Faktencheck zu Frauenthemen

Frauen in Männerberufen sind immer noch eine Ausnahme. Eine Frauenquote könnte helfen, tradierte Strukturen aufzubrechen. Archivfoto: dpa

Die Arbeitsgemeinschaft Darmstädter Frauen hatte die Landtagskandidaten zur Diskussion geladen. Was tun diese für Gendergerechtigkeit und gegen Altersarmut?

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DARMSTADT. Um Wählerinnen vor anstehenden Wahlen die „Qual der Wahl“ zu erleichtern, organisiert die Arbeitsgemeinschaft Darmstädter Frauen (ADAF) traditionell eine Podiumsdiskussion, bei der sich die Kandidierenden der Wahlkreise 49 und 50 profilieren können. Am Mittwochabend begrüßte die ADAF-Vorsitzende Cornelia Diekmann acht Bewerber um Landtagsmandate im Frauenzentrum und stellte ihnen Fragen zu den Themen- komplexen Frauenpolitik, Bildung und Chancen, Altersarmut, Wohnen und Mobilität, die sie mit ihrer Co-Moderatorin Ulrike Schmidbauer zusammengestellt hatte. Eingeladen waren nur Mitglieder von Parteien, die im Landtag bereits vertreten sind.

Kampagne für Frauenhäuser starten

Runde eins: Frauenpolitik. Den Kandidierenden fiel es leicht, eine Lanze für die Frauenhäuser zu brechen. Die Jüngste in der Runde, Ann-Christine Sparn (Die Linke), gestand, bis vor ein paar Jahren noch gar nichts von Frauenhäusern gewusst zu haben und empfahl, sie durch eine Kampagne bekannter zu machen. Das kam bei Hildegard Förster-Heldmann (Grüne) nicht gut an. Frauenhäuser seien nicht öffentlich zugänglich, sie müssten anonym bleiben, klärte sie die Nachwuchspolitikerin auf. Sie und Irmgard Klaff-Isselmann (CDU), beide Landtagsabgeordnete, wiesen auf die geplante Erhöhung des hessischen Sozialbudgets hin, von der auch die Frauenhäuser profitieren.

Die Männer in der Runde lavierten sich tapfer durch Problemstellungen wie Hebammenmangel oder Zwangsverheiratung, die nicht gerade ihre Spezialgebiete sind. Tim Huß (SPD) empfahl, in Darmstadt eine Hebammenschule zu schaffen. Die gebe es seit diesem Jahr bereits in Zusammenarbeit mit Frankfurt, korrigierte ihn Stadträtin Barbara Akdeniz aus dem Publikum. Dennis Eckold (Linke) schlägt vor, die hohe Haftpflichtversicherung für Hebammen aus einem steuerfinanzierten Fonds zu bezahlen.

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Werden Frauen bei der Digitalisierung abgehängt, weil diese nun mal eine Männer-Domäne ist? Es mangele nicht an Frauen, die Informatik oder Mathematik studieren, meint Klaff-Isselmann, doch ende die Chancengleichheit nach dem Studium wegen der Belastungen durch Kinderbetreuung und Pflege von Familienangehörigen. Eine Frauenquote könnte nach Ansicht von Hildegard Förster-Heldmann helfen, tradierte Strukturen aufzubrechen. Für Andreas May (FDP) ist die Schule die Keimzelle für Chancengleichheit, sie müsse Mädchen stärker für Informatik und Mathematik begeistern.

Armut im Alter rechtzeitig vorbeugen

Wie kann man Altersarmut verhindern? „Bildung, Bildung, Bildung“, lautete Klaff-Isselmanns Rezept. „Wenn ich Armut vorbeugen möchte, ist es zu spät, erst etwas zu tun, wenn ich alt bin.“ Förster-Heldmann forderte, dass Pflegezeiten auf die Rente angerechnet werden. Um ein Grundeinkommen werde man nicht herumkommen. Dafür plädiert auch Felix Letkemann (FDP), er nennt es allerdings anders: Liberales Bürgergeld.

Alle eingeladenen Politiker setzten sich leidenschaftlich für mehr bezahlbaren Wohnraum und den Ausbau des ÖPNV ein. „Aber am Ende wird es eben doch nicht gemacht“, ahnt einer von ihnen.