Die Solidarität ist überwältigend: Auch im Dillgebiet gibt es zahlreiche Spendenaktionen für die Betroffenen der Flutkatastrophe. 23 Trucks machen sich aus Medenbach auf den Weg.
Von Christian Hoge, Martin H. Heller und Ralf Triesch
Überwältigend: Im Haigerer Stadtteil Flammersbach lockt eine der vielen Hilfsaktionen zahlreiche Unterstützer. Foto: Andreas Franke
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HERBORN/DILLENBURG/HAIGER - Es hat nicht lange gedauert: Nach der Flutkatastrophe in Teilen Deutschlands wächst die Hilfsbereitschaft rasant - auch überall im Dillgebiet. Das Ausmaß der Solidarität mit den Betroffenen ist riesig.
Innerhalb weniger Tage haben unzählige Einzelpersonen, Vereine, Gruppen, Unternehmen und Institutionen gesammelt - und tun das weiterhin. Verschiedene Spendenkonten sind eingerichtet, Sachspenden sind in vielen Fällen schon in den Katastrophengebieten angekommen -oder füllen die Lager. Wir nennen an dieser Stelle einige Beispiele aus der Region, die exemplarisch für viele andere stehen.
SO KÖNNEN SIE HELFEN
Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist riesengroß. Entsprechend haben sich die Lager der Hilfsorganisationen vor Ort rasch gefüllt. Mittlerweile können einige Sammelstellen keine Sachspenden mehr annehmen, weil die Lager voll sind und das Sortieren und Zuordnen personell wie räumlich nicht zu schaffen ist.
Arbeitsgeräte wie Schaufeln, Hacken, Besen, Gummiabzieher werden an manchen Orten noch benötigt.
Unter anderem haben die betroffenen Hochwasser-Gebiete Ahrweiler und Euskirchen mittlerweile Hotlines eingerichtet, um die Hilfs- und Spendenangebote privater Helfer oder Firmen besser koordinieren zu können:
Der Landkreis Ahrweiler hat eine Hotline unter der Rufnummer 02641-975 900 eingerichtet. Auch per E-Mail kann man Hilfsangebote an hochwasserhilfe@kreis-ahrweiler.de richten.
Der Landkreis Euskirchen hat eine Hotline unter der Rufnummer 02251 - 15910 eingerichtet.
Der Rhein-Erft-Kreis hat eine Hotline unter der Rufnummer 02271-83 222 22 eingerichtet.
Der Verbandskreis Adenau hat eine Online-Plattform eingerichtet, um dort freiwillige Helfer zu registrieren.
Prinzipiell gilt: Da benötigte Güter nach dem jeweiligen Bedarf zielgerichtet gekauft werden können, ist es sinnvoller, Geld zu spenden.
Spenden nehmen einige heimische Kirchengemeinden entgegen (siehe Artikel).
Verlässliche Partner sind unter anderem die Aktion Deutschland hilft (www.aktion-deutschland-hilft. de) Stichwort "Hochwasser Deutschland", IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30 (Bank für Sozialwirtschaft)
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat ebenfalls ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07, Stichwort: Hochwasser
"Wahnsinn!" Mit diesem Wort fasst Sebastiaan de Vrieze das zusammen, was sich in kürzester Zeit am Heisterberger Weiher abspielte. "Was als kleine Geste gedacht war, wurde innerhalb weniger Stunden ein Beispiel an Hilfsbereitschaft", berichtet der Pächter des Campingplatzes bei Driedorf. Eine Mitarbeiterin hatte die Idee, Spenden für die Flutopfer zu sammeln. Schnell seien "unglaubliche Mengen" abgegeben worden: Kleidung, Spielzeug, Geschirr, Wasser, Baby- und Hygieneartikel, aber vor allem Lebensmittel. Plötzlich habe man mit Spenden zu tun gehabt, die man kaum transportieren konnte. Doch die Hilfe kam ebenso schnell: Nach einem kurzen Anruf bei der Feuerwehr wurde ein Anhänger samt Zugfahrzeug und Fahrer bereitgestellt. "Das war eine wirklich besondere Erfahrung", sagt de Vrieze. Die Feuerwehren der Gemeinde Driedorf bringen derzeit regelmäßig benötigte Hilfsgüter nach Ahrweiler (Rheinland-Pfalz. Helfer nehmen zum Teil extra Urlaub oder werden von ihren Arbeitgebern freigestellt, um mit anzupacken.
Spontan hatten auch andere Feuerwehren aus dem ehemaligen Dillkreis gesammelt, um zu helfen. Unter ihnen war beispielsweise die Freiwillige Feuerwehr aus Sinn.
Eine große Sammelaktion organisierte am Wochenende die DLRG am Aartalsee"Kompletter Annahmestopp. Wir sind überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft", schrieben die Lebensretter am Sonntag auf ihrer Facebook-Seite. Menschen, die vor Ort waren, berichten von einem gewaltigen Andrang in Bischoffen - und loben die Organisation rund um die Spendensammlung. "Wir danken für die riesen Menge an Hilfsgütern. Niemand geht unter, solange wir zusammenhalten", betont die DLRG-Ortsgruppe in ihrem Beitrag.
