Öl, Mehl, Zucker, Multivitamintabletten, Reis und Nudeln – aber auch Hygieneartikel und sogar ein komplettes Haus. Viele Dinge werden in Rumänien, Moldawien und den Nachbarländern in Osteuropa dringend gebraucht. Und es gibt viele Menschen, die helfen wollen. Organisiert wird die Hilfe zum Beispiel in Mittelhessen, in Wissenbach.
Von Katrin Weber
Mitarbeiterin Dillenburg
Musterhaus wird Kindergarten: In Ottendorf (Sachsen) wurde ein Gebäude abgebaut (Foto) und in Cazaclia in Moldawien wieder aufgebaut.
(Foto: Auslandshilfe FeG)
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ESCHENBURG-WISSENBACH - 60 Transporte, 80 000 Kilometer, 700 Tonnen Hilfsgüter und 200 ehrenamtliche Helfer – für das Jahr 2019 kann die Auslandshilfe des Bundes der Freien evangelischen Gemeinden (FeG) erneut beeindruckende Zahlen präsentieren. Das vergangene Jahr bescherte der Organisation außerdem einen runden Geburtstag: Die Auslandshilfe mit Sitz in Wissenbach besteht seit 30 Jahren.
Christoph Lantelme koordiniert in Wissenbach die Arbeit. Er übernimmt die Logistik, erledigt den Zoll, kümmert sich um Anfragen und ist im Birkenweg Ansprechpartner für die vielen Helfer. Auf diese ist Lantelme stolz.
Rund 120 Menschen unterstützen die Arbeit der Auslandshilfe, indem sie in dem Lager die gespendete Kleidung sortieren. 60 weitere Helfer fahren die Lkw in die osteuropäischen Orte. „Insgesamt sind es 200 Ehrenamtliche, die irgendwas hier machen, der eine mehr, der andere weniger, jeder, wie er kann“, sagt Lantelme.
Musterhaus wird Kindergarten: In Ottendorf (Sachsen) wurde ein Gebäude abgebaut (Foto) und in Cazaclia in Moldawien wieder aufgebaut. Foto: Auslandshilfe FeG
Musterhaus wird Kindergarten: In Ottendorf (Sachsen) wurde ein Gebäude abgebaut und in Cazaclia in Moldawien wieder aufgebaut (Foto). Foto: Auslandshilfe FeG
Musterhaus wird Kindergarten: In Ottendorf (Sachsen) wurde ein Gebäude abgebaut (kleines Foto) und in Cazaclia in Moldawien wieder aufgebaut. Foto: Auslandshilfe FeG
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Überhaupt seien die Menschen in Mittelhessen sehr hilfsbereit. „Im Vergleich zu anderen Regionen, die ich kenne, funktioniert das Ehrenamt hier am besten“, sagt er und weist auf die vielen Helfer hin, die regelmäßig in dem Lager in Wissenbach tätig sind. Das seien zwölf Packgruppen mit je 10 bis 14 Helfern.
Rumänien war 1990 das erste Ziel
Ein Lkw und zwei Auflieger gehören mittlerweile der Auslandshilfe. Vor 30 Jahren sei das noch anders gewesen. Damals fuhr die Organisation mit geliehenen Lastern Hilfsgüter nach Osteuropa. Rumänien war das erste Land, in dem die Auslandshilfe unter dem Namen Rumänienhilfe aktiv wurde. In dem Land mangelte es vor allem an Nahrungsmitteln und Kleidung.
KONTAKT
Die Auslandshilfe des Bunds der FeG ist in Wissenbach im Birkenweg 10 -12 ansässig. Erreichbar ist sie per Telefon unter 0 27 74-5 22 60 und per Email an info@auslandshilfe.feg.de. Die Warenannahme ist freitags von 14 bis 17 Uhr. Weitere Informationen gibt es im Web unter www.auslandshilfe.feg.de.
