Am Sonntag findet in Breitscheid die Bürgermeisterwahl statt. In einer Podiumsdiskussion haben sich die Bewerber vorgestellt.
Von Tobi Manges
Volontär
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BREITSCHEID - Wer wird Bürgermeister von Breitscheid? Am kommenden Sonntag haben die Bürger die Wahl. In der Mehrzweckhalle in Breitscheid hatten sie am Dienstagabend die Gelegenheit, die vier Kandidaten näher kennenzulernen.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion dieser Zeitung stellten sich der parteilose Amtsinhaber Roland Lay sowie die ebenfalls parteilosen Herausforderer Frank Bechtum, Hein Fischer und Markus Winkel zweieinhalb Stunden lang den Fragen der Redakteure Nina Paeschke und Frank Rademacher. Auch die zahlreich erschienenen Zuhörer hatten die Gelegenheit, die Kandidaten zu löchern.
Wir haben einige der Themen, die viel Raum eingenommen haben, zusammengefasst.
ÖPNV
Dass Breitscheid beim öffentlichen Personennahverkehr noch Luft nach oben hat, da waren sich die Kandidaten einig. Frank Bechtum spitzte das Thema mit einem Beispiel zu: "Wer von Erdbach nach Breitscheid möchte, muss erst nach Uckersdorf fahren und dort umsteigen. Obwohl es der Ortsteil ist, der am dichtesten an der Kerngemeinde liegt. Das macht den ÖPNV unattraktiv."
Zweieinhalb Stunden lang stellen sich die Kandidaten für das Breitscheider Bürgermeisteramt dem Publikum vor (v.l.): Redakteur Frank Rademacher, Markus Winkel, Hein Fischer, Frank Bechtum, Roland Lay und Redakteurin Nina Paeschke. Foto: Katrin Weber
Bechtum hatte auch die Senioren im Blick, die den Weg zur Bushaltestelle vielleicht gar nicht mehr antreten können: "Wir müssen eine Möglichkeit schaffen, die Menschen zuhause abzuholen und nach Breitscheid zu fahren, damit sie dort ihren Alltag erledigen können." Eine denkbare Lösung wäre ein Bürgerbus, den auch Markus Winkel ins Spiel brachte. "Das muss aber entsprechend koordiniert werden und es müssen sich Freiwillige finden", merkte der 55-Jährige an.
Mobiler durch das neue Gesundheitszentrum?
Amtsinhaber Roland Lay verwies auf eine Projektgruppe, bestehend aus je einem Mitglied der Fraktionen und Mitarbeitern des Gemeindevorstands und der Verwaltung. Diese setze sich vor allem mit den Bereichen "Freiwilliger Fahrdienst" - also Bürgerbus -, "Mitfahrbank", "Fahrgemeinschaften" und "Carsharing" auseinander.
Außerdem sollen im Zuge der Eröffnung des Gesundheitszentrums im September 2020 zwei Neunsitzer angeschafft werden, die die Tagespflegegäste abholen und nach Hause fahren. Diese Neunsitzer könnten auch benutzt werden, um die Menschen aus den Ortsteilen beispielsweise für Arztbesuche oder Einkäufe nach Breitscheid zu bringen. Der begeisterte ÖPNV-Nutzer Hein Fischer warb für den Rufbus. "Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Würde es den Rufbus nicht geben, hätte ich manchmal nicht kandidieren können", sagte der 76-Jährige, der schon in seinem Heimatort Gangelt sowie in Selfkant, Halstenbek, Dieburg und Frankfurt Bürgermeister werden wollte.
Straßenbeiträge
Ein heißes - und für Betroffene vor allem oft auch teures Thema. "Es ist okay, wenn die Bürger Beiträge leisten, aber es darf nicht zuviel werden", sagte Hein Fischer. "Da gibt es einige Töpfe, die man anzapfen kann." Frank Bechtum und Markus Winkel sahen ganz klar das Land Hessen in der Pflicht, den Bürger zu entlasten. "Da müssen wir als Kommune auch mal Rückgrat zeigen. Es gibt Menschen, die diese Beiträge einfach nicht bezahlen können", sagte Winkel. "Uns selbst fehlen leider die Mittel, die Straßenbeiträge abzuschaffen", ergänzte Bechtum. Roland Lay betonte, dass in der Vergangenheit in Breitscheid immer "pro Anlieger" entschieden worden sei. "Wir wollen den Straßenanliegern entgegenkommen, das ist klar. Aber Hessen wird dafür kein Geld zur Verfügung stellen", war sich der 54-Jährige sicher.
Tourismus
Was geht noch beim Tourismus? "Die Höhle ist ein Zugpferd", sind sich die Kandidaten einig. "Wir müssen als Gemeinde noch mehr davon profitieren", forderte Frank Bechtum. Die Leute fahren oft weiter nach Herborn und essen dort ihr Eis, weil sie bei uns nichts angeboten bekommen." Winkel wolle dafür "Investoren ansprechen", kündigte er an.
Außerdem brachte Winkel einen neuen Radweg zwischen Breitscheid und Haiger ins Spiel, bei dem der alte Bahntunnel mit eingebunden werden könnte. "Das wäre ein Highlight." Lay wandte sich an die Bürger und sprach Interessenten an, die ihre Wohnung als Ferienwohnung zertifizieren lassen wollen. Denn: "In den Wandermonaten haben wir zu wenige Übernachtungsmöglichkeiten für die Menschen, die auf dem Rothaarsteig oder dem Westerwaldsteig unterwegs sind. Da ist noch Potenzial."
Hein Fischer kündigte an, die Vereine ins Boot zu holen. "Wo ich wohne, organisieren die Vereine viele Freizeitangebote. Vielleicht können wir die Menschen motivieren, sich bei der Freizeitgestaltung einzubringen.
Breitscheider Wald
Zuhörerin Carina Zeiler aus Breitscheid wollte wissen, wie es mit dem Breitscheider Wald weitergeht, der in diesem Jahr unter der Dürre zu leiden hatte. Während Hein Fischer einfach den Klimanotstand ausrufen will, "weil es dann Geld vom Bund" gibt, hielten sich die drei anderen Bewerber zurück. "Dürre und der Borkenkäfer werden uns noch lange beschäftigen", sagte Markus Winkel. "Für die Zukunft müssen wir mit Fachleuten zusammenarbeiten, die wissen, welche Baumart sich gut zum Aufforsten eignet."
Dem stimmte Frank Bechtum zu. "Momentan betreiben wir mit dem Einschlagen der Fichten nur Schadensbegrenzung. Es braucht eine langfristige Lösung für die Zukunft." Amtsinhaber Lay sprach von einem "Notfallplan", den Breitscheid für den Wald braucht. "Momentan ist das ein Hinterherlaufen hinter der Dürre."
In unserem 360-Grad-Bild können Sie sich in der Mehrzweckhalle während der Podiumsdiskussion umschauen: