Das Gesundheitsamt des Lahn-Dill-Kreises kommt mit der Kontaktnachverfolgung per Telefon nicht mehr hinterher. Und setzt deshalb seit Montag zusätzlich auf andere Wege.
Von Tobi Manges
Redakteur
Wegen der hohen Infektionszahlen kommt das Kreis-Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung nicht mehr hinterher. Ab Montag sollen deshalb die Abläufe bei der Nachverfolgung automatisiert werden. Infizierte bekommen eine SMS. Archivfoto: Jörgen Linker
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WETZLAR/DILLENBURG - Die Corona-Infektionszahlen im Lahn-Dill-Kreis explodieren. Das Gesundheitsamt kommt mit der Kontaktnachverfolgung nicht mehr hinterher. Und setzt deshalb seit Montag (24. Januar) zusätzlich auf SMS und Online-Formulare. "Wir haben eine Hochphase der Pandemie erreicht", sagte Landrat Wolfgang Schuster (SPD) am Freitag.
Aktuelle Situation
Seit Montag (17. Januar) haben sich nach Angaben des Gesundheitsamtes 1606 Menschen im Lahn-Dill-Kreis mit dem Coronavirus infiziert. "So viele waren es sonst in einem ganzen Monat. Das ist kein Anstieg, das ist eine Explosion", sagte Schuster bei einem Termin im Gesundheitsamt in Herborn. "Wir werden im Januar vermutlich so viele Infektionen haben wie noch nie innerhalb eines Monats."
Der Inzidenzwert stieg am Freitag auf ein neues Rekord-Hoch von 710. "Wir befinden uns in einem starken Anstieg", sagt Christian Müller, der Leiter des Gesundheitsamtes, dazu. "Die Spitze ist noch nicht erreicht."
Immerhin: Trotz hoher Infektionszahlen steigt die Zahl der Corona-Patienten in den Lahn-Dill-Kliniken bisher noch nicht in auffälligem Maße. Auf den Intensivstationen sei die Lage stabil, sagte Sozialdezernent Stephan Aurand (SPD), der aber auch ankündigte: "Wir müssen das weiterhin im Blick behalten."
Das Problem
Das Gesundheitsamt kommt bei den hohen Infektions-Zahlen mit der Kontaktnachverfolgung nicht mehr hinterher. "Wenn sich jeden Tag über 400 Menschen infizieren und die geben jeweils fünf Kontaktpersonen an - dann sind das mehr als 2000 Anrufe pro Tag", rechnet Wolfgang Schuster vor. "Das kann unser Gesundheitsamt trotz der Unterstützung von Soldaten nicht mehr schaffen."
Der Lösungsvorschlag
Der Lahn-Dill-Kreis wird ab Montag versuchen, möglichst viele Telefonate bei der Kontaktnachverfolgung überflüssig zu machen. Wer sich mit dem Coronavirus infiziert, soll die Daten künftig selbstständig über ein Online-Formular an das Gesundheitsamt melden können und gleichzeitig auf elektronischem Weg alle wichtigen Informationen erhalten. Die Nachverfolgung wird also automatisiert.
Und das soll so funktionieren: Wer einen PCR-Test oder einen Schnelltest bei einer Teststelle macht, wird ohnehin schon jetzt gebeten, Kontaktdaten zu hinterlassen. Wer dabei seine Handynummer angibt, bekommt im Fall eines positiven Tests eine SMS, erklärt Christian Müller, der Leiter des Gesundheitsamtes.
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Der Absender "GALDK-Covid" - dahinter steckt das Kreis-Gesundheitsamt - informiert den Betroffenen in der SMS über das positive Ergebnis. Außerdem findet sich in der Textnachricht ein Link zu einem Formular, das ausgefüllt zurück an das Gesundheitsamt geschickt werden kann.
In einer zweiten SMS erhält der Infizierte noch einen weiteren Link. Der führt zu einem Formular, das von den Haushaltsangehörigen - also den Kontaktpersonen - ausgefüllt werden sollte.
Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes können den Eingang der Daten prüfen und den Betroffenen dann Informationen über Absonderungs- und Hygiene-Regelungen zukommen lassen. Die Infos gibt es in mehreren Sprachen.
Wo werden Lahn-Dill-Kreis kostenlose Corona-Tests angeboten - und zu welchen Uhrzeiten? Wir haben bei den Teststellen nachgefragt. Klicken Sie sich durch die Übersichtskarte.
"Menschen, die sich nicht online registrieren können, werden natürlich weiterhin von uns angerufen", sagt Müller. "Wir wissen, dass nicht jeder das Angebot wahrnehmen kann. Aber in den Fällen, wo es klappt, werden wir entlastet." Wer sich online registriert, bekommt außerdem automatisch eine Quarantäne-Bescheinigung.
Wer positiv auf das Coronavirus getestet wurde, muss sich für zehn Tage in Isolation begeben. Kontaktpersonen, bei denen möglicherweise eine Infektion vorliegt, müssen für zehn Tage in Quarantäne - dabei gibt es aber Ausnahmen, zum Beispiel für Geboosterte.
Isolation und Quarantäne enden automatisch nach zehn Tagen, auch ohne erneuten Corona-Test. Ab dem siebten Tag kann man sich mit einem negativen Schnelltest vorzeitig freitesten.
Das ist alles in der hessischen Coronavirus-Schutzverordnung geregelt. "Ein Anruf vom Gesundheitsamt ist dafür also gar nicht nötig", sagt Christian Müller.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 21.01.2022 um 19:00 Uhr publiziert.