Erschossenes Pony in Usingen: Haustierabschuss "nicht unüblich"

Erschossenes Pony in Usingen: Nach Tierschutzangaben kommen solche Fälle häufiger vor. Dieser fordert nun die Abschaffung des Abschusses vor allem von Hunden und Katzen, die gesetzlich immer noch erlaubt ist und sagt: "Dies ist ein Relikt aus der Feudalzeit." Archivfoto: Völker

Erschossenes Pony in Usingen: Nach Tierschutzangaben kommen solche Fälle häufiger vor. Dieser fordert nun die Abschaffung des Abschusses vor allem von Hunden und Katzen, die...

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. USINGEN. Jäger erschießen nicht nur Wildtiere - manchmal verletzen sie mit ihren Waffen auch andere Tiere. So geschehen im vergangenen Sommer in Usingen: Ein Jäger erschoss nachts ein Pferd auf der Koppel - er hatte es für ein Wildschwein gehalten. Wie oft Jäger solche fatalen Fehlschüsse abgeben, ist nicht bekannt. Eine entsprechende Statistik gibt es nicht, die Jäger sprechen von sehr seltenen Ausnahmen. Lea Schmitz vom Tierschutzbund in Bonn sieht das anders. "Nach unserer Erfahrung kommt es häufiger vor", sagt sie.

Der Durchschnittsjäger ist männlich und im fortgeschrittenen Alter, eine obere Altersgrenze gibt es für sie nicht. Bei der Jägerprüfung müssen stehende und bewegliche Ziele getroffen werden, anschließend wird die Schießfertigkeit nicht mehr überprüft. Für die Teilnahme an Bewegungsjagden muss vorher lediglich an einem Übungsschießen mitgemacht werden. "Diese Teilnahme sagt aber nichts über die Schießfertigkeit aus", so Schmitz. Auch für die Verlängerung des Jagdscheins muss nicht der sichere Umgang mit Waffen nachgewiesen werden.

Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Haustiere abgeschossen werden, auf Nachfrage bei den Jagdverbänden zeigen sich Jäger meistens recht zugeknöpft. "Die Landesjagdverbände sowie der Deutsche Jagdverband weisen immer wieder auf die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften hin", antwortet Till Krauhausen vom Landesjagdverband Hessen in Bad Nauheim auf die Frage nach entsprechenden Vorsorgemaßnahmen. Insbesondere der Umgang mit der Waffe sei ein wichtiger Bestandteil sowohl der Ausbildung als auch der Jägerprüfung - dort führten Fehler etwa in der Waffenhandhabung sogar zum Ausschluss.

Schießen dürfen Jäger nicht nur auf Wildtiere, sondern auch auf Katzen und Hunde, wenn sie diese beim Jagen erwischen und weitere Umstände wie eine Mindestentfernung zur nächsten Ansiedlung vorliegen. Auch hier schweigt die Statistik, für erschossene Haustiere gibt es keine Meldepflicht. Der Verband in Hessen berichtet von "sehr strengen gesetzlichen Vorgaben", aber auch von zwei Hunden und 128 Katzen, die laut Streckenliste im Jagdjahr 2020/21 von Jägern getötet worden seien.

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Mike Ruckelshaus von der Tierschutzorganisation Tasso in Sulzbach hält das für unrealistisch. Die Streckenliste beruhe lediglich auf freiwilligen Angaben und sei daher wertlos, sagt er. "Es ist von einer weitaus höheren Dunkelziffer auszugehen." Geschätzt werde eine Zahl von Zehntausenden Katzen und etwa Tausend Hunden, die jährlich den Jägern bundesweit zum Opfer fielen. Dabei gebe es keine Beweise, dass diese Tiere eine nennenswerte Bedrohung für Wild seien. Nur in wenigen Bundesländern ist der Schuss auf Haustiere bislang verboten, darunter im Saarland. Eine Regelung, die nach der Meinung von Ruckelshaus in ganz Deutschland gelten sollte: "Wir fordern die Abschaffung des Abschusses von Hunden und Katzen durch Jäger, das ist ein Relikt aus der Feudalzeit."