Zu wenig Geld, zu wenig Besucher: Die Pfarrei St. Franziskus und Klara muss Kirchen und kirchliche Gebäude schließen.
. NEU-ANSPACH (red). Die Pfarrei St. Franziskus und Klara will aktiv die Zukunft und Entwicklung der Seelsorge im Usinger Land gestalten. Dies werde jedoch mit großen Veränderungen und Einschnitten für die mehr als 11000 Katholiken in den elf Kirchorten der Pfarrei verbunden sein. Nach einer externen Erfassung aller 39 Immobilien der Pfarrei im Rahmen eines bistumsweiten Projektes (KIS-Kirchliche Immobilien Strategie) stehe bereits fest, dass Kirchen und kirchliche Gebäude in den kommenden Jahren geschlossen und aufgegeben werden. Die Ergebnisse der Analyse des Projektes und eine entsprechende Handlungsempfehlung sind in der Kirche St. Marien in Neu-Anspach Vertretern des Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrates, der Ortsausschüsse sowie dem Pastoralteam vorgestellt worden.
"Was wir heute hören, ist schwer verdauliche Kost, die nicht allen schmecken wird. Doch wir müssen uns der Frage stellen, für wen wir in unserer Pfarrei da sind und was wir im Jahr 2030 als Kirche im Usinger Land brauchen, um unserem Auftrag in der Gesellschaft gerecht werden zu können. Und wir müssen uns fragen, was pastoral notwendig, sinnvoll und finanzierbar ist", erklärte Pfarrer Paul Lawatsch. Es gelte gemeinsam pastorale Ziele zu entwickeln und sich weiter um die Nähe zu Gott und zu den Menschen zu bemühen. "Wir müssen jetzt aktiv die Zukunft unserer Pfarrei gestalten. Wir dürfen nicht passiv werden und uns die Entscheidungen, die nun zu treffen sind, von anderen abnehmen lassen", appellierte der Seelsorger.
Die Zahlen, die die externe Analyse ergeben haben, seien sehr ernüchternd. "Bei den 39 Gebäuden der Pfarrei an elf Kirchorten ist mit Blick auf die kommenden zehn Jahre ein Instandhaltungsstau von mindestens 6,1 Millionen Euro prognostiziert worden", erklärte Xenia Taubmann, Architektin und Mitarbeiterin im KIS-Projekt des Bischöflichen Ordinariats in Limburg. Zudem sei eine Finanzplanung für die Pfarrei mit Blick auf die kommenden sechs Jahre erstellt worden. "Die freien Liquiditätsmittel der Pfarrei werden dann mit einem Minus von 1,4 Millionen Euro mehr als defizitär", so Taubmann. Neben dieser wirtschaftlichen Entwicklung war auch die pastorale Entwicklung bei der Analyse im Blick.
"In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Gottesdienstteilnehmenden halbiert. Im Jahr 2000 sind noch elf Prozent der Gläubigen in den Gottesdienst gegangen, heute sind es noch sieben Prozent. In den kommenden zehn Jahren wird sich diese Zahl ebenfalls halbieren", sagte Jonas Bechtold vom Referat Statistik und Pastoral im Bischöflichen Ordinariat. Diese Entwicklung sei nicht zu verurteilen oder eine Kritik an der Pfarrei. Sie sei aber auch nicht aufzuhalten und gehöre zu einer Wahrheit der Zeit.
Entwickelt werden soll nun eine Pfarrei mit drei Schwerpunkten. Der erste Schwerpunkt wird Neu-Anspach sein. Pfarrkirche, Gemeindezentrum und Zentrales Pfarrbüro sollen hier erhalten bleiben. In Pfaffenwiesbach sollen die Kirche und das Gemeindezentrum solange erhalten bleiben, wie dies finanziell möglich ist. Das Pfarrhaus und das Wohngebäude sollen aufgegeben werden. In Wehrheim sollen die Kirche, das Gemeindehaus und das Jugendhaus für eine Zeit des Übergangs zunächst erhalten bleiben, da hier pastorales Potenzial durch ein großes Neubaugebiet gesehen wird. Das Pfarrhaus soll aufgegeben werden.
Ein zweiter Schwerpunkt der Pfarrei wird Schmitten sein. Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus sollen langfristig erhalten bleiben. Am Kirchort Seelenberg soll die Kirche erhalten bleiben, solange wie dies finanziell möglich ist. Gleiches gilt für Oberreifenberg. Das Gemeindehaus wird mit Blick auf Niederreifenberg gebraucht und soll daher erhalten bleiben. Das Pfarrhaus und das Wohngebäude hingegen sollen aufgegeben werden. In Niederreifenberg sollen Gemeindezentrum und Pfarrhaus veräußert werden.
Der dritte Schwerpunkt befindet sich in Usingen. Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus sollen langfristig erhalten bleiben. In Grävenwiesbach sollen übergangsweise das Gemeindezentrum und Pfarrhaus erhalten bleiben. Auch hier ist die Finanzierbarkeit ausschlaggebend. Gleiches gilt für die Kirche und das Gemeindehaus in Wernborn. In Kransberg soll das Pfarrhaus aufgegeben werden. Das Gemeindehaus soll erhalten bleiben. Die Kirche ist voraussichtlich pastoral nicht mehr notwendig und wird mittelfristig aufgegeben.