Darin waren sich die Teilnehmer des Präventionsabends des Lahn-Dill-Kreises in Herborn einig. Im Mittelpunkt stand jüdisches Leben in Deutschland.
Von red
Mathias Christian Kosel (l.) und Daniel Draganov begleiten den Präventionsabend nicht nur auf Piano und Violine. Sie beteiligen sich auch an der Diskussion. Foto: Lahn-Dill-Kreis
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WETZLAR/HERBORN - "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" - unter diesem Motto hatte der Lahn-Dill-Kreis zum sechsten Präventionsabend in den Festsaal der Vitos Klinik in Herborn eingeladen. "In diesen 1700 Jahren war insbesondere unser Land sehr häufig von Antisemitismus betroffen. Es ist deshalb unsere Pflicht, dieses Thema immer wieder aufzuarbeiten und zu besprechen", betonte Kreis-Sozialdezernent Stephan Aurand (SPD) in der Eröffnungsrede.
Der Violinist Daniel Draganov und der Pianist und Buchautor Mathias Christian Kosel begleiteten den Abend musikalisch. Dies sollte auch zeigen, dass Musik eine internationale Sprache ist, die alle Menschen verbindet. Zudem berichtete Draganov von seinen Erfahrungen und denen seiner Vorfahren mit Antisemitismus und Prävention. Kosel stellte unter anderem seinen Roman "Das Lied der Amsel" vor, der die verbotene Liebe eines christlichen Mädchens zu einem jüdischen Waisenjungen thematisiert.
An einer Podiumsdiskussion beteiligten sich neben Kosel und Draganov auch Christina Kreis, Antisemitismusbeauftragte der hessischen Staatsanwaltschaften, und Christoph Münz, Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Dillenburg. Sie hoben hervor, dass Prävention insbesondere Information und Kommunikation bedeute. Es gehe um den Dialog, um eine starke Gesellschaft zu schaffen, in der unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Meinungen Gehör finden und respektvoll miteinander umgehen können. Zudem sei es nötig, auch unbequeme Wege zu gehen, auf Diskussionen einzugehen und Missstände anzusprechen. Schließlich bedeute Prävention auch, aktiv in die Gesellschaft einzugreifen und Maßnahmen zu verwirklichen, die schädliche Folgen abschwächen und Risiken verringern können.
Gesellschaft muss Missstände ernst nehmen
Darüber betonten die Diskutierenden, dass sich die Gesellschaft von dem "Es wird schon nichts passieren"-Gedanken distanzieren müsse und Missstände stets ernst nehmen sollte.
Zuschauer wiesen vor allem darauf hin, dass die jüdische Geschichte in Deutschland zwar zu den Themen gehört, die niemals vergessen werden dürfen, jedoch auch aktuelle Themen der jüdischen Gesellschaft mehr Platz im öffentlichen Diskurs finden sollten.