Logopädin Dr. Anne Rösch ermutigt Neu-Anspacher...

Dr. Anne D. Rösch

Parkinson-Patienten haben oftmals Probleme mit dem Sprechen oder Schlucken, wie Dr. Anne Rösch bei einem Treffen der Neu-Anspacher Parkinson-Selbsthilfegruppe erzählte....

Anzeige

. NEU-ANSPACH. Vor sechs Jahren hat man in Neu-Anspach eine Selbsthilfegruppe gegründet, die beispielhaft den an Morbus-Parkinson erkrankten Menschen beisteht: Es ist die Regionalgruppe Neu-Anspach der Deutschen Parkinsonvereinigung e.V., die in erster Linie die Interessen der an Parkinson Erkrankten vertritt. Dort kann man sich untereinander, aber auch mit den Angehörigen austauschen, mit Ärzten und Therapeuten zusammen arbeiten und sich gegenseitig zu mehr Aktivität und Bewegung ermutigen. Zudem möchte die heimische Regionalgruppe die Öffentlichkeit mehr über die Krankheit Morbus Parkinson aufklären.

Die Mitglieder der Regionalgruppe, die sich mit Parkinson-Patienten weit über das Usinger Land zusammensetzt, treffen sich jeden zweiten Montag von 14.30 bis etwa 17 Uhr im Vereinsheim in Hausen-Arnsbach, Hauptstraße 70, gegenüber der Kirche.

Zuletzt war die Logopädin Dr. phil. Anne Dorotheé Rösch aus dem Schmittener Ortsteil Brombach zu Gast bei der Regionalgruppe. Die Besucher, Parkinson-Patienten und deren Angehörige hörten einen informativen Vortrag über die Anwendung bei Morbus Parkinson. Dr. Rösch führte unter anderem aus, dass die Parkinson-Erkrankung die Funktion von Muskeln, die für das Sprechen, Schlucken und Atmen verantwortlich sind, beeinträchtigt. Im Verlauf der Erkrankung können daher Stimm- und Sprachstörungen auftreten. Häufige Probleme seien zum Beispiel leises, monotones Sprechen oder ein verändertes Sprechtempo. Zusätzlich könne das Zittern der Stimme oder auch Sprechblockaden, bei denen die Sprache sozusagen "einfriert", die Verständigung mit anderen Menschen erschweren. Leider führe dies oft dazu, dass sich Parkinson-Patienten deswegen immer mehr zurückziehen, Gespräche aus dem Weg gehen und den verbalen Kontakt mit ihrer Umgebung auf das Notwendigste beschränken. Die L-Dopa Medikation oder die tiefe Hirnstimulation haben sehr wenig bis keinen Einfluss auf die Beschwerden beim Sprechen oder Schlucken, daher helfe nur gezielte Therapie.

Ein spezifisches Sprachtraining (Logopädie) könne helfen, die Probleme zu verringern. Auch Schluckstörungen können durch gezielte logopädische Übungen und Maßnahmen verbessert werden. Die logopädische Therapie sollte dabei möglichst frühzeitig beginnen und wie die Physiotherapie individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten angepasst werden. Oftmals würden auch die Angehörigen des Parkinson-Patienten in das logopädische Übungsprogramm einbezogen, so können sie den Patienten später zu Hause optimal unterstützen.

Anzeige

Eine der derzeit am besten untersuchten Logopädie-Maßnahme ist nach den Worten von Rösch das speziell für Parkinson-Patienten entwickelte Trainingsprogramm LSVT-LOUD, das als intensive Einzeltherapie durchgeführt wird. Wesentlicher Bestandteil dieses Programmes sei das sehr laute Sprechen. Durch diese Steigerung der Lautstärke werde auch die Atmung, Körperhaltung und die Deutlichkeit der Aussprache verbessert. Momentan aber erfahren besonders verschiedene rhythmische Therapieansätze großes internationales Forschungsinteresse, betonte die Logopädin.

Mehrere Studien belegten, dass rhythmische Interventionen sich positiv auf das Denken und psychische Beschwerden (Depression) auswirken können. Neuere Erkenntnisse zeigten, dass Tanzen neben den erwarteten Verbesserungen im Gehen und im Gleichgewicht auch die Artikulation und Atmung verbessern. Im Gegenzug verbessern ein rhythmisches Sprech- und Atemtraining nicht nur die Artikulation und Verständlichkeit, sondern auch das Gehen und das Gleichgewicht. Demnach wirke sich eine rhythmische Betätigung vielfältig auf die Beschwerden von Patienten mit Parkinson aus.

Eine aktuelle Studie soll den Effekt von Rhythmus auf das Gehen, die Sprache und das Sprechen näher untersuchen. Mittels von non-invasiver, nah-infrarot Spektroskopie soll insbesondere die Hirnaktivität von Patienten mit Parkinson vor und nach intensiver rhythmischer Therapie gemessen werden. Die Therapien beinhalten entweder eine rhythmische Sprachtherapie (rSLT) oder ein rhythmisches Balance-Mobilitätstraining (rBMT). Diese rhythmischen Interventionen unterscheiden sich im Therapieansatz (sprechspezifisch versus mobilitätsspezifisch) aber sind gleich im kognitiven Anspruch, ließ Dr. Rösch wissen.

Die Therapien werden kostenlos für die Patienten mit Parkinson angeboten. Zu Vergleichszwecken werden auch gesunde Alterskontrollen mit denselben Aufgaben gemessen, um die natürlichen Effekte von Alter, Geschlecht und Ausbildung bei den Auswertungen der Hirnaktivität zu berücksichtigen. Die Therapien und die Testungen werden in Frankfurt und in Schmitten-Brombach stattfinden, kündigte die Logopädin an.

Interessierte Patienten mit Parkinson und/oder gesunde Teilnehmer im Alter von 50 bis 75 Jahren sollten sich noch vor den bevorstehenden Osterferien (Karfreitag ist am 10. April) bei Anne D. Rösch melden. Telefon 06084/6010 931, Mobil 0157/38518849, E-Mail: ad-roesch@gmx.de.

Anzeige

Das nächste Treffen der Regionalgruppe Neu-Anspach findet nicht am zweiten Montag im Monat (Ostermontag) statt, sondern am Dienstag, 14. April ab 14.30 im Vereinsheim in Hausen-Arnsbach.

Von H. Kopf/D. Hammerschmied