Widerstand gegen Vonovia-Pläne in Darmstadt

Blick von oben ins luftige Grün: Zwischen den sechs Blöcken an der Heinestraße will Vonovia fünf viergeschossige Riegel bauen. Foto: Torsten Boor

IG Heinestraße wehrt sich gegen die Nachverdichtung auf Grünflächen mit altem Baumbestand.

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DARMSTADT. Darmstadt braucht Wohnraum für den anhaltenden Zuzug. Eins der Mittel der grün-schwarzen Koalition, diesen Druck zu mindern, ist Nachverdichtung von Quartieren wie beispielsweise im Martinsviertel, die meist zu Protesten von Anwohnern führt.

So ist es wenig überraschend, dass sich auch in der Postsiedlung Widerstand regt gegen die kürzlich im Gestaltungsbeirat vorgestellten Pläne des Wohnungsunternehmens Vonovia, in der Heinestraße auf den Grünflächen zwischen bestehenden Wohnblocks bis zu 65 neue Wohnungen zu errichten. Bis zu 30 Prozent könnten öffentlich gefördert und "Mietern im mittleren Einkommenssegment" zugute kommen, verspricht der Immobilien-Riese, der nach eigenen Angaben rund einer Million Menschen in Deutschland ein Zuhause bietet.

Mitglieder beurteilen das Vorhaben kritisch

Kurz nach der Sitzung des Gestaltungsbeirats am 8. November, zu dem Vonovia Mieter und Anwohner eingeladen hatte, um sich ein Bild von den Planungen zu machen, hat sich eine Interessengemeinschaft Heinestraße gebildet. Deren bisher 32 Mitglieder beurteilen das Vorhaben äußerst kritisch. Besonders enttäuscht zeigten sie sich darüber, dass es in dem Gremium keinen einzigen Wortbeitrag zu den Vonovia-Plänen gegeben habe.

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Wie IG-Sprecher Hans-Joachim von Scheidt in einem Brief an Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) sowie weitere Kommunalpolitiker und Behörden schreibt, sei in der Gestaltungsbeiratssitzung allen Zuhörern klar geworden, "dass es bereits ein Junktim gibt: dort die ökonomischen Interessen der Vonovia - hier die wohnraumpolitischen Ambitionen der Stadt Darmstadt." Das Schreiben enthält auch ein Positionspapier mit Argumenten gegen das Vorhaben.

Von Scheidt machte im Gespräch mit dieser Zeitung klar, dass die IG nicht grundsätzlich gegen Verdichtung sei: "Es muss Wohnraum geschaffen werden, aber nicht auf Teufel komm raus und mit so brachialer Gewalt." Vonovia wolle auf den fünf jeweils etwa 1500 Quadratmeter großen Grünflächen mit Baumbestand zwischen den sechs fünfgeschossigen Wohnblöcken Heinestraße 41 bis 59 zirka 80 Prozent bebauen: fünf viergeschossige Gebäuderiegel, eine Tiefgarage und ein Parkdeck.

Verkehr kollabiert

Er und seine Mitstreiter verweisen darauf, dass es in der Heinestraße schon eine ganze Menge Nachverdichtung gegeben habe. So sei 2010 zwischen den Gebäuden Moltkestraße 10 und Heinestraße 57-59 ein fünfgeschossiger Wohnblock samt Tiefgarage errichtet worden. Zwei Jahre später sei im Kreuzungsbereich Heinestraße 10/Moltestraße 36 das Gebäude um ein Stockwerk mit acht Mietparteien erhöht worden. Und in diesem Jahr sei in der Heinestraße 110 ein Einfamilienhaus auf drei Stockwerke mit neun Mietparteien erweitert worden. Durch ausgebaute Dachgeschosse seien in den vergangene zehn Jahren rund weitere zwölf neue Wohnungen entstanden.

Schon jetzt, so schildert es von Scheidt, gebe es Zeiten, in denen der Verkehr kollabiere: Bürgersteige seien zugeparkt, Feuerwehrzufahrten und Rettungswege blockiert. So habe er vor wenigen Tagen beobachtet, wie ein EAD-Fahrzeug wegfahren musste, weil der zu leerende Papiercontainer von Autos zugestellt war. Die fünf Grünflächen kompensierten Lärm und Emissionen, der vom Donnersbergring und der Rüdesheimer Straße sowie zunehmend vom Anliegerverkehr in der Heinestraße ausgehe. Durch die Ost-West-Lage der Grünflächen ("ein durchweg gesundes Ökosystem") seien Luftströme gewährleistet, die sich besonders in den heißen Sommern 2018 und 2019 positiv für die Bewohner bemerkbar gemacht hätten.

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Eine Wohnraumverdichtung und Versiegelung von Grünflächen werde zu einer Devitalisierung des Quartiers führen, so lautet das Fazit der IG Heinestraße. Sie erwartet eine Lösung, "die den Anwohnern der Heinestraße eine Zubetonierung der notwendigen Grünflächen (Klimawandel) im Innenstadtbereich erspart".