Um Betroffene und Helfer im Hochwassergebiet zu unterstützen, hatte der Feuerwehrverein Sinn nach der Anfrage, was vor Ort benötigt wird, 900 Liter Mineralwasser sowie Hygiene-Artikel, Babynahrung und Helferverpflegung besorgt und ins Katastrophengebiet transportiert.
Oft besteht auch ein direkter Kontakt in die betroffenen Kommunen - so wie in HerbornIn Absprache mit der Stadt Stolberg sammeln die "EssensRetter Dillkreis" und "Manu's Imbiss" Sachspenden für Flutopfer. Aber nicht wahllos - die Hilfe ist gezielt koordiniert. Regelmäßig veröffentlichen die "Essensretter" deshalb auf ihrer Facebook-Seite aktualisierte Listen, auf denen zu sehen ist, was vor Ort konkret gebraucht wird. Wer helfen will, sollte diese also vorher prüfen. Auf diese Weise werden auch Sachspenden für Helfer in Ahrweiler gesammelt.
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"Lasst uns gemeinsam und überlegt in der Sache vorgehen, damit unsere Hilfe auch ankommt", schreibt Herborns Bürgermeisterin Katja Gronau auf Facebook. Die Stadt unterstützt die Spendensammlung.
Andere setzen auf Geldspenden - zum Beispiel mit einer Aktion im Evangelischen Dekanat an der DillDie Kirchengemeinden Hirzenhain und Simmersbach richteten ein Spendenkonto ein. Auf diesem Weg soll Menschen im Ahrtal und in der Eifel geholfen werden. Pfarrer Michael Brück steht im Kontakt mit der Evangelischen Kirchengemeinde Adenau in der Nähe des Nürburgrings. Dort liegt auch das besonders stark verwüstete Dorf Schuld. "Nach der schweren Flutkatastrophe, die viele Menschen betroffen hat, ist jetzt Soforthilfe angesagt. Sie wird bereits organisiert, wie uns die Kirchengemeinde Adenau schreibt", sagte Brück schon am Freitag. Und: "Unsere Partner können die Lage sehr gut einschätzen und wissen Bescheid, zumal sie mit ihrer Heimat verbunden und dort bestens vernetzt sind."
Auch an den Helfern geht die große Solidarität nicht spurlos vorbei. "Wir waren völlig überwältigt. Einigen kamen immer wieder die Tränen", erinnert sich Desireé Philippus-Weilerscheid aus FlammersbachMit ihrem Mann Benjamin und vielen weiteren Menschen stellte sie am Freitag und Samstag einen Hilfskonvoi auf die Beine. Das Ziel: der kleine, ebenfalls massiv betroffene Ort Arloff in der Eifel, aus dem auch ihr Mann stammt.
Per WhatsApp rief die Flammersbacherin zu Spenden auf - und das verbreitete sich im Eiltempo. Als die Helfer zur Bahnbrücke kamen, staute sich der Verkehr, den die Ordnungspolizei regeln musste. 500 Menschen brachten Babynahrung, Getränke, Lebensmittel und Kleider - am Samstag ging es weiter. Auch Supermärkte beteiligten sich mit palettenweise Mineralwasser und Babywindeln.
So reichte der Anhänger, den der Langenaubacher Jan Grooß organisiert hatte, nicht aus. Letztlich wurden sechs Sattelschlepper und ein Sprinter mit Hilfsgütern beladen. Unterwegs waren Zugfahrzeuge der Firmen STL, SAM und Heinz-Baustoffe.
In der Eifel habe der Hilfskonvoi für eine "riesige Dankbarkeit" gesorgt, berichtete Philippus-Weilerscheid. "Einige kamen weinend zu unseren Fahrzeugen, um 'Danke' zu sagen."
Auch in den kommenden Tagen sind im Dillgebiet Hilfsaktionen geplant. Eine spielt sich im Breitscheider Ortsteil Medenbach ab - und die hat es in sich.
Ein Konvoi mit 23 Trucks fährt am Wochenende in den besonders stark von der Flutkatastrophe betroffenen Rhein-Erft-Kreis (Nordrhein-Westfalen). Mit dabei sind unter anderem Lkws und Bagger der Firmen Funk, Fries und Kreiling.
Am Donnerstag und Freitag, 22. und 23. Juli, können von 16.30 bis 19 Uhr Sachspenden im Sportheim in Medenbach abgegeben werden.
In Abstimmung mit dem DRK vor Ort sollen nur Bestimmtes gespendet werden (Stand: Dienstag): Dazu zählen Baby- und Tiernahrung, Hygieneartikel (Zahnbürsten, Duschzeug, Tampons, Windeln), Radios mit Batterie, vollgeladene Powerbanks, Stromaggregate, Gummistiefel, Schaufeln, Besen, Gummiabzieher, Konserven, Gaskocher mit Kartuschen, Geschirr, Töpfe und Getränke.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 20.07.2021 um 17:00 Uhr publiziert.