Imbisszeile im Darmstädter Hauptbahnhof ist verwaist

Die Bahn möchte das Einkaufserlebnis für die Kunden optimieren und ein zeitgemäßes Konzept entwickeln.   Foto: Guido Schiek

Die Essensstände sind wegen Modernisierung der technischen Anlagen geschlossen. Die Bahn plant eine Wiederöffnung für Mitte 2023, allerdings ohne die Wiener Feinbäckerei Heberer.

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DARMSTADT. Es ist eine ganze Weile her, seit der Darmstädter Hauptbahnhof zum „Bahnhof des Jahres“ gekürt wurde. 2010 verlieh ihm die „Allianz pro Schiene“ die Auszeichnung, die sie seit 2004 für die kundenfreundlichsten Stationen vergibt in Sachen Service, Angebot oder Ambiente. Zwölf Jahre später indes sieht die Bahn Optimierungsbedarf und plant aktuell im Snackbereich eine Modernisierung.

Es wirkt ein bisschen, als würde sich der Hauptbahnhof derzeit um die Auszeichnung als Satirebahnhof des Jahres bewerben: Dort, wo einst auf dem Weg zu den Gleisen linker Hand mehrere Snack- und Imbissstände diverse Süßteilchen, Kuchen Fisch- oder Fleischkäsebrötchen angeboten haben, ist die komplette Front geschlossen – und ausstaffiert mit Werbeslogans, die wie Hohn klingen.

„Immer für mich da“, steht etwa in großen Lettern auf den geschlossenen Eingangstüren. „Die Geschäfte in deinem Einkaufsbahnhof sind für dich da“, liest der Kunde darunter, während er vor verschlossener Tür steht. Zwar kann man hier nichts mehr kaufen, aber „Mein Einkaufsbahnhof“ wird wortstark beworben. Textbeispiel: „Weil ich hier jeden Tag alles zu meiner Stärkung bekomme.“

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Was der Grund für die Schließung ist und inwiefern das so bleibt, darüber steht auf der verschlossenen Front kein Wort. Antworten dazu liefert jedoch die regionale Pressestelle der Bahn in Frankfurt auf redaktionelle Anfrage. „Die bisherigen Geschäfte sind für die Umbauarbeiten geschlossen“, wird mitgeteilt. „Die DB möchte das Einkaufserlebnis im Darmstädter Hauptbahnhof für die Kundinnen und Kunden optimieren“, erläutert eine Sprecherin, die namentlich nicht genannt werden will.

Nach etwa 20-jährigem Einsatz bedürften Anlagen und Einrichtungsgegenstände einer umfassenden Frischekur. „Sie wiesen Gebrauchsspuren auf und sind nicht mehr modern.“ Es werde daher derzeit ein neues zeitgemäßes Konzept entwickelt, das unter anderem die komplette Erneuerung der Geschäfts-Einrichtung sowie der technischen Anlagen vorsehe. Das Ergebnis soll dann auch energieeffizienter sein.

Auch die Einrichtung wird rundum erneuert „und trifft besser den heutigen Geschmack“, befindet die Bahnsprecherin. Bislang seien die Geschäfte vorne und der Sitzbereich hinten gewesen, künftig soll es umgekehrt sein. „Dadurch soll der Sitzbereich für die Fahrgäste aufgewertet werden, er ist dann deutlich heller.“ Die Bahn habe den Umbau, für den man in der Corona-Zeit erste Überlegungen angestellt habe, mit den Pächtern besprochen und „entsprechend ausgelegt“.

Nicht mehr im neuen Imbissbereich vertreten sein wird indes die Wiener Feinbäckerei Heberer. „Wir sind uns nicht einig geworden“, teilt Unternehmenssprecher Ralf Beke-Bramkamp auf Nachfrage mit. Das Unternehmen bedauere das – auch, weil man an einem weiteren Standort in Darmstadt interessiert sei. Der Offenbacher Familienbetrieb mit bundesweit 200 Filialen und einem Schwerpunkt im Rhein-Main-Gebiet hatte außer am Hauptbahnhof bislang nur eine Darmstädter Filiale im Luisencenter, eröffnet aber dieser Tage einen neuen Flagship-Store in Wixhausen (wie berichtet).

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Was den Hauptbahnhof angeht, so will die Bahn die Umbauten „nun schnellstmöglich“ umsetzen. „Die Inbetriebnahme ist Mitte 2023 vorgesehen“, so die Bahnsprecherin. Ein Angebot an Speisen sei weiterhin gegeben, mit diversen an anderer Stelle im Bahnhof verfügbaren Betrieben.