Hausener Feuerwehr: Brandschutzübungen online

Mit Headset bereit für die Online-Ausbildung: Der Hausener Brandschützer Jürgen Nussbaum vorm Seminar zur Technischen Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen.  Foto: zyk
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Da die Feuerwehren regelmäßig ihr Wissen auffrischen müssen, macht man dies in Hausen nun per Internet - mit gutem Erfolg.

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NEU-ANSPACH. 40 theoretische Übungseinheiten muss jeder Feuerwehrmann im Jahr vorweisen - auch in Zeiten des Lockdowns. Die Kameraden der Freiwilligen Wehr aus dem Neu-Anspacher Stadtteil Hausen lösen das durch regelmäßige Online-Schulungen. Die Wehrführung um Edgar Bettner gewährte dem Usinger Anzeiger jetzt an zwei Abenden Einblick in die theoretische Ausbildung unter Corona-Bedingungen.

Stadtbrandinspektor Thomas Schaub, selbst Mitglied der Hausener Wehr, versicherte dabei: "Der praktische Übungsbetrieb geht natürlich weiter und findet in Kleingruppen im Rahmen der Möglichkeiten statt." Als es um die theoretische Auffrischung der sogenannten "technischen Hilfestellung bei einem Verkehrsunfall" geht, erfährt der Laie spannende Details zur Pkw-Bergung. Florian Weisbrod, stellvertretender Wehrführer, unterstreicht bei seiner Unterweisung: "Die Theorie hier soll Wege aufzeigen. Über die tatsächlich eingesetzten Maßnahmen wird dann im Einsatz entschieden." So wird die sogenannte A-I-R-B-A-G-Regel aufgefrischt. Die beschreibt sechs Sicherungsmaßnahmen an der Unfallstelle. Die sechs Buchstaben des Wortes Airbag stehen dabei für: A-bstand halten, I-nnenraum erkunden, R-ettungskräfte warnen, B-atteriemanagement, A-bnehmen der Innenverkleidung und G-efahr an den Airbag-Komponenten.

Und immer wiederholt werden die Einsatzgrundsätze bei den unterschiedlichen Szenarien. Zur Verkehrsunfallrettung heißt es da: "Die Eigensicherung ist zu beachten. Eine zu rettende Person soll bis zur Übergabe an den Rettungsdienst nicht ohne Betreuung sein. Eine Erkundung sollte daher nicht alleine erfolgen. Die Erstversorgung hat oberste Priorität."

Seit Dezember setzen die Hausener Kameraden auf Online-Schulungen als regelmäßige, theoretische Wissensauffrischung. "Die Diskussion ist bei einer Präsenzveranstaltung natürlich lockerer, spontaner und einfacher. Man sieht auch, wer wie reagiert auf die Inhalte. Und es ist auch immer ein bisschen themenabhängig, ob jemand seine Erfahrungen gleich einbringt", beschreibt Wehrführer Bettner seine Eindrücke.

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Die grundsätzlichen Inhalte der Online-Ausbildung bleiben gegenüber den (vor Corona im Hausener Gerätehaus wöchentlichen) Präsenzveranstaltungen unverändert. "Der Dienstplan gibt die Inhalte vor. Es ist dennoch ein anderes Gefühl, daheim am Schreibtisch oder auf der Couch zu sitzen und auf ein Display zu starren, als im Gerätehaus anwesend zu sein", sagt Jürgen Nußbaum. Vor dem Online-Abend am Montag musste die Hausener Wehr sogar noch zu einem Einsatz ausrücken: es galt, einen Kleinbrand in einem Kamin zu löschen. Nach zwei Stunden Brandbekämpfung erwartete die Floriansjünger danach direkt eine Stunde vorm Laptop zum Thema "Feuerwehr-Dienstvorschrift 3" - das Brandschützer-Kontrastprogramm im Lockdown.

"Es sind auch nicht immer alle Kameraden bei der Theorie dabei. Dann wären wir über 50 heute Abend gewesen", so Weisbrod. In 48 Minuten bekamen die 15 Anwesenden die wesentlichen Fakten der Vorschrift dabei aufgefrischt. "Sehr ausführlich, sehr detailliert", lobte Dirk Merkel den Vortrag. "Im Internet fanden sich viele Informationen gut aufbereitet", erzählt Referent Lukas Krämer nachher. Die in der Vorschrift vermerkten Grundlagen müsse jeder der Kameraden kennen, unterstrich Weisbrod. Daher erfolgt diese Ausbildung in Eigenregie. Der Zuhörer lernt dabei Grundregeln kennen, wie "Einsatzbefehle werden von Einsatzkräften und Truppführern immer wiederholt." Die Online-Ausbilung zeigte dem stillen Beobachter, Feuerwehrleute investieren viel Zeit, viel Wissen, viel Mut, viel Pragmatismus, viel Gefühl, viel Kameradschaft. Das Fazit nach zwei Stunden Brandschützer-Theorie in Hausen lautet: Vielseitig sind sie bei der Feuerwehr. Und das Ganze überdies freiwillig...