universität für Theater und Filmkunst die Autonomie genommen worden ist.
Für Bezüge in unsere Zeit ist bei den Festspielen gesorgt. Das soll auch in der Landesausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021“ im Museum der Stadt Worms im Andreasstift der Fall sein, erläuterte Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek. Zum einen gehe es um den Reichstag selbst und die damals handelnden Personen, ebenso um den unmittelbar nach dem Reichstag bereits entstanden Mythos. Ein wesentlicher Teil der Ausstellung befasse sich aber mit dem „Tsunami“, der damals ausgebrochen sei, und sich über die Welt und die Jahrhunderte bis heute verbreite. Gezeigt werde, „dass unsere heutigen Grundwerte der Demokratie eine lange Vorgeschichte haben und sie immer wieder verteidigt werden müssen“.