Veranstaltungen sind gestrichen, Aufträge finden nicht statt. Die Corona-Krise trifft die Kulturszene hart. Planungen für die Zukunft laufen.
Von Helmut Blecher
Wie alle anderen Kultstätten ist auch das Heimhof-Theater zurzeit im Ruhemodus. Foto: Helmut Blecher
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DILLENBURG/HERBORN/HAIGER/BURBACH "Es geht weiter. Das ist das Einzige, was weiter geht". (Karl Kraus). Noch ist die Kultur noch nicht am Ende und bedarf auch keines Priesters. Doch die Unsicherheit, wie lange der Krisenmodus anhält, bereitet den Kulturschaffenden und Veranstaltern große Probleme. Wie lange reichen die Mittel, wie lange bleiben die Unsicherheit und die Zurückhaltung des Publikums auch nach dem Ende der Corona-Krise bestehen? In einer Telefonumfrage hat DZ-Mitarbeiter Helmut Blecher Statements zur Situation der Kulturszene in der Region eingeholt:
Theodor Petera, Vorsitzender des Fördervereins Heimhof-Theater in Burbach-Würgendorf, sieht natürlich, dass es notwendig ist, sich der gegenwärtigen Lage zu stellen. So wurden auch die Mai-Termine mit der Band Hörgerät sowie mit Jördis Tielsch abgesagt. "Wir hoffen, dass wir für sie und auch für Bill Mockridge zu einem späteren Zeitpunkt Ersatztermine anberaumen können. Die Planungen für die neue Spielzeit laufen weiter", sagt Theodor Petera, der hofft, dass man ohne große Blessuren diese Ausnahmesituation bewältigt.
Andreas Rompf, Kulturbeauftragter der Stadt Haiger, sieht für Panik und Ängste noch keinen Anlass: "Wir haben die aktuelle Hai-Wi-Spielzeit bis auf eine Absage noch zu Ende gebracht, und die neue Spielzeit beginnt erst am 13. November mit dem Schauspiel 'Vincent will Meer'. Wir arbeiten jedenfalls dafür, dass alles spätestens im Herbst wieder stattfinden kann - auch ein Termin im Rahmen des Kultursommers Mittelhessen am 11. September in der evangelischen Stadtkirche ('Opera Légère'). Nur mit der Programmplanung für die Konzerte in der Kulturkapelle Langenaubach halten wir uns noch zurück." Ausdrücklich lobt Rompf das Verhalten des Haigerer Kulturpublikums. "Die Leute sind sehr diszipliniert. Es gibt keinen Run auf Abo-Stornierungen." "In Dillenburg stehen im Moment viele Veranstaltungen auf den Prüfstand. Bis Ende Mai ist alles gecancelt", sagt Tino Fritsch, Leiter des Ressorts für Kultur, Sport und Tourismus"Für die Aquarena-Nacht, die im August stattfinden soll, laufen die Planungen weiter, doch die Verträge mit den Bands liegen noch auf Eis. Solange die Unsicherheit bleibt, halten wir uns auch mit verbindlichen Abmachung zurück."
In der Herborner Kulturscheune herrscht gleichfalls Stillstand - bis zunächst Ende Mai. Jörg Michael Simmer sieht den Verein finanziell noch gut aufgestellt, doch auch er kann keine verbindlichen Aussagen für die Zukunft treffen. Der Betrieb sorge auch im Ruhemodus für weiter laufende Kosten. "Insbesondere für unsere Eigenproduktionen bedeutete das einen herben Einschnitt. Wir hoffen, dass wir die Aufführung des Jungen Ensembles 16+ mit ,Spaß beiseite' wenigstens in szenischer Form noch auf die Bühne bringen können, und für die abgesagten Termine mit HG Butzko und Ulla Meinecke gibt es bereits Termine im Herbst. Wir stehen vor einem sehr schwierigen Jahr für uns. Doch wir haben in den vergangenen 30 Jahren unseres Vereins große Herausforderungen gemeistert, sodass wir hoffen, auch die jetzige Situation ohne große Blessuren überstehen zu können. Das neue Programm ist jedenfalls das attraktivste in der Geschichte der Kulturscheune", erklärt Simmer.
Die Dillenburger Buchhandlung Rübezahl hat den Kontakt zum Lesepublikum nicht eingestellt. Man hält im Geschäft auch weiterhin die Stellung, nur ohne Publikumsverkehr. Telefonisch oder per Mail können Bücher bestellt werden, die Selbstabholer vor der Ladentür kontaktlos erhalten. Darüber hinaus findet der postalische Versand. Innerhalb des Stadtgebietes liefert die Buchhaltung auch Lesestoff aus. "Unser Geschäft ist zwar geschlossen, der Geschäftsbetrieb geht weiter", erklärt Volkmar Nix.
Darben muss auch die Gilde der Alleinunterhalter und Entertainer. Keine betrieblichen Feiern, keine Hochzeiten, keine Partys mit Musikbegleitung mehr. Der Siegener Thomas Röcher steht stellvertretend für viele Einzelkämpfer, denen auf nicht absehbare Zeit die Einnahmen und somit auch die Existenzgrundlage wegbrechen. "Sollten die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus irgendwann aufgehoben werden und wir zu einem normalen Spielbetreib zurückkehren können, hält die Verunsicherung unter unseren Kunden wohl noch lange an. Man reduziert die Ausgabe für Events auf ein Minimum, sodass wir auch längere Zeit mit Ausfällen rechnen müssen", meint Röcher.
Auch Peter Siegel von der Coverband Eve fühlt sich momentan auf Sparflamme gesetzt. Aufgrund des Versammlungsverbots kann die sechsköpfige Band auch keine gemeinsamen Probentermine ansetzen. "Wir hatten im Februar mit Bülent Ceylan in Lahnau noch eine tolle Veranstaltung gehabt und jetzt ist erst einmal alles abgesagt. Das macht uns schon Sorgen, denn unsere Kosten für das Equipment laufen weiter. Im Mai hatten wir bereits Buchungen für mehrere Konzerte, die jetzt abgesagt wurden", erklärt Keyboarder Peter Siegel. Auch wenn man in normalen Berufen stehe, bedeute der Stillstand für Eve - insbesondere in musikalischer Hinsicht - einen tiefen Einschnitt ins Bandgefüge.