Martin H. Heller über Proteste von Querdenkern und Rechten. Fotos: Rademacher/Kopp
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Charlotte Petersen war eine stets ruhige, kleine Frau. Sie war innerlich groß, hat Großes geleistet für die Opfer des menschenverachtenden Nazi-Regimes, hat ohne viel Lärm zu machen, gewirkt, erwarb sich durch ihre Beharrlichkeit den Ruf der "größten Bettlerin ihres Jahrhunderts".
Ganz anders die Demonstranten, die lautstark mit Trillerpfeifen und Tröten, mit Megafon und Lautsprechern die Preisverleihung an Joachim Schaefer, den Macher von "Hessencam", störten. Schaefer, der beharrlich gegen Rechtsextremismus eintritt und bei Demonstrationen und Aufzügen der Rechten deren Reden und Tun filmisch dokumentiert, war dafür schon 2019 für die Charlotte-Petersen-Medaille vorgeschlagen worden - Anfang 2019, als von Corona und Querdenkern noch niemand etwas wusste.
Schaefer hat diesen Preis verdient, weil er über neue Anfänge rechter Agitation aufklärt, über das Aufkeimen rechtsnationalistischer und fremdenfeindlicher Bewegungen. Die Demonstranten waren naturgemäß anderer Meinung. Dass Schaefer mit seinen Videos und dem Hinweis auf die Verbindung der Impfgegner mit Querdenkern und Rechten keineswegs daneben lag, zeigte der Umstand, dass unter den Krakeelern, die über eine Stunde lang lärmten, auch Kommunalpolitiker der AfD und Heiko Schuster waren, der eine abgeschlossene Kolonie für gleichgesinnte Querdenker in Brandoberndorf plant.
Die Methoden des Protests erinnerten an Methoden aus der düstersten Zeit deutscher Geschichte, so unter anderem ein Schild, das eine Schmeißfliege zeigt, die die Charlotte-Petersen-Medaille aus einem Kothaufen zieht. Einfach geschmacklos! Die Verleihung an Joachim Schaefer sei eine Schande für Charlotte Petersen, stand auf einem anderen Schild. Nein, das war sie nicht. Im Gegenteil. Eine Schande war der unwürdige, lärmende Aufzug am Zwingel.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 10.06.2022 um 19:00 Uhr publiziert.