Ein genauerer Blick in die Kriminalitätsstatistik: Neu-Anspacher ist sicherer geworden. Die FDP stellt allerdings eine Diskrepanz zur gefühlten Sicherheit fest.
. Neu-Anspach (hs/red). Gute Nachrichten beim Blick in die Kriminalitätsstatistik, die jüngst von der Polizei veröffentlicht worden ist (der Usinger Anzeiger berichtete). Im Hochtaunuskreis ist die Anzahl der Straftaten 2019 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Wie sieht es aber in den einzelnen Kommunen aus? Im ersten Teil unserer kleinen Serie werfen wir einen Blick auf Neu-Anspach.
Auch in der Kleeblattstadt vermeldet die Statistik eine abnehmende Kriminalität. 465 Straftaten sind demnach 2019 verübt worden, 82 weniger als 2018. Aufgeklärt wurden 67,1 Prozent der Fälle. Am häufigsten kam es in Neu-Anspach, wie auch in den meisten anderen Kommunen des Hochtaunuskreises, zu Sachbeschädigungen. Hier wurden von der Polizei 65 Fälle aufgenommen, aufgeklärt wurden davon 30,8 Prozent. Auf den zweiten Platz der "Top-5-Straftaten" folgt vorsätzliche leichte Körperverletzung (55 Fälle). Hiervon konnten 98,2 Prozent aufgeklärt werden. Auf dem dritten Platz liegt der Straftatbestand Betrug (etwa Waren- oder Kreditbetrug). 54 Fälle tauchen in der Statistik auf, in 92,6 Prozent der Fälle konnten der oder die Täter ermittelt werden. Auf Platz vier folgen Diebstahldelikte aus oder in Wohnungen. 36 Fälle sind der Polizei bekannt - aufgeklärt werden konnten nur 13,9 Prozent der Fälle. Auf dem fünften Platz landeten Rauschgiftdelikte. Die Statistik vermeldet 34 Fälle, davon wurden 88,2 Prozent aufgeklärt.
Um die Kriminalität in verschiedenen Kommunen miteinander vergleichen zu können, verwendet die Polizei die sogenannte Häufigkeitszahl. Diese beschreibt die Zahl der bekannt gewordenen Kriminalitätsfälle, errechnet auf 100 000 Einwohner. "Sie stellt außerdem die Risikowahrscheinlichkeit dar, Opfer einer Straftat zu werden", erläutert die Polizei. In Neu-Anspach beträgt diese Zahl 3181 - 539 Punkte weniger als im Vorjahr. Der Durchschnittswert im Hochtaunuskreis beläuft sich auf 3819 Straftaten pro 100 000 Einwohner, der hessenweite Durchschnittswert beträgt 5823 Punkte. Neu-Anspach ist damit also - zumindest statistisch - deutlich sicherer als die meisten anderen Orte in Hessen und auch der Hochtaunuskreis.
Auch die Neu-Anspacher FDP hat die Zahlen erfreut zur Kenntnis genommen und sehr genau analysiert. "Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu der ,gefühlten Kriminalität', die subjektiv zumeist stärker wahrgenommen wird. Polizeistatistiken, die zurückgehende Kriminalität und Gewalt ausweisen, können daran nur wenig ändern", sagt Stefan Ziegele, der stellvertretende Vorsitzende der FDP Neu-Anspach. Wie Ziegele im Rathaus erfahren konnte, ist diese positive Entwicklung unter anderem auch der guten Zusammenarbeit der Ordnungsbehörde Neu-Anspach mit der zuständigen Landespolizei geschuldet. "Die Präsenz der Landespolizei wird durch acht Stadtpolizisten des Ordnungsamtes mit ihren drei Einsatzfahrzeugen ergänzt, wodurch sich in der Öffentlichkeit ein homogenes Sicherheitsbild für die Stadt ergibt. Gleichzeitig stehen durch das Konzept der ,interkommunalen Zusammenarbeit' (IKZ) mit Usingen und Grävenwiesbach der Kommune eine größere Zahl an Sicherheitsbeamten für größere Einsätze zur Verfügung", so Stefan Ziegele.
Nach Informationen des Ordnungsamtes war insbesondere der starke Rückgang im Bereich der Sachbeschädigung von 122 auf 65 Fälle durch vermehrte Streifengänge, den damit verbundenen verdachts- und anlassunabhängigen Kontrollen und einer konsequenten Ahndung von kriminellen oder ordnungswidrigen Handlungen möglich. "Es ist erfreulich, dass die Stadtpolizei mittlerweile ihre Einsatzzeiten erheblich ausgeweitet hat", sagt der FDP-Politiker. "Wie wir aber leider ebenfalls zur Kenntnis nehmen mussten, ist auch in Neu-Anspach ein genereller Trend zu spüren, gute Polizeiarbeit nicht zu honorieren und oft sogar zu diskreditieren - ein sogenannter ,Spill-over-Effekt' aus der aktuellen politischen Diskussion um Gewaltbereitschaft, Rassismus und Diskriminierung. So reagieren auch in Neu-Anspach die Bürger häufig ablehnend und sogar aggressiv auf ordnungspolizeiliche Maßnahmen, und sei es nur das Bußgeld für das falsch geparkte Auto oder die Aufforderung, die Abstandspflicht bei Veranstaltungen zu wahren", so Ziegele. Für ihn liegt hier jedoch das Problem: "Der Wunsch nach mehr Sicherheit zum einen, aber auch gleichzeitige Kritik an staatlichen Exekutivorganen zum anderen, führt zu einem Zielkonflikt, über den letztlich niemand glücklich sein kann. Die Folgen wären höhere Ausgaben für ein erhöhtes Polizeiaufkommen zum einen, oder eine Reduzierung von Sicherheitsleistungen zum anderen. Beide Lösungen wären fatal für die Stadt und das Land, letztlich für alle Bürger." Die FDP Neu-Anspach erhofft sich ein vernünftiges Miteinander.