Die Kolpingsfamilie Wernborn hat bei ihrer jährlichen Aktion 2,62 Tonnen Kleidung gesammelt. Warum sie damit nicht den afrikanischen Markt zerstören würden, erklärt der...
. Wernborn (red). Bereits um drei Uhr hatte sich der ukrainische Fahrer einer Bremer Spedition auf den Weg gemacht, um rechtzeitig zur Abholung der Kleidersammlung in Wernborn zu sein. Es sei eine logistische Herausforderung für "Kolping Recycling" in Fulda, in den Diözesen Limburg, Fulda und Mainz die Straßenkleidersammlung zu organisieren. Doch der Einsatz habe sich gelohnt. 2,62 Tonnen Schuhe, Bekleidung, Tisch- und Bettwäsche kamen bei der Sammlung der Kolpingsfamilie Wernborn zusammen.
Recycling spart Wasser
Zu kritischen Stimmen, die anmerken, dass der Verkauf von Altkleidern den Textilhandel in anderen Ländern zerstört, erklärte Stephan Kowoll kürzlich vor dem Präsidium des Diözesanverbandes Limburg: "Die "Kolping Recycling" mit Sitz in Fulda ist mit dem Prüfsiegel für gesicherte Nachhaltigkeit ausgezeichnet, das sowohl in den Bereichen Ökologie und Ökonomie als auch in Sozialkompetenz umfassender Nachhaltigkeitsprüfung standhält - und das mit jährlicher Kontrolle." 70 Prozent der Sammelcontainer werden laut Kolping durch Integrationsbetriebe geleert, die auf tariflicher Basis oder mit Mindestlohn bezahlt würden.
Von den gesammelten Altkleidern würden sich durchschnittlich 50 Prozent für den Secondhand-Gebrauch eignen. Die andere Hälfte werde zu Putzlappen oder Rohstoffen verarbeitet, ein wachsender Teil müsse als Müll entsorgt werden.
In Deutschland blieben höchstens drei Prozent der Textilien als Secondhand-Ware. Aus der Altkleidersammlung ließen sich nur Brautmoden, Trachtenkleidung und Taschen im eigenen Land vermarkten, der Rest würde nach gezielten Angaben der dortigen Großhändler nach Afrika verkauft, wo 30 Prozent der Bevölkerung vom Altkleiderhandel lebe. Da es dort seit den 90er-Jahren nicht mehr die Möglichkeit gebe, in der Textilindustrie zu arbeiten, sei der Altkleiderhandel für diese Menschen existenzsichernd. In Corona-Zeiten würden sie auf neue Ware warten, die zum Teil nicht eingeführt werden dürfe.
Ökologisch sei Textilrecycling wertvoll, da die Produktion von einem Kilogramm Baumwolle unter anderem etwa 20 000 Liter Trinkwasser verschlinge. Gute Markenware lasse sich oft waschen, und das wüssten auch afrikanische Käufer zu schätzen, während Billigware mit hohem Kunststoffanteil zwar neu sei, aber auch früher verschleiße. Kleider, die nicht mehr in den Verwertungskreislauf kommen, lande auf dem Müll, auch in Deutschland.
Die Erlöse aus der Sammlung der Kolpingsfamilie Wernborn kämen der Jugend- und Familienarbeit des Diözesanverbandes zugute. Die nächste Kleidersammlung wird wieder in einem Jahr stattfinden. Bis dahin kann Kleidung auch in der Sternstraße 20 in Wernborn abgegeben werden. Informationen werden unter 06081/3150 und www.kolping-werborn.de erteilt.