Der Wehrheimer Gemeindewald kämpft gegen Borkenkäfer,...

Revierförster Björn Neugebauer vermisst das geschlagene Holz. Fotos: Jung

Im Wehrheimer Gemeindewald tobt ein Kampf gegen Borkenkäfer, Trockenheit und Sturmschäden. Förster Björn Neugebauer berichtet von seinem Beruf, den er am Abend nicht aus der...

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. PFAFFENWIESBACHDerzeit sind drei Harvester im Gemeindewald unterwegs. Ingmar Dietrich, Thorsten Keller, Florian Hartmann und Heiko Notdurfter sind im Schichtbetrieb im Einsatz. Ihre Ziele: Das Käferholz aus dem Wald zu holen und zu vermarkten sowie die Schäden von Sturmtief "Sabine" zu beseitigen.

Dietrich fährt derzeit mit einem Rückezug auf den Spuren der Harvester hinterher und holt das Holz mit der großen Greifgabel aus dem Wald und legt es an den Forstwegen ab. 250 PS hat sein Arbeitsgerät und er ist voll konzentriert. "Natürlich ist es anstrengend, weil du hoch konzentriert sein musst", erklärt er. Aber es mache auch Spaß, in der Natur zu arbeiten. Revierförster Björn Neugebauer schaut einige Male am Tag nach dem Rechten. Er vermisst das Holz mithilfe von Messlatte und Handy. "Das wird dann ans Rechenzentrum der Holzagentur geschickt und kann dann katalogisiert werden", erklärt er. Die Holzagentur kümmert sich darum, dass das Holz verkauft werden kann. "Wir haben hier Holz für Baumärkte, wir haben Holz für die Papierwirtschaft und wir haben stark befallenes Käferholz, welches nach China exportiert wird", weiß Dietrich zu ergänzen. Zwei bis drei Wochen, so seine Einschätzung, werden die Arbeiten im Forst noch weitergehen. Neugebauer ist zuversichtlich, was den Borkenkäfer in diesem Jahr angeht. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass der Käfer gerne an das geht, was leicht für ihn zu erreichen ist", erklärt er. Doch dieses Holz werde derzeit aus dem Wald herausgeholt. Die Witterung spiele auch mit, sodass er zwar nicht gleich Entwarnung geben will, was den Borkenkäfer angeht, aber vielleicht ist es eine Art Pattsituation. Seit mehr als zwei Jahren arbeiten jene, die im Wehrheimer Wald tätig sind, am Limit. "Wir schieben viele Überstunden vor uns her", so Neugebauer. Doch er und seine Kollegen hängen mit Herzblut an dem Wald und sind deshalb gerne im Einsatz. "Das ist kein Job, bei dem du abends die Türe abschließt und heimgehst", so Neugebauer, "das beschäftigt dich auch noch nach Feierabend". Umso wichtiger ist es ihm, dass es dem Wald gut geht. Er hofft auf einen nicht zu trockenen Sommer, damit der Borkenkäfer keine Chance erhält und sich auch der Grundwasserspiegel wieder erholen kann. "Das Blöde an den Fichten, die durch Sturmtief ,Sabine' umgekippt sind, ist, dass sie auch die Naturverjüngung mit sich gerissen haben", bedauert er. Soll heißen: Die Fichte hat auch kleine Bäume, die gepflanzt worden sind oder sich von selbst gepflanzt haben, in Mitleidenschaft gezogen. "Zum Glück kann der Harvester da vorsichtig betätigt werden, und die kleinen Bäume bleiben bestehen", hofft er. Baumpflanzaktionen wie die im Frühjahr bei Pfaffenwiesbach oder in der Nähe des Hessenparks mit dem Verein Trinkwasserwald sind immens wichtig. "Der Wehrheimer Wald hat etwa 1250 Hektar", so Neugebauer, "und die Gemeinde hat natürlich auch so ihre Vorstellungen, was den Wald angeht". So viel Holz wie in den letzten beiden Jahren wurde schon lange nicht mehr geerntet. Leider nicht immer mit dem nötigen Ertrag, denn durch die Borkenkäferplage und die Stürme ist der Markt leider übersättigt oder die Qualität des Holzes so schlecht, dass dafür kaum noch ein Erlös zu erzielen ist.

Neugebauer sieht aber auch hier die Nachhaltigkeit: "Der Wald ist in einer Umbauphase. Es geht weg von den Monokulturen zu Mischwäldern", so seine Beobachtung. Dem verschließt sich auch nicht der Waldeigentümer. "Die kommenden Jahre wird wahrscheinlich wenig Holz eingeschlagen werden, weil wir so viel in den letzten Jahren haben ernten müssen", erklärt der Revierförster. Da der Wehrheimer Wald Standorte von sumpfig-morastig bis staubtrocken hat, gibt es auch keine Allround-Lösung. "Es kommen immer verschiedene Baumarten in Betracht. Aber klar ist, dass es Mischwald geben wird", betont Neugebauer. Hochwertige Bäume wie die Eiche sollen verstärkt gepflanzt werden und für kommende Generationen zur Verfügung stehen. Die Monokulturen sind schon länger kein Thema. Aber es dauert natürlich, den Wald umzubauen. Das braucht Zeit, Geld und Hingabe sowie Durchhaltevermögen. "Wir kämpfen gegen Borkenkäfer, Trockenheit und Sturmschäden", fasst Neugebauer noch einmal zusammen. Neben den drei Punkten dient der Wald natürlich auch noch als Erholungsgebiet für die Wehrheimer und ist Heimat vom Wild. Dieses muss beobachtet werden. Die Waldspaziergänger und Mountainbiker sollten auf den Wegen bleiben.