Drei Neue: Generationenwechsel im Forstamt Herborn
Chantal Bornmann, Anne Reichert und Marius Kegel übernehmen die Revierleitung in Dillenburg, Siegbach und Herborn. Mit ihnen wächst eine neue Waldgeneration heran.
Von Frank Rademacher
Redakteur Dillenburg
Kümmern sich um den Wald in der Region: Forstamtsleiter Jochen Arnold (2. v. r.) mit den neuen Revierleiterinnen Chantal Bornmann und Anne Reichert sowie dem neuen Förster für Herborn, Marius Kegel. Foto: Frank Rademacher
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HERBORN - "Neue Männer braucht das Land", hatte Ina Deter 1982 fordernd gesungen, jetzt könnte es heißen "Neue Förster braucht der Wald". In den zum Forstamt Herborn gehörenden Revieren vollzieht sich gerade so etwas wie ein Generationenwechsel, der zugleich den Anteil der Försterinnen erhöht. Seit rund einem halben Jahr werden die Reviere Herborn, Thiergarten (Dillenburg) und Siegbach von jungen Forstleuten geleitet: Marius Kegel, Chantal Bornmann und Anne Reichert.
"Wir heißen Anne Reichert in Siegbach herzlich willkommen und freuen uns auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit", begrüßt sie Bürgermeister Maik Trumpfheller. Und er schickt auch gleich noch einen Wunsch an die erst 24-Jährige hinterher: "Wir hoffen, dass Sie uns ebenfalls eine so lange kontinuierliche Zeit wie Herr Pohl im Revier Siegbach erhalten bleiben." Wolfgang Pohl hatte das Siegbacher Revier über 30 Jahre betreut.
Und wie ihre Kollegen steht Reichert vor einer enormen Herausforderung durch den Klimawandel und seine Auswirkungen für den Forst. "Es findet gerade ein großes Umdenken statt, wie mit der Bewirtschaftung des Waldes verfahren wird", erklärt die aus Nordhessen stammende Försterin.
Ihr ohnehin laubwalddominiertes Revier, das von den Wilhelmsteinen in Tringenstein bis zur Grenze nach Bicken einen großen Höhenunterschied aufweist, wird sich in den nächsten Jahren stark verändern. Von der Fichte gibt es nur noch Restbestände und auch den Buchen haben die vergangenen Trockenjahre mächtig zugesetzt. "Da haben wir 25 bis 50 Prozent weniger Zuwachs", erklärt Reichert eine Folge. So würden die geplanten Einschlagmengen ausschließlich über die Beseitigung des Schadholzes, die Pflege und die Verkehrssicherung erfolgen.
Mit ganz ähnlichen Voraussetzungen hat ihre Kollegin Chantal Bornmann zu kämpfen, die wie Reichert am 1. November ihr Revier in Dillenburg von Jens Büttner übernommen hat. Ein freiwilliges ökologisches Jahr habe sie stark geprägt und den Ausschlag für die Försterei gegeben, erzählt die 27-Jährige.
Ihr Revier teilt sich in vier größere Flächen auf, die zwischen Niederscheld und der Grenze zu Langenaubach liegen. Auch im Revier Thiergarten geht es mit der Fichte zu Ende. "Wir werden sie gruppen- und horstweise durch Weißtanne, Douglasie und Küstentanne ersetzen", erklärt Bornmann, welche Baumarten künftig das Bauholz liefern sollen.
Naturschutz ist ein wichtiges Arbeitsfeld
Neben der Aufforstung und Umgestaltung des Waldes bildet der Naturschutz ein wichtiges Arbeitsfeld in ihrem Revier. So seien für den Schwarzstorch Horste und Teiche angelegt worden, und es habe Uhusichtungen gegeben, beides unter Schutz stehende Vögel.
Eine Besonderheit in ihrem Revier ist ein sogenannter Schlechtwetter-Arbeitsplatz im Lützelbachtal, bei dem beispielsweise Hochsitze vormontiert werden.
Dritter im Bunde der "Neuen" ist Marius Kegel, der so etwas wie ein Eigengewächs ist. Es sei aber ein Zufall gewesen, dass er zum Jahresbeginn sein Heimatrevier habe übernehmen können, sagt der Herborner. Er ist bei der Stadt zum Forstwirt ausgebildet worden und hat dann das Studium angeschlossen.
Mit allen Herborner Stadtteilen ist sein Revier das flächenmäßig größte im Forstamt Herborn und zugleich auf viele einzelne Flächen aufgeteilt. Der Friedwald und das Tiergehege gehören gleichfalls zu seinem Arbeitsfeld.
Für die großen Forstbetriebsflächen stehen dem 27-Jährigen aber zahlreiche Mitarbeiter zur Verfügung und "wir sind technisch gut ausgestattet", erklärt der Herborner. Auch wenn die Fichte in seinem Revier nur etwa zehn Prozent der Waldfläche ausgemacht hatte, haben drei sehr trockene Sommer und der Borkenkäfer einige Freiflächen hinterlassen, die nun wieder aufgeforstet werden müssen.
Eine Mammutaufgabe, die auf alle Revierleiter zukommt, wie Forstamtsleiter Jochen Arnold erklärt. Damit die neuen, klimastabileren Mischwälder heranwachsen können, müssen nicht nur viele Kulturen gepflanzt, sondern auch anschließend gepflegt werden. Und das bedeutet etwa, dass die jungen Bäume auf einer Gesamtfläche von rund 80 Hektar immer wieder freigeschnitten werden müssen, bis sie groß genug sind, um etwa gegen rankende Brombeeren bestehen zu können.
Mit dem Generationswechsel in den Revierleitungen geht also auch ein Wandel in den heimischen Wäldern einher. Bis die neue Waldgeneration ausgewachsen ist, wird selbst Anne Reichert nicht mehr Revierleiterin sein, selbst wenn sie so lange bleibt, wie ihr Vorgänger.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 21.06.2022 um 17:00 Uhr publiziert.