Schwierige Verbindungssuche beim RMV

Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, haben Probleme, im Internet RMV-Verbindungen zu finden, bei denen sie nicht so viel laufen müssen. Foto: Hans Dieter Erlenbach

Ältere RMV-Nutzer loben das Seniorenticket, beklagen jedoch die Unübersichtlichkeit der Internetseite. Das Unternehmen verweist auf Suchmaslen und sein Servicetelefon.

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DARMSTADT. Das Seniorenticket Hessen erweist sich als klares Erfolgsmodell. Innerhalb der ersten zwei Monate nach dem Verkaufsstart Mitte November 2019 ist das neue Angebot des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), mit dem Menschen über 65 Jahre für 365 Euro ein Jahr lang hessenweit sämtliche Bahnen und Busse nutzen können, mehr als 40 000 Mal verkauft worden. Das sind mehr als doppelt so viele Verkäufe wie die bisherige 65-plus-Jahreskarte in einem Jahr, wie der RMV auf ECHO-Anfrage freudig verkündet. „Hervorragende Zahlen“, seien das, die die hohe Attraktivität des Angebots unterstreichen.

Auch Neukunde Gerhard Schäfer ist voll des Lobes. „Das ist eine ganz tolle Sache“, betont der 80 Jahre alte Arheilger, der das Seniorenticket zusammen mit seiner Frau erworben hat. „Wir haben davon bereits regen Gebrauch gemacht.“ Wo sie zuvor stets das Auto genommen hätten, nutzten sie nun Bus und Bahn. Etwa für Ausflüge nach Frankfurt. Oder wenn es nur darum gehe, ein bestelltes Buch in der City abzuholen.

Mit dem Seniorenticket günstiger unterwegs

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„Früher sind wir von Arheilgen aus mit dem Auto in die Stadt gefahren“, erinnert sich Schäfer. Denn mit dem öffentlichen Nahverkehr hätte das für sie beide zusammen 9,20 Euro gekostet, da sei es mit dem Auto günstiger gewesen bei ihren meist nicht langen Innenstadtbesuchen von rund zwei Stunden. „Die Parkgebühren sind zu niedrig und können nicht mit dem ÖPNV konkurrieren“, gibt der Stadtplaner im Ruhestand zu bedenken. Aber mit dem Hessenticket sei der Nahverkehr günstiger, also nutze man es einfach.

„Ich bin begeistert von der Sache“, schwärmt Gerhard Schäfer. „Das ist tatsächlich eine Möglichkeit, dass wir persönlich was für den Klimaschutz tun können.“ Allerdings sieht der Senior Unterstützungsbedarf bei Fragen der konkreten und steigenden Nutzung durch Senioren, die in der Nahverkehrslandschaft neu und noch nicht so firm sind.

Beispiel: Die Verbindungssuche über die RMV-Internetseite. Als er neulich mit seiner Frau ins Frankfurter Städel-Museum fahren wollte, seien ihm ausschließlich Verbindungen angezeigt worden, bei denen sie zuletzt hätten 15 Minuten laufen müssen. Für sie nicht machbar: „Wir sind nicht mehr gut zu Fuß.“ Erst als er sich in das Frankfurter Straßenbahnnetz reingearbeitet und alternative Möglichkeiten ausgekundschaftet habe, sei er auf eine für sie gangbare Alternative gestoßen.

„Da müsste es eine Möglichkeit geben, wie man das besser nutzen kann“, findet Schäfer. Die Vorschläge der Verbindungssuche seien offensichtlich auf den kürzesten oder schnellsten Weg ausgerichtet und ließen die Belange Älterer außer Acht. „Da müsste es eine spezielle Beratung geben“, regt der Senior an.

Doch die gibt es bereits, wie RMV-Sprecherin Vanessa Rehermann auf ECHO-Anfrage versichert. Zum einen auf der RMV-Internetseite: Dort können Kunden in der Suchmaske für die Verbindungssuche „mehr Angaben“ anklicken, wodurch sich ein erweitertes Suchfeld eröffne. Per Klick auf „Einzelauskunft für barrierefreie Fahrten“ lassen sich dort Spezifikationen eingeben – etwa im Bereich „Weg zur Haltestelle“ oder per Einengung der „Nutzergruppe“ auf „gehbehinderte Menschen“ oder Senioren“. Auf diesen Pfaden wäre Gerhard Schäfer zu der letztlich von ihm als gangbar herausgefundenen Verbindung gelangt, wie ein ECHO-Test ergeben hat.

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Zum anderen verweist RMV-Sprecherin Rehermann hier auf ihr Servicetelefon (069-24 24 80 24), das rund um die Uhr erreichbar sei und auch ganz individuelle Verbindungsfragen beantworte. Doch stellt sie fest, bislang gebe es über ihre Kundenkanäle „selten bis nie Anfragen zu seniorengerechten Verkehren“. Das könnte sich ändern. Gerhard Schäfer zumindest ist nun im Bilde und weiß nun, wie er gezielter und seniorengerechter Information für sich einholen kann.