Ende 1990 erreichte die FeG Rumänienhilfe ein Hilferuf aus Bulgarien. Es fehlte unter anderem an Mehl, Reis, Haferflocken, Milchpulver, Kakao, Kaffee, Käse, Seife, Waschpulver und Medikamenten. Aus der Rumänienhilfe wurde das Auslandshilfswerk des Bundes Freier evangelischer Gemeinden mit den Schwerpunkten humanitäre Hilfe und Unterstützung der Partnergemeinden.
Klinik-Küche aus Wetzlar findet neue Verwertung
1995 folgte der erneute Namenswechsel: Die FeG Auslandshilfe entstand. Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Ungarn, der Kosovo, Moldawien und die Ukraine werden nahezu ununterbrochen angefahren, um Hilfsgüter zu bringen.
2019 waren es insgesamt rund 700 Tonnen, die die Auslandshilfe von Wissenbach aus nach Osteuropa brachte. Darunter waren im November rund 11 000 Weihnachtstaschen. Finanziert wird die FeG-Auslandshilfe durch Spenden. Ein Transport kostet rund 3500 Euro.
Außerdem ist sie Partner für andere christliche Hilfsorganisationen, die Transporte anbieten. Lantelme übernimmt die Logistik. Als Beispiel nennt er den Ausbau der alten Küche des Wetzlarer Krankenhauses, die in fünf verschiedenen Einrichtungen in Moldawien weitere Verwendung fand. Lantelme organisierte alles, von den Helfern aus Moldawien, die nach Wetzlar kamen und die Küche abbauten, über die Suche einer Spedition bis hin zum Ausfüllen der Zollpapiere lief alles in Wissenbach zusammen.
Seit zehn Jahren ist Christoph Lantelme Koordinator bei der Auslandshilfe. An eine Aktion erinnert er sich gerne zurück: „In Greifenstein haben wir in einem Lebensmittelladen die Regale abgebaut und in einem Kleiderladen im Kosovo wieder aufgebaut.“
Im vergangenen Jahr gehörte ein ungewöhnliches Projekt in den Rechenschaftsbericht: In Ottendorf bei Dresden baute die Auslandshilfe ein Haus ab. Die Anfrage kam in Wissenbach an, und Lantelme überlegte nicht lange. „Warum sollst Du so was nicht mal angehen?“, habe er gedacht und gleich die ersten Anrufe getätigt. Sieben Tage habe es gedauert, dann sei das Haus komplett abgebaut und auf zwei Lkw verladen gewesen. In Wissenbach wurden die Laster gewogen, die Packpapiere, Ladeliste und Zollpapiere fertiggemacht. Längst ist das Gebäude in Cazaclia (Moldawien) seiner Bestimmung übergeben: Ein Kindergarten wurde darin eingerichtet.
Die Auslandshilfe des Bunds der FeG selbst hat neben der Unterstützung von Partnergemeinden drei weitere Projekte: „Pakete zum Leben“, der Windel-Express und Kleidersammlung. 500 „Pakete zum Leben“ sind auf jedem Transport dabei, der von Wissenbach auf die Reise geschickt wird. Sie enthalten die Grundnahrungsmittel Öl, Mehl, Zucker, Multivitamintabletten, Reis und Nudeln. Die Leerpakete stellt die Auslandshilfe zur Verfügung. Im Jahr 2019 wurden 17 000 „Pakete zum Leben“ transportiert, inklusive derer, die für Partnergemeinden nach Osteuropa gebracht wurden.
Erwachsenen-Windel werden nachgefragt
Seit drei Jahren gehört der Windel-Express zum Portfolio. Immer wieder erhalte man Anfragen von Altenheimen, medizinischen Zentren und ambulanten Diensten in den Partnerländern nach Erwachsenen-Windeln, erläutert Lantelme.
Für Bedürftige in Südosteuropa mit Renten von 60 Euro sei der Kauf solcher Windeln unerschwinglich. Hier in Deutschland würden angebrochene und sogar volle Packungen, die nicht mehr gebraucht würden, einfach weggeworfen. Die Auslandshilfe nimmt solche Packungen an. Lantelme: „Wenn wir zu Altenheimen fahren, nehmen wir sie mit. Wir wissen, dass es nur eine punktuelle Hilfe ist, aber es ist trotzdem eine Entlastung.“