Wolfgang Kubicki erhält Weinkulturpreis von Alzey

Bürgermeister Christoph Burkhard (r.) überreicht Urkunde und Scheuplakette an Wolfgang Kubicki (M.). Foto: Gabi Burkhard
© Gabi Burkhard

Der FDP-Politiker und Riesling-Freund Wolfgang Kubicki erhält den Alzeyer Weinkulturpreis. Für Bürgermeister Christoph Burkhard eine gute Wahl, das Nordlicht passe zu Rheinhessen.

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ALZEY. Ein Nordlicht kommt als Fremder und geht als Freund. Und er kommt wieder. Das jedenfalls hat Wolfgang Kubicki vor 550 Augen- und Ohrenzeugen im Zelt auf der Wein- und Sektterrasse fest versprochen. Der Bundestagsvizepräsident ist neuer Träger des Weinkulturpreises der Stadt Alzey. Urkunde und Scheuplakette hat er am Samstagnachmittag bei der repräsentativen Weinprobe des 80. Alzeyer Winzerfestes aus den Händen von Bürgermeister Christoph Burkhard erhalten.

„In Berlin reinen Wein in Ma(a)ßen genießen“

Kubicki und sein Laudator, der Journalist Hans-Ulrich Jörges, selbst Preisträger 2014, haben maßgeblichen Anteil daran, dass es eine der unterhaltsamsten Veranstaltungen in der 18-jährigen Geschichte des Scheupreises werden sollte. „Ich bin für meine Scheu bekannt“, beantwortet der Schleswig-Holsteiner die Frage, warum man ihm als Norddeutschen in Alzey, der Stadt Georg Scheus, einen Weinpreis verleihe auf die ihm eigene, augenzwinkernde Art. Kubicki ist als Politiker, der Klartext redet, bekannt. Und so verpackt der 66-Jährige seine Botschaft an die Regierenden in Berlin in eine süffisant-unverblümte Botschaft: „Ich fordere die Menschen, die in Berlin miteinander reden, dazu auf, sich reinen Wein einzuschenken und den in Ma(a)ßen zu genießen.“

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Wenn man „zwei, drei, vier Schoppen“ getrunken habe, sehe man manche Dinge klarer, sagt der in Strande bei Kiel lebende FDP-Bundesvize an die Adresse der Regierungskoalition. Die politisch Handelnden sollten sich wieder den Problemen der Menschen zuwenden und sich nicht länger um sich selbst drehen. Ein Satz, den die Menge mit ebenso begeistertem wie anhaltendem Beifall quittiert.

Nicht minder gut kommt Kubickis Erhebung Alzeys zur „Landeshauptstadt von Rheinhessen“ an. Launig berichtet der bekennende Weintrinker von vier Gläsern Riesling, die er zum Mittagessen genossen habe. „Und dabei habe ich festgestellt: Hier bin ich zuhause!“ Natürlich bleibt auch bei Sätzen wie diesem spontaner Applaus nicht aus.

Laudator Jörges beglückwünscht die Alzeyer zum neuen Scheupreisträger. Wolfgang Kubicki habe ein Verhältnis zum Wein wie ein Pfarrer: „Er trinkt viel und mit Andacht.“ Riesling-Fan Kubicki erfülle wie nur wenige Abgeordnete den Auftrag des Grundgesetzes, Vertreter des Volkes und nur seinem Gewissen verpflichtet zu sein. Der Jurist sei ein unabhängiger Geist, der im Zweifel auch gegen seine eigene Partei stehe. Der neue Preisträger sei aufrecht und rhetorisch brillant, bewahre Haltung, Charakter und Geradlinigkeit, sagt Jörges über seinen Freund und plaudert auch ein wenig aus dem Nähkästchen, wenn er Wolfgang Kubicki ein „fast schon religiöses Verhältnis zum Wein“ attestiert. Erreiche der passionierte Segler mit seinem Boot die Stelle in der Ostsee, an der sein verstorbener Hund die letzte Ruhe fand, kippe er stets ein Glas Riesling ins Wasser.

Burkhard: Preisträger passt zu Rheinhessen

Bürgermeister Christoph Burkhard schreibt Kubicki im Beisein der früheren Scheupreisträger Rainer Brüderle und Udo van Kampen ins Stammbuch, ein überzeugter, streitbarer Liberaler zu sein, der seine Meinung auf den Punkt bringe. Mit schnörkelloser Art und freundlichem Auftreten passe das Nordlicht in idealtypischer Weise zu den offenen und herzlichen Menschen in Rheinhessen. „Wir würden uns freuen, wenn sie auch künftig als ‚Überzeugungstäter‘ dazu beitragen, die Erfolgsgeschichte des rheinhessischen Weins fortzuschreiben“, ermuntert der Bürgermeister den Preisträger. „Definitiv!“, antwortet Kubicki.

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Der Weinkulturpreis wird vergeben von Stadt, Landkreis, Allgemeiner Zeitung und IG Winzer der Wein- und Sektterrasse. Umrahmt wird die von Kathrin Saaler moderierte Weinprobe und Preisverleihung von den swingenden Klängen der AZ Big Band und den stimmungsvollen Liedern des Männerchors aus Köln-Stammheim.

IG-Vorsitzender Ingo Stütz verspricht den Besuchern eingangs mit Blick auf das neue Zelt, dass ihnen die Launen des Wetters in diesem Jahr nichts anhaben könnten. „Die Entscheidung fürs Zelt mit dem transparenten Dach ist ein guter Kompromiss“, sagt Stütz. Gegen die Lautstärke, die während der Probe im Publikum herrscht, kämpfen er und Kathrin Saaler indes über weite Strecken vergeblich an.

Von Thomas Ehlke