Bad Homburger Spielbank bestohlen: Haftstrafe für Täter

Ein 28-jähriger Spielsüchtiger, der ausgerechnet in der Spielbank gearbeitet hat und dort Geld seines Arbeitgebers verzockt hatte, muss in Haft. Foto: Stadt Bad Homburg

Spielsüchtiger Mann wird zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und elf Monaten verurteilt. Der Suchtkranke hat ausgerechnet in der Spielbank Bad Homburg gearbeitet und dort viel...

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. BAD HOMBURG (sma). Der Mann, der die Bad Homburger Spielbank um über eine Million Euro bestohlen hat, ist zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und elf Monaten verurteilt worden. "Wir sehen in den Taten keinen besonders schweren Fall", sagte die Vorsitzende der 17. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts. Der Mann sei wegen seiner Spielsucht vermindert schuldfähig gewesen, die ganze Sache sei "ein trauriger Fall, für die Spielbank und den Täter".

Voll schuldfähig

Zudem bemängelte sie das "völlig unzureichende Sicherheitsmanagement" der Spielbank. "Er hätte nie so viel Geld rausgeholt, wenn im Jahr 2018 einmal jemand darüber nachgedacht hätte, dass da ein Mitarbeiter dran gewesen sein könnte", so der Vorwurf. Der heute 28-Jährige hatte im Herbst 2016 angefangen, in der Spielbank zu arbeiten, zunächst in der Gastronomie. Den Job hatte ihm ausgerechnet sein Vater vermittelt, obwohl dieser gewusst hatte, dass der Sohn schon einmal spielsüchtig gewesen war. In der Spielbank stellte er sich gut an, Anfang des Jahres 2018 stieg er zum Assistenten der Geschäftsleitung auf. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch, die Devisen von ausländischen Kunden zwei Mal im Monat bei der Taunussparkasse einzuzahlen.

Er nahm jedoch das Geld und verspielte es in der Spielbank in Wiesbaden. Als seinem Arbeitgeber irgendwann auffiel, dass Geld fehlte, redete er sich heraus: Die Taunussparkasse nehme derzeit keine Devisen an, so seine Behauptung. Dies wurde ihm ungeprüft geglaubt. Als schließlich Ende des Jahres 2018 ein Kollege die Abrechnung der Devisen übernahm, fand er schnell eine neue Geldquelle für seine Sucht, und zwar die Tageseinnahmen aus dem Tresor. Er nahm morgens bei Dienstantritt Geld heraus und trug die Scheine nach Dienstschluss in die Spielbank der Landeshauptstadt.

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Gewann er dort etwas, packte er einen Teil des gestohlenen Geldes in den Tresor zurück, insgesamt immerhin 700 000 Euro. Im Februar 2019 fiel seinem Arbeitgeber auf, dass 10 000 Euro der Tageseinnahmen fehlten. Als das Geld Tage später in dem Tresor wieder auftauchte - der Angeklagte hatte den Betrag zurückgelegt - führte dies nicht zu weiteren Untersuchungen. Erst im April 2019 wurde das Treiben des Angeklagten beendet, die Polizei verhaftete ihn. Bis dahin hatte er knapp 1,1 Millionen Euro verspielt.

Mit ihrem Urteil folgte die Strafkammer dem Antrag des Rechtsanwalts. Auf die Strafe werden die elf Monate angerechnet, die der hochgradig spielsüchtige Mann bereits in Untersuchungshaft verbracht hat, sodass noch zwei Jahre offen sind. "Bei einer Reststrafe in dieser Höhe ist es möglich, dass man gleich in den offenen Vollzug geht, und das wäre in seinem Fall auch sinnvoll", meinte der Anwalt. Die Staatsanwältin hatte eine Strafe von drei Jahren und acht Monaten gefordert. Ihrer Meinung nach handelt es sich um einen besonders schweren Fall. Zudem sei der heute 28-Jährige bei einigen Taten voll schuldfähig gewesen.

Am Ende der Verhandlung machte der gebürtige Bad Homburger noch einmal deutlich, wie sehr er die Diebstähle bereut. Er entschuldigte sich, "auch bei meiner Familie". Seine Verlobte kämpfte in dem Gerichtssaal mehrfach mit den Tränen. Sein Vater, der ebenfalls in der Spielbank arbeitet, wurde nach eigenen Angaben wegen der Taten seines Sohnes auf einen anderen Posten versetzt. Dieser lebt derzeit von Arbeitslosengeld und hat zugunsten der Spielbank einen Dauerauftrag von monatlich 300 Euro eingerichtet. "Um das wieder gut zu machen, bräuchte ich fünf Leben", sagte der Mann. Er wolle sich therapieren lassen und nach seiner Haft ein "ganz normales Leben führen".