Neu-Anspach: Schwarz-weiß trifft auf Haiku

Die Wehrheimer Landfrauen lassen sich von Künstlerin Anne Killat die Motive des meditativen Kunstwanderwegs mit 12 Pult-Tafeln erklären.  Foto: Schmah-Albert
© Schmah-Albert

Auf dem meditativen Kunstwanderweg an der Jammerhecke will die Künstlerin Anne Killiat auf die Waldschäden aufmerksam machen.

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NEU-ANSPACH/WEHRHEIM. Kunst von puristischer Schönheit begleitet die Spaziergänger auf dem Wald-Rundweg im Neu-Anspacher Wald (ab der "Jammerhecke"), seit die Neu-Anspacher Künstlerin Anne Killat im Frühjahr dieses Jahres hier eine dauerhafte Ausstellung ihrer Foto-Kunst installiert hat. Zwar sollte es längst eine offizielle Einweihung des "meditativen Kunstwanderwegs", wie Killat das Projekt bezeichnet, geben, doch hatte sich die Einweihung unter anderem coronabedingt bislang verzögert. So lange wollten die Wehrheimer Landfrauen nicht warten und machten sich nun gemeinsam mit der Künstlerin auf den rund vier Kilometer langen Rundweg, um sich aus erster Hand die Werke erläutern zu lassen. Zwölf Pult-Tafeln mit künstlerisch gestalteten Fotografien der Waldschäden, die in einen Dialog mit dem japanischen Haiku (traditionelle dreizeilige Gedichte) treten, laden zur Beschäftigung mit dem Wald und seinen aktuellen Problemen ein.

Direkt am Parkplatz "Jammerhecke" zwischen Rod am Berg und Brombach befindet sich eine Einführungstafel, die das Projekt vorstellt, sodass sich die Besucher besser darauf einlassen können. Im Gegensatz zu den realen Konsequenzen des zerstörten Waldes, weisen die Bilder, die von der Künstlerin im sogenannten Raw-Format fotografiert und dann digital entwickelt wurden, eine abstrakte Ästhetik auf. In Kombination mit den Haiku-Versen und dem unmittelbaren Umfeld entsteht ein gewisses Spannungsfeld, das viel Raum lässt für eigene Empfindungen. "Es spricht Emotionen an", bestätigt Beate Illbruck vom Landfrauen-Vorstand. Die Künstlerin, die bei den zumeist in schwarz-weiß gehaltenen Nahaufnahmen die Details bewusst so reduziert, dass nicht immer gleich zu erkennen ist, um welches Motiv es sich handelt, wollte weg von der Darstellung des Gegenständlichen. Es gehe bei den Fotos um Reduzierung, die wiederum inspiriere, unbewusste Assoziationen zuzulassen, erklärte Killat. Dieser Zugang, sich auf mehreren Ebenen mit dem Waldsterben auseinanderzusetzen, könne in den Menschen eine stärkere, weil emotionale Bindung mit dem Wald auslösen, waren sich die Landfrauen mit der Künstlerin einig.

Um möglichst viele Menschen zu erreichen und um die Bilder und Haiku jederzeit auch im Kontext der heimischen Natur erlebbar zu machen, fiel die Wahl auf den sehr frequentierten Weg ab der "Jammerhecke". Die Hessische Kulturstiftung hatte dies mit einem Projektstipendium gefördert, mit dem die Herstellungskosten zu einem großen Teil finanziert werden konnten. Gemeinsam im Team wählten dann die Künstlerin, der Förster der Stadt Neu-Anspach, Christoph Waehlert, die stellvertretende Geschäftsstellenleiterin des Naturpark Taunus, Carolin Pfaff, und WaldLiebe-Vorsitzender Bernd Reuter, die Strecke für den Kunstwanderweg aus und erarbeiteten die konkrete Umsetzung. Außerdem sind zusätzlich zu den Tafeln auch zwei neue Ruhebänke an der Strecke aufgestellt worden, die aus einer Spende des Seniorenbeirats Neu-Anspach finanziert wurden. Die Werke gibt es auch als immerwährender Kalender (Format DinA3) und können über die Künstlerin selbst bezogen werden (anne.killat@killatfotoart.de).