Integration in Usingen: Positive Nachrichten und Wermutstropfen

Karin Mansouri berichtet über das Projekt "Wir sind Usingen".  Foto: Hammerschmied
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Karin Mansouri informiert Usinger Sozialausschuss über das Projekt "Wir sind Usingen" und berichtet über einen "Wermutstropfen".

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. USINGEN (dha). Von der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe bis zum Projekt "Wir sind Usingen" spannte Karin Mansouri den Bogen im Ausschuss für Soziales, Jugend, Kultur, Sport und Schulfragen (SJK). Die Mitarbeiterin der Verwaltung im Integrationsbüro blickte nicht nur auf ein Jahr "Wir sind Usingen" zurück, sondern erinnerte auch an das Jahr 2014, als im Herbst die ersten Flüchtlinge in das ehemalige Krankenhaus in der Hattsteiner Allee einzogen. Die Usinger Bevölkerung habe die Flüchtlinge sehr hilfsbereit aufgenommen, auch mit Kaffee und Kuchen, aber in erster Linie mit Deutschangeboten. Ein "Deutschbüro" sei eingerichtet worden, in dem Ehrenamtliche und Hauptamtliche unterrichteten. Keine Frage, so Mansouri, Integration geht in erster Linie über die Sprache. Es waren zunächst 150 Menschen mit Flüchtlingshintergrund aus Ländern wie Syrien, Irak, Iran, Afghanistan, Somalia und Eritrea.

Freiwillige Teilnahme

Aber warum sollten nur Flüchtlinge deutsch lernen? Usingen habe einen gewachsenen Anteil ausländischer Mitbürger von 22 Prozent. Vorwiegend seien die Menschen aus der Türkei, Polen und Südosteuropa. Dass Integration am besten am Wohnort funktioniere, hätten Studien bewiesen. So wurde aus dem "Deutschbüro" das Projekt "Wir sind Usingen". Dieses Projekt wird unterstützt durch die StartHilfe Hochtaunus in Kooperation mit dem Land Hessen, dem Kommunalen Jobcenter und der Stadt Usingen, gefördert durch Mittel des Europäischen Sozialetats.

Integration als lokale Herausforderung richte sich an eine Zielgruppe der 16- bis 55-Jährigen ohne deutschen Pass. Die StartHilfe habe die Idee zum Konzept ausgearbeitet. "Wesentlicher Punkt dabei ist, dass wir auf freiwillige Teilnahme setzen. Wir sprechen die an, die etwas tun möchten", so die Integrationsbeauftrage der Stadt. In einem in sechs Sprachen verfassten Flugzettel seien die ausländischen Mitbürger ohne deutschen Pass zur Auftaktveranstaltung am 1. Juli 2019 eingeladen worden - 47 Teilnehmer, 31 männliche und 16 weibliche, aus 18 Ländern waren gekommen. Eine bunte Mischung nicht nur aus den klassischen Flüchtlingsländern, findet Mansouri. Unter den Anwesenden sei auch ein Jurastudent und ein Bauingenieur gewesen. Viele seien allerdings in ein tiefes Loch gefallen, als sie erfahren hätten, wie in Deutschland der Arbeitsalltag aussieht. Über die Nachhaltigkeit sei sie dennoch erfreut, denn von 18 Menschen, die eine Arbeit aufgenommen hatten, seien nur zwei ausgestiegen. Einer habe seine Arbeit durch eigene Schuld verloren, der andere, weil der Betrieb aufgrund von Corona Insolvenz anmelden musste.

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"Learning bei doing", stehe für die individuelle Betreuung mit dem Ziel, diese Menschen mit ihren Talenten und Potenzialen direkt vor Ort zu fördern. Durch Mundpropaganda würde die Zahl derer, die sich im Integrationsbüro melden, ansteigen. Mit Freude könne sie berichten, dass weitere sieben Personen in eine Berufsausbildung gefunden hätten - als Fleischfachverkäuferin und im Hausmeisterservice. Frauen würden verstärkt im Bereich Pflege arbeiten wollen. Eine weitere freudige Nachricht hatte die Integrationsbeauftragte parat: Das Projekt "Wir sind Usingen" wurde mit einer Laufzeit bis zum 31. Januar 2022 verlängert.

Dann hatte sie aber doch noch einen Wermutstropfen zu vermelden: "Usinger Migranten sind nicht so motivierbar. Mehr Interesse kommt von Leuten, die von außen kommen, zum Beispiel aus Neu-Anspach und Grävenwiesbach. Aber das Projekt ,Wir sind Usingen' ist für Usinger Bürger gedacht. Daran müssen wir arbeiten", schloss Mansouri.

Erfreut, dass ein "so gutes Projekt" verlängert wurde, zeigte sich Manfred Sielemann (Grüne). Es sei ein tolles Beispiel für Integration. Kate Wagner betonte, dass Integration eine lokale Herausforderung sei. Die Vorsitzende des Ausländerbeirates weiter: "Es tut mir leid, dass das Projekt in Usingen nicht so angenommen wird."