Das Siegener "Bruchwerk"-Theater verpasst Shakespeares Liebestragödie auf dem Marktplatz ein neues Gewand - und zieht Parallelen zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
Von red
Modernisiert: Die "tollMut"-Inszenierung von "Julia und Romeo" bringt die weltbekannte Liebesgeschichte von Shakespeare in einem neuen Gewand auf die Bühne, auf der unter anderem Tybalt Capulet (Maria Odoevskaya) nach seinem Tod mit Flügeln zu sehen ist. Foto: Lea Siebelist/Stadt Haiger
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HAIGER - Ein 7,5-Tonner als Bühne, links und rechts Stapel von alten Autoreifen, buntes Make-up und Techno-Songs - die "tollMut"-Inszenierung des Theaterstücks "Julia und Romeo" hat die bekannte Liebestragödie in Haiger in ungewöhnliches Licht gerückt.
Bereits mehrere Stunden vor Start der Aufführung hatte die Gruppe des Siegener "Bruchwerk"-Theaters das aufwendige Bühnenbild am Spielort in Haiger vorbereitet: 200 Stühle, Licht- und Tontechnik und ein Lkw mit gestaltetem Vorplatz verwandelten den Marktplatz in ein Freilicht-Theater.Voller Emotionen präsentierten die Schauspieler des Siegener "Bruchwerk"-Theaters die Geschichte der zwei Liebenden aus den verfeindeten Familien Montague und Capulet.
Parallelen zum aktuellen Ukraine-Krieg eingebaut
Für zwei Stunden schlüpften die Darsteller in Shakespeares Charaktere, die jede Menge Mut und Emotionen erforderten. So gab es beispielsweise wilde Gefechte zwischen Mercutio (Simon Kusy) und Tybalt Capulet (Maria Odoevskaya) sowie leidenschaftliche Küsse der Protagonisten Julia Capulet (Leona Scholl) und Romeo Montague (Adrian Serban).
Modernisiert: Die "tollMut"-Inszenierung von "Julia und Romeo" bringt die weltbekannte Liebesgeschichte von Shakespeare in einem neuen Gewand auf die Bühne, auf der unter anderem Tybalt Capulet (Maria Odoevskaya) nach seinem Tod mit Flügeln zu sehen ist. Foto: Lea Siebelist/Stadt Haiger
Der Heiratsantrag: Julia (dargestellt von Leona Scholl) und Romeo (Adrian Serban) besiegeln ihre Liebe mit einer heimlichen Hochzeitszeremonie. Foto: Lea Siebelist/Stadt Haiger
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Mit Blick auf den russisschen Angriffskrieg auf die Ukraine wurden die Techno-Popsongs in ukrainischer und russischer Sprache gewählt, sodass die Feindschaft zwischen den Familien Montague und Capulet symbolisch für die Situation in Osteuropa stand. Im Fokus stand auch der jugendliche Ausbruch der Hauptfigur Julia. "Als Monstrum war die Liebe geboren, da ich mir den Sohn des Feindes erkoren." Mit diesen Worten beschreibt Julia die Last ihrer Liebe zu Romeo.
Ihr Vater droht, sie aus der Familie zu verstoßen, wenn sie die Heirat mit Fürst Paris (Mirjam Theil) verweigert. Julias Akt der Selbstbestimmung, den eigenen Tod vorzutäuschen und somit einer Hochzeit zu entkommen, ist - wie jeder Shakespeare-Kenner weiß - zum Scheitern verurteilt: Ein gemeinsames Leben ist den jungen Liebenden nicht vergönnt.
Nach dem Finale herrschte zunächst Stille im Haigerer Publikum, die innerhalb weniger Atemzüge in anhaltendem Beifall und Standing Ovations mündete.