Das Palliativteam Hochtaunus ist da, wenn der Weg eines Menschen endet und hilft bei der Angstbewältigung. Doch dafür braucht das Team dringend Spenden.
BAD HOMBURG. (inf) Wenn man am Ende seines Lebens steht, den sicheren Tod vor Augen - welche Fragen sind es dann, die man sich stellt? Für viele sind es sicherlich nicht die Fragen nach Reichtum, Eitelkeit oder Macht.
Es sind Fragen wie: "Was würdest Du einem Menschen, den Du besonders liebst, noch gerne mit auf den Weg geben, wenn Du nicht mehr da bist?", "Gibt es etwas, das Du bedauerst?" oder die Frage "In welchem Moment Deines Lebens hast Du Dich am lebendigsten gefühlt?". Fragen, die das Leben des totkranken Menschen und seine Seele in den Vordergrund heben. Fragen, wie sie Astrid Corinna Schulz vom Palliativteam Hochtaunus Patienten stellt, die sich auf ihrem letzten Weg befinden und die sie und der Rest des Teams betreut.
Schulz ist Psychoonkologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, arbeitet aber mit ihren Patienten vor allem in der sogenannten "Dignity-Therapie", damit die Patienten in der ihnen noch verbliebenen Zeit die Angst vor dem Tod verlieren und sich mit der Endlichkeit allen Seins besser abfinden können. Bei dieser "Würdezentrierten Therapie", erstellt sie zusammen mit dem Patienten eine Art "seelischen Lebenslauf". Er ist eine Art niedergeschriebenes, einzigartiges Vermächtnis des totkranken Patienten, das Angehörigen, Freunden oder wichtigen Menschen nach dem Tod übergeben werden soll. Eine Arbeit, die zeitraubend sein kann. erzählt Schulz in den hellen Räumen des Palliativteams in der Daimlerstraße in Bad Homburg. Und doch macht sie es gerne, gesteht sie.
Ihre Kollegin, Angelika Seitz, ist nicht nur Kinderkrankenschwester, sondern arbeitet mit etwa drei bis fünf Kindern von totkranken Angehörigen, die in einer "Schreibwerkstatt" den drohenden Verlust versuchen zu verarbeiten. Dabei schreiben die Kinder aber nicht nur, sondern basteln oder malen Bilder. "Die Bilder sind oft am Anfang sehr düster und werden dann mit der Zeit heller." Die Arbeit dort findet sie auch für die Kinder und Angehörigen sehr wichtig. "Es dauert mitunter bis zu einem Jahr, bis die Kinder sich öffnen und über das, was da mit Mama, Papa oder Oma passiert reden." Eine Schlüsselstellung der therapeutischen Arbeit haben dabei beispielsweise selbstgebastelte Sockenpuppen, zu denen die Kinder oft wesentlich leichter Zugang finden als zum Therapeuten selbst. "Kinder, die lange nicht gesprochen haben, finden viel leichter den Einstieg, indem sie in Kommunikation mit der Handpuppe treten und erst viel später mit uns reden", erklärt Seitz.
Doch nicht nur diese beiden Bereiche werden vom Palliativteam abgedeckt. Weitere Angebote sind beispielsweise eine Palliative Physiotherapie, Seelsorgerische Begleitung, Naturheilkunde, Kunsttherapie und psychotherapeutische Begleitung.
Über 120 Patienten im ganzen Hochtaunus begleitet das Team um Dr. Robert Gaertner monatlich, es ergeben sich insgesamt bis zu 1000 Patientenkontakte im Jahr. Die meisten Fachkräfte und Therapeuten arbeiten mit einem gewissen Stundenkontingent auf selbstständiger Basis. Eine Basis, die angesichts der Finanzierung alleine durch Spenden auf wackeligen Füßen steht. 30 000 Euro wurden in der letzten Zeit dem Palliativteam von Lilly Deutschland, der Rheinberger Stiftung und dem Stiftungsmanagement der Commerzbank AG gespendet. Doch immer noch ist dies ein Tropfen auf den heißen Stein, weswegen das Team dringend auf Spenden angewiesen ist (Siehe Kasten rechts).
"Da die Abrechnung über die Krankenkassen immer noch nicht möglich ist, denken wir momentan über eine Zuzahlung nach, bei der Menschen, die es sich wirklich leisten können, einen kleinen Obolus für jede Therapiesitzung dazugeben", sagt der Geschäftsführer des Palliativteams Hochtaunus, Dr. Robert Gaertner. Für sozial Schwache sollen die Kosten des Palliativteams Hochtaunus weiterhin kostenfrei sein. Das wird umso wichtiger, da jetzt die starken Jahrgänge ins Rentenalter kommen. "Jeder 40 bis 50-Jährige hat Eltern, die es irgendwann treffen kann und die sicherlich froh sind, wenn es solche Angebote gibt", erklärt Schulz abschließend.
Spenden gesucht:
Sowohl Therapien (wie eine Chemotherapie), als auch Krankenhausaufenthalte oder die pflegerische Betreuung von totkranken Menschen sind vollständig über die Krankenkasse abgedeckt. Doch obwohl der Gesetzgeber in den letzten 20 Jahren parteiübergreifend die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen hat, dass Menschen auch selbstbestimmt und in Würde zuhause sterben können, werden nicht alle ambulanten, palliativmedizinischen Dienstleistungen vollständig von der Krankenkasse abgedeckt. Doch Palliativmedizin bedeutet nicht nur "die Gabe von Chemie" und die Pflege des totkranken Körpers zuhause oder im Krankenhaus, sondern eben auch die Pflege der Seele, die in den letzten Tagen des Lebens oft großen Ängsten, großem Stress und viel Verunsicherung ausgesetzt ist.
Hier springt beispielsweise das Palliativteam Hochtaunus ein. "Wir haben eine palliativsoziale Verantwortung für den Patienten, der auch zuhause auf bestimmte Dienste, wie eine Psychoonkologische, physiotherapeutische, spirituelle oder seelsorgerische Begleitung, Homöopathie oder Kunsttherapie zurückgreifen können sollte. Das ist wichtig, damit Totkranke ohne Angst diese Welt verlassen können", betont Dr. Robert Gaertner vom Palliativteam Hochtaunus. Damit meint er ein Angebot, das über die nackte Versorgung des Körpers hinaus geht und auch Angehörige sterbenskranker Menschen, wie Ehepartner oder Kinder mit einbezieht. Leider jedoch werden vor allem letztere Dienste in der ambulanten Versorgung finanziell nicht von Krankenkassen getragen. Und das, obwohl es gesetzlich geregelt ist.
Solche von sogenannten Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) angebotenen Dienste, werden beim Palliativteam Hochtaunus von hochspezialisierten Fachkräften erbracht, die auch fair und vor allem der Ausbildung angemessen bezahlt werden.
Allerdings sind diese Dienste noch zu 100 Prozent von Spenden abhängig. "Wir kämpfen darum langfristig auf eine Anerkennung auf Abrechnung über die Krankenkassen. Doch solange das nicht der Fall ist, müssen wir immer wieder um Spenden bitten", sagt Dr. Robert Gaertner vom Palliativteam Hochtaunus.
Das Palliativteam Hochtaunus hilft vor allem den noch lebenden Patienten und ihren Angehörigen und kann nur in Ausnahmefällen die Betreuung über den Tod hinaus übernehmen.
Wer etwas spenden möchte, kann dies hier tun: Spendenkonto: Löwenzahn Hochtaunus gGmbH, Frankfurter Volksbank, BIC: FFVBDEFF, IBAN DE48501900006500086182