Da durch die Coronapandemie kein Adventsmarkt stattfinden kann, packt die Feuerwehr Obernhain nun Tüten für zuhause zusammen, um auch daheim auf einen Weihnachtsmarktbummel...
OBERNHAIN. Mit einem "Adventsmarkt to go" setzte die Freiwillige Feuerwehr in Obernhain eine Aktion als Ersatz für den coronabedingt ausgefallenen Adventsmarkt um, die großen Anklang in Dorf fand. "Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man trotz der Pandemie den Menschen eine vorweihnachtliche Freude machen und eine Verbundenheit mit dem Dorf und der Freiwilligen Feuerwehr herstellen kann", so Vorsitzender des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr, Matthias Streim, gegenüber dem Usinger Anzeiger.
So kam die Idee auf, eine Tüte mit typischen Utensilien eines Adventsmarktbesuchs zu packen. Wie die Besucher des Obernhainer Adventsmarkts es sonst gewöhnt sind, ist zum Beispiel statt des üblichen Kaffe- und Kuchenbuffets nun Kaffee (als Instant-Pulver) und selbst gebackener Kuchen in der Tüte, dazu die beliebten selbst gebackenen Plätzchen und natürlich Glühwein (in der Flasche), ohne den ein Adventsmarktbesuch undenkbar ist. Aber weil es eine Familien-Tüte sein soll, wurden auch kleine Tetrapacks mit Trinkschokolade eingepackt, dazu Mandarinen, Nüsse und Schoko-Nikoläuse und andere kleine Überraschungen, wie zum Beispiel weihnachtliche Servietten. Für die weihnachtliche Stimmung durfte natürlich auch eine Kerze (auf einer kunstvoll hergestellten Holzscheibe) nicht fehlen. Die mit solch Adventsmarkt-typischen Utensilien gepackten Tüten in einem Gegenwert von rund zehn Euro wurden am Samstagnachmittag vor dem Feuerwehrgerätehaus von einigen Kameraden ausgegeben. Zuvor hatten sich die Familien, die eine solche "Adventsmarkt to go-Tüte" haben wollten, bei der Freiwilligen Feuerwehr anmelden müssen, nur dann konnte man bedacht werden. 262 Tüten waren es am Ende, die von einigen Helfern der Wehr in Kleingruppen gepackt wurden, so Wehrführer Michael Erdmann auf Nachfrage. Und damit seien die Erwartungen weit übertroffen worden, freute er sich.
Kassenwart Ulrich Jacobs wiederum freut sich, dass viele der Familien mehr als die geforderten zehn Euro für eine Tüte bezahlten. Und dass der Inhalt der Tüten außerdem weitestgehend von einigen Sponsoren finanziert wurde. So stammen die Kuchen von Tanja Huck aus Obernhain, die das gleichnamige Café in der Bad Homburger Louisenstraße betreibt. "Wir haben nach wie vor Kontakt, man verliert sich in Obernhain eben nicht aus den Augen, auch wenn man beruflich woanders seinen Schwerpunkt hat", erklärt Streim, wie es zum Sponsoring eines Bad Homburger Cafés kam. Vieles, was die Familien nun in der Adventsmarkt-Tüte finden, wie die Mandarinen, die Nüsse, die Schoko-Nikoläuse und einiges mehr, stammt von Katja und Jörg Aigner vom Edeka-Markt Aigner in Wehrheim. "Wir finden es toll, dass etwas auf die Beine gestellt wird und unterstützen das sehr gerne", so Jörg Aigner. Auch dass die kleinen Trinkschokolade-Tetrapacks von der Firma Hochwald gesponsert wurden und Einzug in die Adventsmarkt-Tüten fanden, lag an dem Engagement des Ortslandwirts Frank Hammen, der die Milch seiner Kühe auf dem Oranienhof an Hochwald liefert. Hammen, der auch gleichzeitig Vorsteher der Wehrheimer Gemeindevertretung ist, sicherte zusätzlich auch eine Unterstützung aus seinen Verfügungsmitteln zu. "Es wird etwas gemacht und das ist unterstützenswert", begründet er. Mit den Erlösen aus dem Adventsmarkt-Tüten-Verkauf will die Freiwillige Feuerwehr für alle Aktiven der Einsatzabteilung sowie für die Kinder- und Jugendwehr Mund-Nase-Masken mit einheitlichem Design anschaffen. Das stärke das Zugehörigkeitsgefühl, denn seit coronabedingt keine gemeinsamen Übungen mehr stattfinden können und nur sporadisch ein paar Kameraden sich im Gerätehaus treffen, um die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge und Gerätschaften aufrechtzuerhalten, haben sich die Gruppen praktisch nicht mehr gesehen. Und es erinnert die Kinder und Jugendlichen an die Jugendwehr. "Und es ist hoffentlich auch ein bisschen Werbung, wenn die Kinder diese Masken in der Schule tragen", hofft Streim. Denn die Gefahr sei auch, dass bei einem so langen Stillstand manche Kinder sich von der Feuerwehr entfremden und sich andere Hobbys suchen. "Wenn am Ende zehn Kinder und Jugendliche weniger in der Jugendwehr sind, dann ist das nicht nur schade für die Gruppe, das reißt später auch eine Lücke bei den Aktiven, dann fehlen uns in ein paar Jahren zehn Aktive in der Einsatzabteilung. Das kann für eine kleine Wehr schon existenzbedrohend sein", mahnt Wehrführer Erdmann. Aber wie es in Obernhain aussieht, scheinen die Familien sich doch der Ortsfeuerwehr verbunden zu fühlen. Die Tüten jedenfalls gingen weg, wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.