3820 Menschen im Lahn-Dill-Kreis arbeiten für den Mindestlohn
Der Mindestlohn in Deutschland beträgt seit diesem Januar 9,19 Euro pro Stunde — 35 Cent mehr als bislang. Im Lahn-Dill-Kreis betrifft das 3820 Menschen.
Seit diesem Jahr beträgt der Mindestlohn in Deutschland 9,19 Euro. Im Lahn-Dill-Kreis profitieren 3820 Menschen davon.
(Foto: NGG)
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WETZLAR/DILLENBURG - (red). Der Mindestlohn in Deutschland beträgt seit diesem Januar 9,19 Euro pro Stunde — 35 Cent mehr als bislang. Laut Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) steigt damit der Lohn von 3820 Menschen im Lahn-Dill-Kreis. So viele Beschäftigte arbeiteten hier derzeit zum gesetzlichen Lohn-Minimum.
Von der Erhöhung des Mindeslohns profitiere auch die Wirtschaft im Kreis. Denn die Kaufkraft wachse so in diesem Jahr um rund 934 000 Euro. Die Gewerkschaft beruft sich bei diesen Angaben auf eine aktuelle Analyse des Pestel-Instituts aus Hannover, das die Auswirkungen der Mindestlohn-Entwicklung regional untersucht hat.
„Fast jeder Euro, den Mindestlohn-Beschäftigte am Monatsende extra haben, fließt in den Konsum. Und einen Großteil davon geben sie vor Ort aus“, sagt Andreas Kampmann von der NGG-Region Nord-Mittelhessen. Denn wer zum untersten Lohn arbeite, könne nichts auf die hohe Kante legen.
Die NGG fordert aber ein deutlich stärkeres Mindestlohn-Plus. Erst in einer Größenordnung von mehr als zwölf Euro pro Stunde werde die Lohnuntergrenze „langsam armutsfest“. Kampmann sieht bei den Löhnen „Luft nach oben“ und die Arbeitgeber in der Pflicht: „In Branchen wie dem Gastgewerbe und dem Bäckerhandwerk gehen trotz guter Wirtschaftslage selbst Fachkräfte oft nur mit dem gesetzlichen Minimum nach Hause.“ Messlatte sei aber nicht der Mindestlohn, sondern der Tariflohn. Kampmann prangert die zunehmende Tarifflucht als Hauptgrund dafür an, „dass seit Jahren viel zu viele Menschen im Niedriglohnsektor gefangen sind“ und fordert die Unternehmen auf, sich zu Tarifverträgen zu bekennen.
„Zu wenig Kontrolle des Lohn-Anspruchs“
Von der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns seit 2015 hätten rund vier Millionen Menschen profitiert. Allerdings werde dieser gesetzliche Anspruch viel zu wenig kontrolliert, weil die Finanzkontrolle Schwarzarbeit nach wie vor nicht ausreichend personell ausgestattet sei. „Es gibt viel zu viele Schlupflöcher: Arbeitszeiten werden nicht korrekt erfasst oder Überstunden nicht bezahlt, um den Mindestlohn massenhaft zu umgehen.“