Hauskonzert Feldberg präsentiert anspruchsvolle Kammermusik im Videostream: Goethe Trio mit Klarinette spielt Olivier Messiaen
. Oberreifenberg (red). Zum 79. Jahrestag der Pariser Erstaufführung 1941 streamte Hauskonzert Feldberg am 24. Juni das ursprünglich für April geplante "Quatuor pour la fin du temps" (Quartett für das Ende der Zeit) von Olivier Messiaen mit dem Frankfurter Goethe Trio, verstärkt um die Klarinette von Ates Yilmaz.
Besucher können aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten auch auf absehbare Zeit nicht in den privaten Räumen von Esther und Ralf Groh empfangen werden. Deshalb haben die kammermusikbegeisterten Veranstalter der renommierten kleinen Konzertreihe ihre technische Ausrüstung weiter verstärkt, um mit vier Studiomikrofonen, zwei Kameras und aufwendiger Bildregie das intensive Erlebnis dieses Konzerts in die Wohnzimmer ihres Publikums zu transportieren.
Das durch den exzellenten Klarinettisten Ates Yilmaz ergänzte Goethe Trio um den schottischen Pianisten Gavin Brady mit Mihail Katev an der Violine und dem Cellisten Panu Sundquist kommt - wie im ganz großen Konzertsaal - im Frack auf die Bühne vor den Kameras.
Berührende Nähe
Dort sitzen sie mit sichtbarer Konzentration fast unbewegt in ihren jeweiligen Spielpausen, quasi als Vertreter des abwesenden Publikums und mahnende Wache über das Ende der Zeit.
Noch intensiver gelingt die Musik: Die vier Musiker zelebrieren das hochspirituelle Werk aus düsteren Tagen der Kriegsgefangenschaft am Anfang des Zweiten Weltkriegs in berührender Nähe, nehmen sich Zeit in den langsamen Passagen, spielen düster pointiert im rhythmisch Mahnenden und vergnügt zwitschernd die komponierten Vogelstimmen.
Die Bildregie unterstützt die Nähe mit Wechseln von Nahaufnahmen und Totale passend zu den Einsätzen der Instrumente. Zwischen den acht Sätzen erscheinen die Begleittexte von Olivier Messiaen auf schwarzem Hintergrund und ziehen den virtuellen Betrachter in das Konzertgeschehen hinein. Man spürt förmlich die Liebe, mit der die Veranstalter jedes Detail der Aufnahme gestaltet haben, und zwar ganz ohne professionelle Unterstützung durch Ton- oder Filmstudios. Wie im gewohnten Konzertbetrieb bisher ist hier alles "Made in Oberreifenberg" - und braucht doch den Vergleich mit größeren Namen keineswegs zu scheuen. Wer sich die Zeit nimmt und häusliche Ablenkung vermeidet, kann so die Intensität eines tatsächlichen Konzertbesuchs bei Hauskonzert Feldberg erleben, anstatt nur eine weitere Aufnahme dieses berühmten Werks im Netz zu betrachten.
Online verfügbar
Das Konzert ist im virtuellen Konzertsaal auf www.hauskonzert-feldberg.de auch weiterhin frei verfügbar. Wer mag, kann die Musiker dort durch den Kauf virtueller Eintrittskarten auch finanziell unterstützen.