Cortison-Prozess: "Dir hat's doch auch geholfen"

Setzen sich mit Zeugenaussagen auseinander: die angeklagte Ärztin aus Aßlar und ihr Rechtsanwalt Dietmar Kleiner. Foto: Jörgen Linker
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Ein nach eigenen Angaben ehemals semi-professioneller American-Football-Spieler des Oberligisten "Wetzlarer Wölfe" berichtete als Zeuge vorm Wetzlarer Amtsgericht, dass er mit Cortisonspritzen und Schmerzmitteln wieder fit gemacht werden sollte.
Die Footballer werden von der angeklagten Aßlarer Ärztin medizinisch betreut. Ihr Mann, ebenfalls Mediziner, ist Vorsitzender des Vereins.
"Ich habe auch Cortisonspritzen bekommen, mehrere in die Schulter, in den Rücken, Knie, Ellenbogen und Handgelenk", sagte der inzwischen 32-jährige Footballer vor Gericht. Es seien Spritzen zur Behandlung von Sportverletzungen, von Entzündungen gewesen.
Er berichtete zudem: "Ich habe vorher auch mehrfach Schmerzmittel bekommen." Das sei aber unbefriedigend gewesen.
Schmerzmittel gelten im Leistungssport zwar nicht als Doping, die Deutsche Schmerzgesellschaft warnt dennoch vor Missbrauch. Die Ausschaltung des Schmerzes durch die Einnahme dieser Medikamente könne dazu führen, dass teils gravierende Verletzungen der Muskulatur und der Gelenke entstehen könnten, weil die Warnfunktion des Schmerzes ausgeschaltet wurde. Ärzte, auch Trainer können sich aufgrund ihrer besonderen Kenntnisse schuldig und teilweise strafbar machen, wenn sie eine nicht indizierte, falsche oder unzureichende Schmerzbehandlung akzeptierten, so die Schmerzgesellschaft.
Oberstaatsanwalt Michael Sagebiel fragte vor Gericht den medizinischen Gutachter, Dr. Gerhard Kernbach-Wighton vom Institut für Rechtsmedizin der Uni Gießen, wie oft Cortison ohne Bedenken in Gelenke gespritzt werden könne.
Antwort des Experten: "Ein paarmal im Jahr schon, aber nicht regelmäßig." Und Spritzen über mehrere Jahre, der Footballer habe davon gesprochen, sehe er kritisch. Das müsse man im Auge behalten, man dürfe nicht "blind" spritzen. Das könne sonst zu Nebenwirkungen führen.