SINN - Das Amtsgericht Wetzlar hat das Insolvenzverfahren über die in finanzielle Schieflage geratene Doering GmbH in Sinn eröffnet. Das traditionsreiche Gießerei-Unternehmen reduziert seine Mitarbeiterzahl von 130 auf 80, kann aber in Eigenverwaltung unter Regie von Geschäftsführer Steffen Liebich weiter produzieren. Liebich bezeichnete die Eröffnung des Insolvenzverfahrens als "wichtigen Meilenstein auf dem Sanierungsweg".
Nach einem Gesamtverlust von 600 000 Euro im vergangenen Jahr und einem prognostizierten Verlust von 1,7 Millionen Euro zum Jahresende 2019 hatte die Doering GmbH Ende September beim Amtsgericht Wetzlar die Einleitung eines "Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung" beantragt. Das Gericht gab dem Antrag statt. Hauptkriterien für dieses besondere Verfahren im deutschen Insolvenzrecht sind die Liquidität des Unternehmens und die grundsätzliche Aussicht auf eine erfolgreiche Sanierung.
Liebich, der kurz vor dem Schutzschirm-Antrag die bisherigen Geschäftsführer Bernhard Cloos und Bernd Timmermann abgelöst hatte, wurde bereits Ende September mit der Eigenverwaltung beauftragt, als vorläufiger Sachwalter agierte der Frankfurter Rechtsanwalt Frank Kebekus, der nun weiter das Insolvenzverfahren begleitet.
Wie Liebich mitteilte, habe das Amtsgericht Wetzlar nun auf seinen Antrag hin sowie auf Basis des Gutachtens von Kebekus das Insolvenzverfahren eröffnet, was er im Gespräch mit unserer Zeitung als "Riesenerfolg" und "beste Möglichkeit für Sinn" wertete. Zudem habe das Gericht antragsgemäß die Eigenverwaltung angeordnet. "Somit steuert die Geschäftsführung auch weiterhin unter Aufsicht des Sachwalters alle Prozesse in der Gesellschaft", führte Liebich aus.
95 Prozent wechseln in Transfergesellschaft
In den vergangenen Wochen sei mit dem Betriebsrat ein Interessenausgleich ausgehandelt worden. "Um den vom Arbeitsplatzabbau betroffenen 50 Mitarbeitern die bestmögliche Unterstützung zu ermöglichen", so Liebich weiter, sei mithilfe der Bundesagentur für Arbeit eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, eine sogenannte Transfergesellschaft, aufgestellt worden. "Mehr als 95 Prozent der betroffenen Mitarbeiter sind in die Transfergesellschaft gewechselt", teilte Liebich mit. Somit seien die Betroffenen nicht arbeitslos, sondern würden individuell weitergebildet.
Derzeit arbeite er an einem Insolvenzplan, der alle derzeitigen Forderungen der Gläubiger regele. Die Auftragslage ist laut Liebich stabil. Neben der Abwicklung der Vollformguss-Produktion sei es Ziel, durch eine "Qualifizierung neuer Bauteile Zugang in einen neuen Markt" zu finden.